Zum Schluss gewannen die Grün-Weißen mit 33:28 Toren völlig verdient. Leipzig bezwingt Europacupsieger

Wie groß waren die Chancen des SC DHfK Leipzig, das Bundesligaspiel gegen FRISCH AUF! Göppingen zu gewinnen, tatsächlich?

© Rainer Justen
Wie groß waren die Chancen des SC DHfK Leipzig, das Bundesligaspiel gegen FRISCH AUF! Göppingen zu gewinnen, tatsächlich? Immerhin hatten die Gastgeber in der Vergangenheit den Gegner vom Stuttgarter Stadtrand erst einmal geschlagen, haben die Schwaben zwölf Nationalspieler aus Dänemark, Deutschland, Serbien, Slowenien oder Kroatien im Team, sind sie aktueller Europapokalsieger. Auf der anderen Seite musste Trainer André Haber auf die verletzten Tobias Rivesjö und Philipp Weber und obendrein Jens Vortmann verzichten.

Drum würden die meisten Experten den Sachen weniger Prozente errechnen. Andererseits können die körperkulturellen Handballer mit einem echten Kollektiv aufwarten. „Die Leipziger sind aggressiv, lauffreudig und giftig, sie stellen die beste 6:0-Verteidigung der ganzen Bundesliga auf die Platte“, sagte Rolf Brack. Der Mann muss es wissen. Er ist promovierter und habilitierter Sportwissenschaftler und neuer Cheftrainer der Göppinger. Denn den besonderen Spirit der Sachsen, das Zwischenmenschliche, das können Zahlen kaum erfassen.

 
Am Sonntag entwickelte sich zwischen den Vertretungen aus Leipzig und Göppingen ein intensives, messerscharfes Match. In der ersten Halbzeit konnte sich keine Mannschaft absetzen. Am Anfang legten die Gastgeber stets einen Treffer vor, doch die Gäste glichen gleich wieder aus. „Wir mussten zu viele Gegentreffer vom Kreis und einige Siebenmeter hinnehmen“,schätzte Youngster Franz Semper ein. Trotzdem konnte Maximilian Janke zum 13:11 einnetzen. „In diesem Moment hatte ich eine falsche Auszeit genommen. Ich wollte die Jungs fokussieren, auf das mögliche 14:11 gehen, doch habe nur unseren Spielfluss unterbrochen“, gab Trainer André Haber zu. Auch aus diesem Grund lagen die Göppinger zum Seitenwechsel mit 15:16 Toren vorn.
 

Allerdings besitzen die Leipziger eine weitere Stärke, die Statistiken schwer widerspiegeln, nämlich, dass die Mannschaft aus Fehlern schnell lernt. Sie rückten in der zweiten Halbzeit in der Abwehr noch enger zusammen, um Göppingen noch kleinere Lücken zu bieten. Außerdem sagte André Haber, dass sich seine Männer „Angriff für Angriff eine besondere Aktion einfallen ließen, um schließlich den Treffer zu erzwingen.“ Manchmal bei drohendem Zeitspiel im allerletzten Augenblick.
 

So wurde die Auseinandersetzung zwischen den Sachsen und den Schwaben zu einem echten Hit. Ian Fläming, der Autor der James-Bond-Geschichten, hätte keinen spannenderen Thriller schreiben können. In der Hauptrolle in der ARENA Leipzig: Maximilian Janke. „Er ist vielleicht der unterschätzteste Spieler in der Bundesliga“, sagte Brack. Der smarte Handballer bestimmte den Rhythmus des körperkulturellen Spiels und erzielte zehn sehenswerte Treffer. An seiner Seite in den weiteren Rollen: Torwart Milos Putera, Franz Semper und Andreas Rojewski im rechten Rückraum, das Publikum. Die Handballfans sind keine Komparsen, sondern ein wichtiger Bestandteil der Inszenierung und machten die Arena zum Tollhaus. Als Christian Ole Simonsen anstelle des verletzten Jens Vortmann bei einem Strafwurf in den Kasten kam, wurde der Torwart aus der eigenen Jugend mit tosendem Beifall empfangen, als hätte er diesen Siebenmeter schon gehalten.

 
Folgerichtig konnten die Göppinger den knappen Vorsprung nur noch wenige Minuten behaupten. Der dänische Jacob Bagersted hatte die Schwaben sechs Minuten nach dem Seitenwechsel letztmals in Führung geworfen (19:20). Dann trumpften Janke, Pieczkowski, Semper und Rojewski – wie bereits beschrieben – im Rückraum der Leipziger auf. 24:21, 26:23, 29:25, 31:26. Zum Schluss gewannen die Grün-Weißen mit 33:28 Toren völlig verdient. In den James-Bond– Geschichten liegt der Held des Tages in den Armen einer schönen Frau. Am Sonntag lagen sich letztendlich die Leipziger Spieler und die Handballfans in den Armen.

Quelle: Leutzscher Welle