MIT PINGUINEN DEN GLETSCHER RUNTERRUTSCHEN Interview: Dirk Steffens – Moderator „UNSER BLAUER PLANET II – LIVE IN CONCERT“

Wir sprechen mit Naturfilmer, Moderator und Umweltaktivist Dirk Steffens über seinen Werdegang und seinem Engagement außerhalb seiner Moderatorentätigkeit.

Ein Ausflug in die Tiefsee, Schwertwalen beim Jagen und einem Lippfisch beim Hausbau zusehen – das sind nur einige der spektakulären Aufnahmen aus dem zweiten Teil der BBC-Dokureihe „Unser blauer Planet“, die im Frühjahr 2018 im deutschen Fernsehen erstausgestrahlt wurde. Im März 2020 werden die beeindruckendsten Szenen aus „Unser blauer Planet II“ in der Live-in-Concert-Version auf großer Leinwand und mit musikalischer Untermalung des The City of Prague Philharmonic Orchestra in der QUARTERBACK Immobilien ARENA zu sehen sein. Moderiert wird das Ganze von keinem Geringeren als Naturfilmer, Moderator und Umweltaktivist Dirk Steffens. urbanite hat ihn für euch vorab mal ein bisschen ausgefragt:

© Herbert Schulze Panorama

Du bist als Naturfilmer bekannt geworden. Wie bist du dazu gekommen? Waren Umwelt- und Tierschutz damals schon Themen für dich?

Als ich angefangen habe, wollte ich zunächst nur einen coolen Job haben. Ich habe als Kind immer Tierfilme geschaut und mir dabei gedacht, dass ich so etwas später einmal beruflich machen möchte – um die Welt fahren, Abenteuer erleben und wilde Tiere aus allererster Nähe beobachten. Diese Idee hat mir gefallen und ich war später tatsächlich u.a. als Filmemacher tätig. Die Arbeit im Bereich Naturfilm und hinter der Kamera hat mich erst zum Umweltschützer gemacht. Ich mache das ja schon seit über 25 Jahren – und zu der Zeit waren das generelle Umweltbewusstsein, globaler Klimawandel, Naturschutz und das massive Artensterben gar nicht so große Themen wie heute. Auf meinen Reisen um die Welt und zu den entlegensten Orten unseres Planeten habe ich die stetigen Veränderungen dann hautnah miterlebt: Viele Orte und Landschaften stoßen nicht zuletzt aufgrund des wachsenden Tourismus an ihre Grenzen. Die Strände werden mit Plastik, das in den Weltmeeren schwimmt, verschmutzt, durch die Überfischung sind die Bestände massiv zurückgegangen, und aufgrund der durch Umweltverschmutzung bedingten Erderwärmung schmilzt u.a. nicht nur das Polareis, sondern es geht auch Lebensraum für diverse Tierarten verloren – von den Eisbären bis hin zu den Lebewesen, die in Riffen ihr Zuhause finden, vom Korallensterben an sich mal ganz zu schweigen.  Aufgrund dieser Erlebnisse und Eindrücke hat mein Beruf mich über die Jahre zum Umweltschützer gemacht.

Warum hast du dich später dazu entschieden, Moderator zu werden? Welche Sendungen moderierst du heute?

Ich habe zunächst hinter der Kamera gearbeitet – als Regisseur, Filmemacher und Produzent. Damals war ich für „Tierzeit“ in der Antarktis unterwegs und VOX hat einen neuen Moderator gesucht. Über die Funkanlage unseres Schiffes kam ein Telex vom Sender und der Vorschlag, ob ich nicht eine Probemoderation machen könne. Also bin ich am nächsten Tag inmitten einer Pinguinkolonie einen Gletscher runtergerutscht, zwischen den Tieren zum Stoppen gekommen, habe meine erste Fernsehmoderation gemacht – und seitdem bin ich Moderator. So ist das passiert (lacht)!

Was machst du bzw. wie engagierst du dich außerhalb deiner Moderatorentätigkeit?

Das ist ja alles eng miteinander verknüpft. Eine der vorherigen Fragen war, welche Sendungen ich moderiere. Ich arbeite für das ZDF und bin dort seit 2008 Moderator für Wissenschaftsdokumentationen und Reportagen. Ich moderiere u.a. Terra X – das ist die reichweitenstärkste und erfolgreichste Naturdokumentationsreihe, die es in Deutschland gibt. Ich engagiere mich für den WWF und das Jane Goodall Institute. Zudem bin ich seit 2016 Botschafter bei den Vereinten Nationen für Biodiversität, also für Artenvielfalt.

Über meinen Beruf, eine sich daraus ergebende Bekanntheit und mein persönliches Engagement bin ich nach und nach in eine „Szene“ von Experten hineingewachsen, sodass auch immer mehr Anfragen an mich herangetragen werden, ob ich z.B. zu bestimmten Themen einen Vortrag halten möchte oder als öffentlichkeitswirksame Person etwas unternehmen könnte. Um mich noch besser für den globalen Artenschutz engagieren zu können und über dessen Ursachen und Gefahren zu informieren, habe ich vor zwei Jahren, zusammen mit meiner Frau, eine Stiftung gegründet – die BIODIVERSITY FOUNDATION. 

© FKP Scorpio | Jonathan Green

Was bedeutet es für dich persönlich, „Unser blauer Planet II – Live in Concert“ zu moderieren? Was ist das besondere an der Aufführung im März?

Das ist tatsächlich eine ganze Menge! Zum einen habe ich selber bereits sehr viele Tauchfilme gemacht und mit Unterwasserkameras gedreht. Und das hier sind tatsächlich die spektakulärsten und besten Unterwasseraufnahmen, die es auf dieser Welt gibt – und das darf ich so sagen, weil ich die Filme nicht selber gedreht habe. Es ist ein Lob an die besten Kamerafrauen und Kameramänner der Welt! Die Szenen werden in Ultra-HD auf einer riesigen LED-Leinwand gezeigt – die Leinwand ist größer als die Wohnung, in der ich lebe (lacht). Das ist eine Qualität, die kann man auf keinem Fernseher zu Hause erzeugen. Und vor der Leinwand befindet sich ein großes Sinfonieorchester plus Chor, das zu den spektakulären Bildern die von Oscar-Preisträger Hans Zimmer komponierte Musik live spielt. Kurz gesagt: Wenn die Filmsequenzen starten und die Live-Musik die Bilder passgenau vertont – das pustet dich weg! Und mir macht es riesigen Spaß!

Was für eine Rolle spielt die Musik dabei? Und welche Art von Musik erwartet uns?

Das Sinfonieorchester – das „The City of Prague Philharmonic Orchestra“ – ist spezialisiert darauf, Filmmusik zu spielen. Die einzelnen Sequenzen starten und werden währenddessen nicht moderativ von mir begleitet, das passiert vor jeder Sequenz. Das Orchester untermalt das Geschehen auf der Leinwand und verstärkt die einzigartigen Aufnahmen musikalisch, lädt die Szenen regelrecht emotional auf. Der Dirigent ist Matthew Freeman – ihn kenne ich jetzt auch schon ein paar Jahre und der ist genau auf solche Shows spezialisiert und möglicherweise der Beste der Welt, wenn es darum geht, Filmmusik live auf die Bühne zu bringen. Es ist ja Musik, wie man sie bei den ganz großen Kinofilmen, bei den Blockbuster-Filmen, im Kino hört. Die Musik wurde von Hans Zimmer komponiert – ich weiß nicht, wie viele Oscars dieser berühmte Filmmusik-Komponist schon gewonnen hat, es dürften eine Menge sein. Die klassische Musik, gespielt von einem so großen Klangkörper und in Kombination mit diesen herausragenden Natur-Aufnahmen – das ist schon groß!

In „Unser blauer Planet“ spielen auch die Verschmutzung der Meere und die Auswirkungen auf unser Klima eine zentrale Rolle – wird das auch in der Fortsetzung thematisiert? Was soll der Film beim Publikum bewirken?

„Unser blauer Planet II“ beschäftigt sich, was die Umweltverschmutzung angeht, mehr mit dem Thema Plastikmüll im Meer, das ist ein großes Thema. In Großbritannien ließ sich zum Beispiel der sogenannte Blue-Planet-Effect beobachten. Nach der TV-Ausstrahlung von „Der Blaue Planet“ hat sich in der dortigen Bevölkerung ein starkes Umweltbewusstsein herausgebildet, das sogar bis ins britische Parlament wirkte. Die Sendung hat immerhin dafür gesorgt, dass die großen Supermarktketten ihr Angebot verändert haben und im Parlament wurde über strengere Gesetze zur Plastikkontrolle beraten. Durch ganz Großbritannien ging nach der Ausstrahlung ein Ruck, Plastikmüll zu vermeiden. Das zeigt mal wieder, was ein Naturfilm so alles bewirken kann, wenn er denn gut gemacht ist.

© BBC NHU 2017
 

Was wird dein nächstes Projekt sein?

In Zusammenarbeit mit der BBC wird mein nächstes Projekt die Moderation der Live-Adaption von „Seven Worlds, One Planet“ sein – das ist die brandneue BBC-Naturdokumentation, die unter dem Titel „Sieben Kontinente, ein Planet“ im deutschen Fernsehen jüngst im ZDF erstausgestrahlt wurde. Mit „Sieben Kontinente, ein Planet – Live in Concert“ mit der Musik von Hans Zimmer gehen wir im Mai 2020 auf große Deutschland-Tour. Vorher gibt es dann im Februar noch einmal vier brandneue Folgen „Terra X – Faszination Erde“ im ZDF (jeden Sonntag, ab 19:30 Uhr), wofür ich auch im Dezember und Januar wieder auf Expedition, u.a. in Argentinien und in der Antarktis, bin.

UNSER BLAUER PLANET II – LIVE IN CONCERT

17. März 2020 | QUARTERBACK Immobilien ARENA

Beginn: 20 Uhr, Tickets ab 47 € z.B. über arena-ticket.com