Text: Friederike Ostwald
Dass Artisten auf der Bühne Nerven aus Stahl brauchen, ist bekannt. Aber auch die Zuschauer sollten in der neuen Show des Krystallpalast Varietés nicht allzu zart besaitet sein. Denn bei „Reine Nervensache“, so der treffende Titel des Programms, reiht sich ein spektakulärer Act an den nächsten.
„Das Risiko und die Gefahr gehören schon immer zum Leben von Artisten dazu“, sagt Urs Jäckle, der künstlerische Leiter des Krystallpalast Varietés. „Diesen Aspekt wollen wir mit der neuen Produktion betonen.“ Die hochkarätigen Künstler, die er dafür versammelt hat, zeigen waghalsige Tricks und akrobatische Meisterleistungen, die man hierzulande bisher selten gesehen hat.
Auch Artist Roman Munin aus Russland genießt scheinbar das Spiel mit der Gefahr. Er tanzt und turnt in „Reine Nervensache“ auf einer freistehenden Leiter und jongliert mit Messern. Kegel und Bälle sind schließlich was für Anfänger. Das sieht sein Kollege Andrey Vovk genauso. Der Ukrainer hat dank seiner Darbietung gute Chancen auf den Titel „Stärkster Mann der Welt“, denn er jongliert mit Autoreifen. So eine Demonstration unbändiger Kraft imponiert selbst dem erfahrensten Varieté-Besucher.
Doch das Risiko, etwas könnte bei all diesen Stunts schief gehen, sorgt immer auch für die ein oder andere Schrecksekunde. Der Künstler Volodymyr Omelchenko reiht sich nahtlos in die Riege der Risikofreudigen ein. Von Disney World in Florida aus hat er den Weg nach Leipzig gefunden, um dem Publikum im Krystallpalast seinen Balanceakt auf einem instabilen Turm aus gestapelten Rollen vorzuführen.
Ebenfalls nichts für schwache Gemüter, jedoch aus anderen Gründen, sind die Performances von Ingrid Esperanza aus Mexiko und George Faining aus Ghana. Ingrid hängt nur an ihrem langen Zopf befestigt von der Saaldecke und tanzt eine eigens für die Show entwickelte Choreografie. George ist ein sogenannter Schlangenmensch, der sich nicht nur extrem verbiegen, sondern auch seine Knochen beliebig aus- und einrenken kann. Die beeindruckenden körperlichen Leistungen der beiden werden sicher nicht nur für Staunen, sondern auch für vereinzelten Phantomschmerz im Publikum sorgen.
Markenzeichen Internationalität
„,Reine Nervensache‘ ist unsere internationalste Show seit langem“, sagt Jäckle. Die Internationalität sei inzwischen zum Markenzeichen des Krystallpalasts geworden. „Die hohe Qualität und das Niveau könnte man mit ausschließlich deutschen Künstlern nicht abdecken.“ Jäckle und sein Team reisen regelmäßig zu den großen Zirkusfestivals, zum Beispiel in Paris oder Monte Carlo, um neue Artisten ausfindig zu machen.
Deshalb ist er auch besonders stolz, dass er für die Show das Duo Cardio gewinnen konnte. Vor fünf Jahren wurden die beiden in Paris zum Publikumsliebling gewählt. Ihre Kunstform nennt sich Perch Balance. Artist Rodrigo balanciert dabei eine zehn Meter lange Stange auf seiner Schulter, während seine Partnerin Soléne am anderen Ende akrobatische Figuren vollführt.
Jahrmarkt der Unerklärlichkeiten
Über die Rahmenhandlung will Jäckle, der bei „Reine Nervensache“ auch wieder Regie führt, noch nicht zu viel verraten. Sicher ist nur, dass die Besucher in die Welt eines Jahrmarkts eintauchen werden, „wo viele verschiedene Gestalten aufeinandertreffen und manches Unerklärliches passiert.”
Krystallpalast Varieté: Reine Nervensache
4. März bis 27. Juni 2020
Tickets & Termine: krystallpalast.de