Autor, Poetry Slammer und Musiker 7 Fragen an Julius Fischer

Julius Fischer, der Slam-Poet, wurde durch die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz bekannt. Wir stellten dem Leipziger 7 Fragen über seine Musik, sein neues Buch und seine derzeitigen Projekte.

Die Leipziger Poetry-Slam-Szene ist zurzeit zwar noch im Kommen. Doch das Gesicht von Julius Fischer kennen viele trotzdem schon. Seit einigen Jahren ist der Mitbegründer der Lesebühne Schkeuditzer Kreuz viel in Deutschland unterwegs – sei es mit seinen Projekten „The Fuck Hornisschen Orchestra“ und „Team Totale Zerstörung“ oder als Solokünstler. Im Gespräch mit urbanite verriet Julius Fischer nun sein Geheimrezept eines guten Poetry Slammers.

© Oz Ordu

Steckbrief: Julius Fischer

GEBURTSTAG 15.Juli 1984
GEBURTSORT
 Gera
BERUF
 Autor, Musiker
Ausbildung Geschichts- und Literaturwissenschaftsstudium
Vorbild Da gibt’s einige und auch keine, aber im Zweifel Obelix.
Wohnort Leipzig

 

  1. Du bist Autor, Poetry Slammer und Musiker. Wie hast du angefangen und wieso hast du dich nicht für etwas Anderes entschieden, z.B. für was Sportliches?

    ?
    Ich hab schon in der Schule ganz viel Theater gespielt und war in Schulchören. So richtig angefangen auf die Bühne zu gehen, mit meinen selbstgeschriebenen Sachen, habe ich im Februar 2004. Das mit dem Sport ist so eine Sache. Ich bin leidenschaftlicher Fußballer. Aber ich glaube nicht, dass da irgendwer, irgendwann mal gesagte hätte: „Ohhh, ein Talent!“ (lacht).

  2. Was war das erste Buch, das du bewusst gelesen hast und wie hat es dein Leben beeinflusst?

    Eins der ersten Bücher, das mir vorgelesen wurde, war „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Aber das erste Buch, das mich so richtig geprägt hat, war „Das Tagebuch der Anne Frank“. Das ist einfach total krass. Ich war so neun oder zehn Jahre alt, als ich es gelesen habe und hab mir dann schon gedacht, es gibt nicht nur die kunterbunte, fluffige Zaubertraumwelt, sondern auch Genozid, Nationalsozialismus und Angst.

  3. Dein neuestes Buch heißt „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure – Kein historischer Roman“. In der Beschreibung steht: „Das Buch ist kein Roman, kommt aber mit einer CD“!?

    Das ist ein bewusst absurdes Mittel, um den potenziellen Leser erst einmal in die Irre zu führen. Es ist eine Sammlung von Texten und Essays und hat auch nur im weitesten Sinne etwas mit der Wanderhure zu tun. Aber ich fand den Titel einfach knorke. In dem Buch gibt es drei große Themen: Das eine ist Leipzig und auch die fortschreitende Gentrifizierung in der Südvorstadt, wo ich lebe. Außerdem handelt es davon, Autor zu sein und davon leben zu wollen und dann gibt’s noch das große Thema „Sonstiges“.


  4. © Sandra Plessing
    Worauf kommt es bei einem guten Slam an?

    Ein Geheimrezept ist mit Sicherheit, dass es authentisch oder extrem künstlerisch sein muss. Als Zuschauer sollte man immer in die Geschichte eintauchen können, die da erzählt wird – egal ob es eine fröhliche oder traurige ist, oder ob es nur eine Meinung zu etwas ist. Man merkt relativ schnell, ob der auf der Bühne das ernst meint, was er macht. Da gibt’s auch öfter mal den einen oder anderen Blender, der auf der Bühne probiert, einen auf billige Witze oder billige Emotionen zu machen. Das klappt aber beim Slam nicht.

  5. Als Slammer muss man gerne und viel reden. Redest du auch privat viel und verdrehen deine Freunde manchmal die Augen, wenn du nicht aufhören kannst?

    Das haben sie zum Glück noch nicht gemacht. Aber ich sag mal so: Ich rede nicht wenig. Außer ganz privat, wenn ich mit mir alleine bin. Dann rede ich nicht. Natürlich mache ich mir auch viel meine Gedanken. Manchmal sage ich dann erst einmal nichts und schreibe lieber drüber. Später fällt dann Freunden oder meiner Lebensgefährtin auf: „Oh krass, das hat dich ja doch beschäftigt. Warum hast du denn damals nichts gesagt?“. Also ich bin jetzt nicht ganz verschlossen, aber ich trage mein Herz auch nicht auf der Zunge. 

  6. Mit TTZ singst du in „Straight Outta Leipzsch“, dass Leipzig keine U-Bahn braucht. Was braucht Leipzig?

    Vielleicht ein bisschen mehr Geld für Kultur, bessere Fahrradwege und vielleicht einen besseren Umgang mit der Vergangenheit. Speziell meine ich da z. B. die Völkerschlacht oder was die Museen angeht. Das ist mir manchmal alles ein bisschen zu plakativ, weil es da mehr um die einzelnen Persönlichkeiten geht. Die kritische Betrachtung bleibt dann meistens außen vor. 

  7. Wie beurteilst du die Leipziger Autoren- und Poetry-Slam-Szene?

    Wenn ich über Autoren spreche, fehlt mir so ein wenig die Expertise. Die Leipziger Slam-Szene ist im Vergleich zu anderen Städten wie Berlin, Hamburg oder München relativ klein, was sehr schade ist. Allein die Plattform „Slam“ ist es wert, dass man sie besucht und sich ein wenig ausprobiert. Wir laden auch immer wieder dazu ein, dass die Leute selber auf die Bühne steigen können. Jeder kann irgendwie einen Text schreiben. Damit auf die Bühne zu gehen, ist natürlich auch eine Sache der Traute. Aber es wäre schön, wenn da noch mehr Leute kommen. In Leipzig könnte Slammer-mäßig mehr passieren.

Zeit für Entscheidungen: 
Buch
 oder Zeitschrift
Kino oder DVD
Kneipe oder Disco
Rock oder Electro
wild oder zahm
Burger oder Sushi
Fahrrad oder Auto
Tattoo oder Piercing
Tee oder Kaffee
Berge oder Meer
süß oder herzhaft
Golf oder Fußball