„Ich war, bin und bleibe ein unseriöser Spaßvogel ohne Sinn und Ziel“ Interview: Jan Böhmermann

Anlässlich Böhmermann’s Auftritt am 25.Januar 2019 mit dem Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld im Haus Auensee, hat die Redaktion gemeinsam gesammelt, um dem Jan Böhmermann ein paar listige Fragen zu stellen und ihm Antworten aus seinem Seeleninnersten zu entlocken.

Gemeinsam hat die Redaktion gesammelt, um dem Jan Böhmermann ein paar listige Fragen zu stellen und ihm Antworten aus seinem Seeleninnersten zu entlocken. Hat nicht geklappt, aber wir würden uns auch nicht vertrauen! Am 25. Januar 2019 überlassen wir Jan wieder den Moderationsstab, wenn er mit dem Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld im Haus Auensee auf Tourstop ist, um „Wunden zu heilen und Brücken zu bauen”. 

© Presse Landstreicher Konzerte

Jan, du hast eine Fernsehsendung, die wöchentlich ausgestrahlt wird, zeichnest ebenfalls wöchentlich einen Podcast auf, bist Familienvater und gehst nun auch auf Deutschland-Tournee mit dem Rundfunktanzorchester Ehrenfeld. Wie bringst du die Energie auf für diese ganzen Projekte?

Viel Yoga, mindestens acht Stunden Schlaf und vier Liter Wasser am Tag. Dann geht’s!

Das RTO überrascht immer wieder mit unfassbarem Können und einer großartigen musikalischen Bandbreite. Wie kam es zu dieser Vereinigung und wie kann man sich die Zusammenarbeit bei der Komposition von euren Songs vorstellen?

Wir haben uns vor drei Jahren gewünscht, dass sich das Neo Magazin Royale nach der Dendemann-Ära musikalisch weiter und in eine neue Richtung entwickelt. Rundfunkorchester sterben weltweit aus, das fanden wir schade und haben darum den fantastischen Elektro-Guru Lorenz Rhode und den Hamburger Singer/Songwriter Albrecht Schrader gefragt, ob sie Lust haben, die besten Musikerinnen und Musiker, die sie kennen, zu einem neuen Orchester zusammenzuführen. Glücklicherweise hatten die beiden Lust!

Fühlt es sich anders an vor einem Publikum zu singen anstatt den eloquenten Moderator zu geben?

 Meint ihr mit „eloquenter Moderator“ mich? Auf der Bühne zu singen und nicht zu labern, ist einerseits entlastend, andererseits funktioniert eine Musikshow ganz anders und ist wesentlich intimer und komplexer, weil emotionaler. Klingt nach Plattitüde, ist aber so.

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Welchen Song performst du live am liebsten?

„Menschen Leben Tanzen Welt“ und „Ich hab Polizei“ und die anderen Polizistensohn-Stücke.

Trittst du jetzt in die Fußstapfen von Stefan Raab: Eigene Musik, eigene Fernsehsendung und nun auch die „PRISM IS A DANCER“-Show im ZDF? Was hältst du von „Schlag den Böhmermann“?

Für Stefan Raabs Fußstapfen ist mein Portemonnaie nicht schwer genug, leider.

In deinem Podcast schwärmst du sehr vom Tourleben. Könntest du dir vorstellen, das Fernsehstudio irgendwann gegen die großen die Bühnen der Welt einzutauschen und deinen musikalischen Alter-Egos Raum zur freien Entfaltung zu geben?

Jeden Tag Geschlechtsverkehr mit Fremden, lange ausschlafen, hundert Roadies, die die schwere Arbeit für einen machen und bis zu 5.000 Menschen, die einem beim Performen zuschauen: eine Fernsehshow machen ist doch fantastisch! Im Gegensatz dazu ist das Tourleben harte Knochenarbeit. 

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Du kommst ursprünglich vom Zirkus und bist (laut eigener Aussage) ein passabler Einradfahrer. Dürfen deine Zuschauer dich auch irgendwann einmal als „Jan den Artisten“ bewundern?

Ja. Ich will nicht zu viel verraten, aber vielleicht jongliere ich on stage mit brennenden Einrädern.

Siehst du dich in der Position, dass du neben der gesellschaftskritischen Satire auch eine moralische Vorbildfunktion hast, wie etwa bei deiner Neuverfilmung des Struwwelpeters?

Ich war, bin und bleibe ein unseriöser Spaßvogel ohne Sinn und ohne Ziel.

Als Entertainer mit musikalischen Genen und politischem Engagement deckst du nicht nur auf, sondern teilst hin und wieder auch ordentlich aus. Werden wir in Leipzig auch den einen oder anderen Sachsenwitz zu hören bekommen?

Nein. Aber ich werde mich nach allen Regeln der Kunst über Dresden und Thüringen lustig machen.

Hast du für eine schöne Leipziger Anekdote als kleinen Vorgeschmack parat?

Ich habe vor vielen Jahren im Rahmen einer Reportagereise für den WDR mehrere Tage in Leipzig verbracht. Ich war beim Bau des Flughafens Leipzig/Halle dabei, habe bei Spreadshirt in Leipzig die Produktion gesehen und einen fantastischen Abend in der Bildungsstätte der Volkshochschule Leipzig verbracht. Da weiß ich gar nicht, welche Anekdote ich zuerst erzählen soll. Immer gut sind Geschichten vom Leipziger Hauptbahnhof, der einzige Bahnhof der Welt, in dem auch Luftschiffe anlegen können.

Dürfen sich die Leipziger also auch auf den Song: „Es gibt keine Nazis in Sachsen“ freuen? Vorab hast du verkündet: „Ich spiele alles auf der Bühne, keine falsche Scheu!“

Na klar, na klar. Falls jemand die Handynummer von dem tarifbeschäftigten Hutbürger vom LKA hat: bitte per Whatsapp bei mir melden. Ich würde gerne mit ihm auf der Bühne ein Duett singen. Ich verspreche auch, dass niemand ihm eine Kamera direkt ins Gesicht halten wird.

Du gibst generell eher wenig Interviews. Wir durften dir nun ein paar Fragen schicken. Fällt es dir schwer, aus der Rolle des Moderators herauszutreten und das Fragen anderen zu überlassen?

Es ist ganz befreiend, mal den Kopf auszuschalten und einfach nur zu antworten. 

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Zeit für Entscheidungen !

Lieber eine Tasse Tee mit Hans-Georg Maaßen oder eine Maß Bier mit Ace Tee?

Ersteres. Ich würde gerne wissen, wen er mit „links radikalen Kräften“ in der SPD meinte.

▶ Lieber Pilze sammeln in Hessen oder auf Pilzen in Sachsen?

Pilze sammeln in Hessen. Liebe Grüße an Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, sorry, dass ich letztes Mal so kurzfristig unsere gemeinsame Pilzwanderung absagen musste.

▶ Lieber Augenbrauenfrisör von Kay One oder Schminkmannequin von Dagi Bee?

Wenn es geht: bitte beides.

▶ Lieber ein Leben lang singen wie Bill Kaulitz oder sächseln wie Olaf Schubert?

Auch hier: beides toll. Aber wenn ich mich entscheiden muss: Olaf Schuberts Dialekt ist wie Gesang in meinen Ohren. Darum das bitte.

JAN BÖHMERMANN &

DAS RUNDFUNK TANZORCHESTER EHRENFELD

„Ehrenfeld ist überall“-Tour 2019 | 25. Januar 2019, Haus Auensee

Einlass: 18:30 Uhr, Beginn: 20:30 Uhr | Tickets im VVK ca. 50 €