Virtual Vincent Kunstkraftwerk: Neue Ausstellung „Van Gogh experience“

Auf den Spuren van Goghs wandeln, das ist der Tage im Kunstkraftwerk möglich, wo Laser-Beamer die einzigartigen Farb- und Bilderwelten des Malers an die Wände projizieren.

Auf den Spuren van Goghs wandeln, in das Licht sonniger Landschaften und die Wärme der Provence eintauchen, das ist der kalten Tage im Kunstkraftwerk möglich, wo hochmoderne Laser-Beamer die einzigartigen Farb- und Bilderwelten des niederländischen Malers in riesiger Auflösung an die Wände des ehemaligen Maschinenraums projizieren – doch damit nicht genug: Der Film, der Vincents berühmte Sonnenblumen, Olivenbäume und Zypressen ineinander übergehen, unter und durch euch hindurchlaufen lässt, spannt den Bogen erheblich weiter.

© Luca Migliore (KKW) | Bridgeman Images

Ein Ausflug in das Kunstkraftwerk, verbunden mit einem 35-minütigen Blick auf die neue multimediale Kunstinstallation „Van Gogh experience“, offenbart: auch die mittlerweile fünfte Show von Gianfranco Iannuzzi, Renato Gatto und Massimiliano Siccardi – in Leipzig wohlgemerkt – bleibt ihrem Ruf treu. So zählt sie, wie ihre Vorgängermodelle auch, zu der Art Kunsterfahrung, welche dazu einlädt, klassische Kunstwerke neu und unkonventionell zu erleben und richtet sich in erster Linie an die Beobachter, die eine andere Sicht auf die Bilder des Malers werfen möchten. Und dabei steht weniger die Schöpfung im einzelnen, sondern vielmehr die Verschmelzung des Betrachtenden mit Raum und Musik im Vordergrund. So darf beispielsweise nach Herzenslust herumgewandert, getuschelt, gestaunt und angefasst werden. Eine Anweisung, der die Besucher gerne Folge leisten: überall posieren die Schaulustigen vor den Handykameras, sonnen sich im provenzalischen Licht und spielen mit den Schatten, die überall im Raum erzeugt werden. An kaum einen anderen Ort könnt ihr den Werken van Goghs so nahe kommen. Dreh- und Angelpunkt dieses Erlebnisses: 24 Laser-Beamer, welche die Werke Vincents in riesiger Auflösung an die bis zu acht Meter hohen Wände, die Decke und den Boden der ehemaligen Maschinenhalle projizieren und damit die leuchtenden Farben van Goghs bis in das Zeitalter von Instagram befördern.

© Anne Gahlbeck

Van Gogh hoch drei

Erleben, Erspähen und Eintauchen: Dass die dreidimensionale van-Gogh-Erfahrung den Nerv der digitalen Zeit trifft, zeigt sich nicht nur viral. Auch die Besucherzahlen des Kunstkraftwerks sprechen für eine immersive Aufarbeitung der Kunstgeschichte. Ob nun die Welten Hundertwassers, von Alice im Wunderland oder die der Renaissance: Mehr als 150.000 Gäste zählt die Kultureinrichtung in der Saalfelder Straße seit ihrer Eröffnung vor drei Jahren. Dieser positive Trend soll mit „Van Gogh experience“ fortgeführt werden. Und ein Blick nach Paris, wo die Show zuvor in leicht abgewandelter Form über die „Leinwand“ lief und eine Million Neugierige in das Atelier des Lumières lockte, lässt die Vermutung aufkommen, dass dieser Plan auch hierzulande aufgehen könnte. Bis Ende Januar 2021 bleibt Gianfranco Iannuzzi, dem künstlerischen Leiter, seine interaktive und digitale Ausstellung in Leipzig zu etablieren.

Den Rahmen der neuen Ausstellung bilden übrigens acht verschiedene Themen, die umgeben von Prolog und Epilog, durch die verschiedenen Lebensphasen des Künstlers, seine Aufenthalte in Paris, Arles, Saint-Rémy oder die Ebene Auvers geleiten und uns auf diese Weise seine großen Werke in Erinnerung rufen. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den expressiven und kraftvollen Pinselstrichen des niederländischen Malers. Sie ziehen den Betrachter in den Bann des Künstlergenies. Und wirklich etwas vermissen werden eigentlich nur diejenigen unter euch, die sich einst für die dynamische Hundertwasser-Show oder „Werk in progress“ begeisterten: Insbesondere die ersten Phasen der neuen Installation lassen eine gewisse Dynamik vermissen. „Van Gogh experience“ trägt eher entspannende, meditative Züge und verhält sich etwas statischer als seine Vorgängermodelle. Ein beeindruckendes, visuelles Erlebnis bleibt es allemal. Nicht zuletzt dank der eigens arrangierten und komponierten Musik Luca Langobardis.

Raum für Ideen

Wer’s doch experimenteller mag, harrt einfach aus oder zieht einen Raum weiter: Das Kunstkraftwerk hat jede Stunde sage und schreibe fünf Installation im Programm. Neben der „Van Gogh experience“ werden weiterhin „Hundertwasser experience“, „Werk in progress“ und die „Die Wunderwelten von Alice“ im alten Heizkraftwerk zu sehen sein. Ein weiteres Highlight ist die neue poetische Arbeit „Unsichtbare Städte“ von Ginevra Napoleoni, die eine fiktive Reise durch die phantastischen Städte nach einem Buch des italienischen Autors Iatlo Calvino darstellt. Und noch eine tolle Neuigkeit bringen wir euch von unserem letzten Kunstkraftwerk-Besuch mit: Im sogenannten „Turm“ werden künftig unter dem Motto „Space for Young Artists“ Positionen digitaler oder multimedialer Künstler zu sehen sein. Damit reagiert die Kultureinrichtung auf den Notstand an Ausstellungsflächen in der Messestadt. Vier bis sechs Wochen können Interessierte die Räumlickieten in der Saalfelder Straße nutzen, um ihre Arbeiten einem breiten Publikum zu präsentieren.

© Luca Migliore (KKW) | Bridgeman Images
 

Web: www.kunstkraftwerk-leipzig.com

Saalfelder Straße 8b | Di bis So 10 – 18 Uhr

Tagesticket 11€, ermäßigt 8,50€
Unser Tipp: Mit dem Tagesticket habt ihr Zugang zu den Shows in der Maschinen- und Kesselhalle sowie dem Ausstellungsbereich mit digitaler Kunst im Turm. Insgesamt solltet ihr also mindestens 2 bis 2,5 Stunden Aufenthaltszeit einplanen.