Interview mit Koljah, Panik Panzer und Danger Dan von der Antilopen Gang Interview Antilopen Gang: „Alle deutschen Rapper werden sterben“

Mit einer Art „revolutionsromantischem Rüpelrap, der lieber Punk wäre“, präsentieren die Antilopen ihr Debütalbum „Aversion“. Wir sprachen mit der Gang über das bessere Leipzig, Bro-Debatten und peinliche Demos.

Die Antilopen Gang – das sind Koljah, Panik Panzer und Danger Dan. Musikalisch richtet die Gang mit Tracks wie „Beate Zschäpe hört U2“ und „Anti Alles Aktion“ den Mittelfinger gegen vorgefertigte Konventionen. Mit einer Art „revolutionsromantischem Rüpelrap, der lieber Punk wäre“, präsentieren die Antilopen nun endlich ihr Debütalbum „Aversion“. Wir sprachen mit der Gang über das bessere Leipzig, Bro-Debatten und peinliche Demos. 

© Thomas Schermer
 

„Aversion“ – wogegen eigentlich?

Koljah: Die Aversion die ist allumfassend. Sie ist einerseits unkonkret, weil sie sich gegen alles richtet. Anderseits gibt’s da auch bestimmte Dinge und Personen – am stärksten meinen wir damit wahrscheinlich uns. Es gibt ja auf dem Album auch den Track „Anti Alles Aktion“- da kann man es schon so zusammenfassen, dass der Name Programm ist.

  

Seid ihr jetzt insgesamt punkiger mit eurem neuen Label (das Label der „Toten Hosen“)?

Koljah: Klar, ist es immer noch Rapmusik in erster Linie. Wir nennen es revolutionsromantischer Rüpelrap, der lieber Punk wäre. So ein bisschen spielen wir natürlich mit Punkeinflüssen. Aber dieser Einfluss ergibt sich und ist nicht geplant. Ich meine, wir alle haben natürlich irgendwie ne Affinität zu Punk. Das hat aber nichts mit dem Label zu tun.

Danger Dan: Ich ergänze kurz. Was aber schon stimmt, ist dass wir einfach aus rechtlichen Gründen Samples von den Toten Hosen benutzen konnten. Die Gitarrenriffs am Anfang von Anti Alles Aktion sind auch auf Basis von Tote Hosen Punkliedern. Wir haben im Prinzip eine Art Musikrecycling betrieben. Aber natürlich produzieren wir komplett selbst. Das macht auch den neuen Sound aus. Früher arbeiteten wir viel mit Produzenten – mal der, mal der. Diesmal haben wir uns zusammen hingesetzt und überlegt, was WIR wollen. Neben Punkeinflüssen, gibt’s ja zum Beispiel orchestrale Beats mit Pauken- und Glockenschläge. Dann gibt’s auch die ganz klassischen Rapbeats. Dann wirst du bei uns auch mal eine Bassline finden, die so eher Reggae-typisch wäre. Wir entleihen aus den verschiedensten Genren etwas.

 

„Beate Zschäpe hört U2“ ist aktueller denn je. Könntet ihr euch vorstellen, auf Demos aktiv zu werden? 

Koljah: Auf einem Lied meines Solo-Albums heißt es: „Nein, ich trete nicht bei Demos auf, weil Demos peinlich sind.“ Grundsätzlich mag ich das nicht, die Musik einem politischen Zweck unterzuordnen und aufm Demowagen den Hampelmann zu spielen. Ich glaube, das wäre vielleicht eher ein Danger Dan Soloauftritt.

 

In „Outlaws“ heißt es „Deutschrap muss sterben“ – wer denn? Hafti, K.I.Z., Kollegah?

Panik Panzer: Ich wünsche keinem deutschen Rapper den Tod.

Danger Dan: Aber ich kann voraussagen, dass alle deutschen Rapper dennoch sterben werden (lacht). 

 

Wo wir gerade bei Richtigstellungen sind: In einem anderen Track heißt es „Die Uni muss brennen“ – neulich meintet ihr auf Facebook „die Uni hat Swag“ – was denn nun?

Danger Dan: Die Uni hat natürlich besonders viel Swag, wenn sie brennt (lacht). Allerdings sind ja in Unis viele Bücher. Und Bücherverbrennung sollte man ja bekanntlich vermeiden.

 

Bisher Erfahrungen mit Leipzig gemacht?

Danger Dan: Ich wohne ja in Berlin und hier gibt’s ‘ne regelrechte Abwanderung nach Leipzig. Ich wette, es gibt viel mehr Oneway-Tickets von Berlin nach Leipzig als umgekehrt (lacht).

Koljah: Die Antilopen Gang hat einen gemeinsamen Freund in Leipzig, das ist der Arvid Wünsch – ein Videomacher, mit ihm haben wir das Video  „Der Goldene Presslufthammer“ in Leipzig gedreht. 

Panik Panzer: Ich würde gern hinzufügen, dass ich bis vor kurzem Halle und Leipzig verwechselt habe. Daher schwärmte ich schonmal davon, dass Leipzig so toll ist, weil es so schön kaputt und trist ist. Aber eigentlich meinte ich Halle (lacht). 

 

Panik Panzer und Danger Dan, ihr seid ja leibliche Brüder – wie läuft das in der Gang?

Panik Panzer: Manchmal schlagen wir uns die Köpfe ein (lacht). Aber manchmal streicheln wir uns auch.

Danger Dan: Wir haben ja schon in der Grundschule zusammen Auftritte gespielt. Er am Schlagzeug, ich am Klavier … „Let it be“ von den Beatles. Da siehste mal! Neulich hatten wir allerdings zum Beispiel eine Debatte und da rief gerade unsere Mutter an und wollte sich auch nochmal integrieren und hat für Panik Panzer argumentiert … Das war ein Moment, yoahr – der war nicht so schön (lacht).

Panik Panzer: An dieser Stelle Grüße an unsere Mutter: Wir sind erwachsen, Mama! (lacht)

13. März 2015 sind die Jungs im UT Connewitz (ausverkauft) und am 18. Dezember 2015 im Conne Island Leipzig.