"Wir waren immer im Wandel" Interview mit Björn von Mando Diao

Wir sprachen mit Sänger und Gitarrist Björn Dixgård über das neue Album „Aelita“, musikalische Experimente und das Konzert am 18. November 2014 in Leipzig, das eisig und farblos werden könnte.

Es gibt wenige Bands, die so wandlungsfähig sind wie Mando Diao. Von Indie über Rock bis hin zu Synthie Pop haben sie bereits alles ausprobiert. Jetzt schlagen sie mit ihrem neuen Album „Aelita“ neue Töne an. Am 18. November 2014 treten Mando Diao im Haus Auensee auf. Wir sprachen vorab mit Sänger und Gitarrist Björn Dixgård über das neue Album „Aelita“, musikalische Experimente und das Konzert in Leipzig, das eisig und farblos werden könnte.

Was hat euch inspiriert ein Album wie „Aelita“ zu produzieren, was eher in Richtung Elektropop geht?

© Veranstalter
Naja, wir werden von vielen Dingen inspiriert. Während der Jahre waren wir in vielen Elektro- und Drumclubs in Deutschland. Als wir ungefähr 20, 21 Jahre alt waren mochten wir diese Musikrichtung nicht besonders, aber wir merkten schnell, dass es irgendetwas an dieser Musik geben musste, dass sie so viele Menschen hören. Zu der Zeit merkten wir auch wie viel Musik eigentlich in dieser Musik steckt. Für „Aelita“ aber wollten wir nicht unbedingt ein elektronisches Album aufnehmen, ich glaube nicht, dass das elektronische Musik ist. Für mich ist es auch nicht so experimentell wie die Leute denken. Ich finde, dass die Song Strukturen und der ganze Prozess ähnlich zu dem sind, was wir vorher gemacht haben. Aber natürlich arbeiten wir im Moment viel elektronischer als vorher, weil wir viel mit Computern arbeiten, da es unseren kreativen Flow viel einfacher macht, als die ganze Zeit in Studios zu sitzen. Das nimmt eine Menge Zeit und Aufwand in Anspruch. Es ist eine gute Art Musik zu machen und es ist eine komplett andere Geschichte, wenn du eine kreative Idee in deinem Kopf hast und du kannst sie auf deinen Computer ziehen und sie ist sofort da. Ich glaube, dass ist der Unterschied. Produktionstechnisch ist es das, was es ist. Ich glaube, das Wichtigste war die Art, wie wir das Album aufgenommen haben und nicht der Sound.

Wer oder was ist Aelita?

Aelita war ein sowjetischer Stummfilm, den wir in einem Geschäft in Schweden gefunden und gekauft. Er half uns über unsere eigenen Grenzen im Umgang mit Technologie zu kommen, weil wir immer ein wenig Angst vor Technologie hatten. Wir dachten immer, das würde unseren Sound oder unser Inneres zerstören, aber als wir den Film starteten, führte er ein Eigenleben. Er tat nicht das, was er uns sagen sollte. Was wir ihm sagten, was er tun soll. Es war, als würde er sein eigenes Leben leben. Er war mehr wie ein lebendiges Ding oder etwas Biologisches. Das brachte uns auf eine wärmere Sicht auf die Technologie und wir fingen an, all die toten Dinge, so wie Technologie auf uns wirkte, als lebendig zu sehen. Das war eher eine Philosophie, die für uns begann.

Ihr selbst sagt: „There is no mando diao sound“. Habt ihr keine Angst, mit euren musikalischen Experimenten eure Fans zu vergraulen?

© Veranstalter
Wir haben aufgehört mit uns selbst und auch mit Anderen zu konkurrieren. Wir haben unserem Publikum und uns selbst gegenüber eine Verantwortung. Ich denke wir zeigen eine Seite von uns, nämlich, dass wir nicht lügen oder verstecken, wo wir gerade sind. Musik ist eine Reflektion darüber wo die Persönlichkeiten im Moment stehen und das ist die Verantwortung die wir fühlen und haben. Natürlich ist es manchmal mehr glaubwürdig und manchmal weniger glaubwürdig. Ich bin allen Fans sehr dankbar, dass sie geduldig sind und uns tolerieren. Aber ich denke wir müssen es so machen, wir haben es schon immer so gemacht, wir waren immer im Wandel. Wenn du dir einmal anschaust, was wir die letzten vier Jahre gemacht haben. Wir haben „Give me fire“ gemacht und die „Caligola“-Aufnahmen mit vielen Künstlern, dann haben wir diese Gedichtsaufnahmen in Schweden gemacht und jetzt „Aelita“. So kommen die Veränderungen – und sie kommen natürlich. Da ist nichts, was wir dagegen tun können. So ist es halt.

Welche Musikrichtungen gefallen euch sonst noch? Was könntet ihr euch vorstellen als Nächstes zu machen? Vielleicht sogar HipHop?

Wir mögen eine Menge Musik, wir haben noch nie Musikrichtungen ausgeschlossen. Als wir 20, 21 Jahr alt waren dachten wir ungefähr zwei Jahre lang, wir würden zu etwas gehören, vielleicht zur Indierock Szene oder so etwas Ähnlichem. Aber wir mögen alle Musikrichtungen. Wir mögen HipHop, wir mögen Popmusik, wir mögen Elektromusik, wir lieben klassische Musik. Was wir als nächstes machen werden wird Zufall sein. „Aelita“ fing mit einem Zufall an, weil wir einen Synthesizer fanden, der uns dazu inspirierte, auf eine andere Art zu arbeiten. Bei den nächsten Liedern könnte es das Selbe sein, ein Zufall. Das ist normalerweise das, was passiert.

Ihr werdet im November in Leipzig auftreten. Was können wir erwarten? Wird die Show genauso bunt, wie euer neues Album-Cover?

Nein, im Moment planen wir die Show und arbeiten daran. Wir wurden eher von Schnee und Eis inspiriert. Wir waren in der Nähe vom Polarkreis und auch im Norden Schwedens und wir wollen irgendetwas Eisiges auf der Bühne machen. Ich denke, es wir wohl viel Weiß auf der Bühne geben.

Ihr seid ja nicht zum ersten Mal in Leipzig, oder? Wie gefällt euch die Stadt?

© Veranstalter
Leider sehen wir nicht allzu viel von den Städten in denen wir spielen, aber ich bin schon öfters in Leipzig gewesen und ich finde es ist eine schön und nette Stadt. Es wird interessant sein, wieder hier aufzutreten. Und wir werden natürlich alle Lieder von „Aelita“ spielen, aber auch viel altes Material. Es wird ein Mix von allem sein. Ich denke, die Leute werden sich zuhause fühlen.

Besitzt das Cover des neuen Albums auch autobiographische Züge. Habt ihr vielleicht selber in der Vergangenheit Drogen genommen und verarbeitet jetzt eure Erfahrungen?

Nein (lacht), das Album Cover ist von einem schwedischen Künstler, der diese Art von Kunst macht. Wir haben beim Caligola Projekt gelernt, dass es sehr gut ist, wenn künstlerisch veranlagte Menschen bei deiner Musik dabei sind, für dein Anschauungsmaterial und die Cover. Und dann trafen wir plötzlich diesen großartigen Mann, der diese Kunst machte. Darum nahmen wir das Cover. Wir fühlen uns im Moment sehr bunt. Nicht weil wir Drogen oder so etwas nehmen, sondern weil wir uns fühlen, als würden wir plötzlich unsere Farben sehen. Vorher waren wir viel mehr Schwarz und Weiß. Jetzt fühlen wir, dass wir den Mut und das Selbstvertrauen haben, unsere Fantasien zu zeigen und das ist das, was wir im Moment versuchen.

Welcher Ort inspiriert euch am Meisten, wenn ihr an neuen Song arbeitet?

Die Natur war immer schon sehr wichtig für uns. Die Wälder und verschiedenen Jahreszeiten inspirieren uns auf unterschiedlichem Wege. Ich schreibe das meiste meines Materials in der Frühlingszeit, ich weiß nicht warum, aber das habe ich herausgefunden. Ich sah auf meinen Computer und fand heraus, dass fast alles von mir im Frühling kreiert wurde. Da muss irgendetwas mit dem Frühling sein.

Mando Diao treten am 18. November 2014 im Haus Auensee auf.

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