Es gibt auch Gewinner Kreatives Leipzig e.V. blickt auf 10 Jahre Kultur

Kreatives Leipzig e.V. blickt auf 10 Jahre Kultur

Trotz der Pandemie blickt die Leipziger Kulturbranche zuversichtlich in die Zukunft. Seit mehr als zehn Jahren setzt sich der Branchenverband Kreatives Leipzig e.V. für Sichtbarkeit und Professionalisierung der Kultur- und Kreativszene in Leipzig ein: Das hat Erfolg, trotz Pandemie.

© Thomas Wagner
 

Werbedesigner:innen, Fotograf:innen oder Kommunikationsexpert:innen – viele davon sind in Leipzig im Branchenverband Kreatives Leipzig e.V. organisiert. Der wurde 2010 gegründet und für uns ist das Grund genug, um auf die Entwicklung von Kultur- und Kreativwirtschaft im letzten Jahrzehnt in Leipzig zu schauen.

Professionalisierung der Kulturszene in Leipzig

„Vor zehn Jahren hätte ich eigentlich noch mehr als 90 Prozent der Rechnungen von Künstlerinnen und Künstler zurückweisen müssen“, erzählt Thomas Wagner, Online-Marketing-Manager und Gründungsmitglied vom Kreativen Leipzig. Ein Anliegen von ihm, als er den Branchenverband 2010 gründete, war die Professionalisierung der Kulturszene in Leipzig. Dazu gehört zum Beispiel, dass Kreativschaffende eben nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern auch ein paar betriebswirtschaftliche Grundlagen. „Ich wollte, dass jemand, der zu 80 Prozent Künstler ist, trotzdem weiß, dass er nicht ohne faire Entlohnung arbeiten sollte“, sagt Wagner. Vor zehn Jahren sei das vielen Kreativschaffenden nicht so klar gewesen und auch von außen seien sie oft eher als Chaoten wahrgenommen worden. „Es gab ein Wahrnehmungsproblem von Kultur- und Kreativwirtschaft“, sagt er. Viele Aufträge für Kreative seien an Akteure außerhalb der Stadt gegangen.  Ziel des Branchenverbands Kreatives Leipzig e.V. ist und war es darum, für mehr Sichtbarkeit und die Professionalisierung von Kreativschaffenden in der Stadt zu sorgen. Wenn Wagner heute zurückblickt, hat er das Gefühl, dass der Branchenverband viel davon erreicht hat.

„Wir haben dabei immer in zwei Richtungen kommuniziert“, sagt Wagner. Nach innen, zu anderen Kreativschaffenden, um für Professionalisierung zu sorgen und nach außen, also zu politischen Akteuren, damit die Branche politisch besser repräsentiert wird. Am Anfang habe es keine Zahlen zur Aktivität und Wirtschaftskraft aus der Branche gegeben, darum erhob Kreatives Leipzig e.V. erstmals Daten zu Kreativschaffenden. Das habe dazu beigetragen, dass es mehr öffentliche Wahrnehmung gab. Inzwischen hätte die Kulturbranche einen viel gefestigteren und professionelleren Platz in öffentlichen Debatten. 

Zehn Jahre ehrenamtliches Engagement

Zu den Kernaktivitäten des Branchenverbands gehört auch der Austausch und die Vernetzung zwischen den Kreativen in Leipzig. Am „Webmontag“ beispielweise können sich Interessierte über wichtige Entwicklungen rund um das Internet austauschen. Für Adelina Horn, die seit vergangenem Jahr im Vorstand von Kreatives Leipzig sitzt, gehört dieser Austausch zu den größten Highlights in der Geschichte des Verbands. „Ich schätze diesen regelmäßigen Austausch sehr“, sagt sie. Der Webmontag ist dabei nur eine Austauschmöglichkeit, daneben gibt es noch einen Stammtisch für alle Kreativschaffenden, den „Fo.Do“, an dem sich Interessierte über die neusten Fotografie-Trends austauschen können, ein regelmäßiges Treffen für Filmschaffende und den „Klangtisch“, für alles was mit Audio-Kunst zu tun hat. Alle diese Treffen sollen die Möglichkeit bieten, von anderen Interessierten zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Wenn Thomas Wagner auf zehn Jahre ehrenamtliches Engagement beim Kreativen Leipzig e.V. zurückblickt, ist ein Highlight für ihn, dass es ihm und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern auch gelungen ist, den Landesverband Kreatives Sachsen zu gründen. „Dass aus ehrenamtlichem Engagement so eine Institution mit acht fest Angestellten gewachsen ist, ist schon eine Leistung“, fügt auch Maria Köhler hinzu. Sie ist Kommunikationsexpertin und engagierte sich fünf Jahre lang im Vorstand des Vereins.

  

„Für viele Kreativschaffende und Soloselbstständige war es die Hölle.“

Besonders geprägt hat den Verband das Pandemiejahr 2020. Für viele Kreativschaffende und Soloselbstständige war es die Hölle. Aufträge und Auftritte brachen ersatzlos weg, noch immer ist keine echte Besserung in Sicht. Aber Maria Köhler schafft es, vor allem die positiven Aspekte zu sehen. „Wir konnten gut unsere Kräfte bündeln und nach Lösungen suchen“, erzählt sie. Das sei nur möglich gewesen, weil der Verband in den vergangenen zehn Jahren so gute Strukturen aufgebaut hatte. „Wir haben miteinander solidarisch agiert und das war großartig“. So sei es möglich gewesen, sich gegenseitig zu unterstützen und auch politischen Druck auszuüben. „Wenn es Kreatives Leipzig nicht geben würde, dann wären unsere Probleme nicht sichtbar gewesen“, sagt Mirko Stock, der aktuell im Vorstand von Kreatives Leipzig e.V. sitzt und der Inhaber der Eventagentur „emotion works“ ist. Gerade die Soloselbstständigen, die keine echte Lobby haben, wären seiner Ansicht nach sonst völlig untergegangen.

„Es gibt aber auch Pandemie-Gewinner in der Kreativbranche“, erzählt Maria Köhler. Dem stimmt auch Mirko Stock zu. „Viele konnten die Zeit beispielweise nutzen, um sich weiterzubilden, gerade im Bereich Digitalisierung“, erklärt er. „Durch unsere kreative Flexibilität können jetzt viele auch gestärkt aus der Krise herausgehen“.

Auch wenn die Ehrenamtlichen vom Kreativen Leipzig stolz darauf sind, was sie im vergangenen Jahrzehnt erreicht haben, haben sie auch noch Wünsche und Visionen für die Zukunft. Maria Köhler meint: „Wir würden uns noch mehr strukturelle und politische Unterstützung wünschen, damit diese ehrenamtlichen Strukturen auch in Zukunft funktionieren können“.

© Thomas Wagner

Mehr über aktuelle Aktionen und Projekte vom Branchenverband findet ihr unter www.kreatives-leipzig.de