Guten Morgen Leipziger Bands im Fokus #98: Kalimera

Die Leipziger Soul/Pop-Band Kalimera gibt Einblicke in ihre Gründungsgeschichte und Zukunftspläne.

Gesangsharmonien, ein groovender Bass, dazu ein passender Rhythmus und das alles garniert mit ernsten Texten. Wenn ihr denkt, dass das nicht geht, dann wird der folgende Artikel euch eines besseren belehren.

Kalimera nörgelt nicht, doch auch Friede, Freude, Eierkuchen sucht man hier vergebens. Eine Band, die diese Gratwanderung wagt, sollte man einfach mal kennenlernen und vielleicht wird es auch euren Gehörgängen gefallen.

 

Mittwoch, 11 Uhr vormittags in der Cafeteria der Albertina Bibliothek. Normalerweise ist man hier, um sich bei einer schönen Tasse heißen Kaffee eine Pause vom Büffeln zu gönnen. Doch dieses Mal sind wir hier, um eine Band zu interviewen, die das Wort „Spontanität“ zu ihrem Credo hat werden lassen. Thea und Isa werden uns Rede und Antwort stehen, um uns ihre Bandgeschichte zu erzählen. Während des Gesprächs wird sehr schnell klar, dass Kalimera fünf Musikerinnen sind, die sich einfach finden mussten.

So unterschiedlich ihre musikalischen Wurzeln auch sein mögen, so gemeinsam ist ihr Nenner, der sie vereinigt: Sophie Hunger. Die Singer/Songwriterin wurde von der Band vor allem während der eigenen Tour im vergangenen Jahr viel gehört. Doch eins nach dem anderen.

© Philipp Schüller

Musik als Roadtrip

Gegründet wurde die Band im März 2018. Im selben Jahr gingen sie schon auf Tournee, nachdem kurz vorher erst mit Isa eine Bassistin an Bord war. Die eigentliche Geburtsstunde war ein YouTube-Video, das spontan und ohne große Vorbereitung entstand, wie uns die beiden verraten. Komplettiert wurde das Ensemble durch Ada, die als Schlagzeugerin den Takt fest im Griff hat.

Ebenso schnell und impulsiv ging die Band dann das Booking an, um ihre Musik in die weite Welt zu tragen. Was im ersten Moment vielleicht makaber und naiv klingt, sollte sich für die Band zu einem wahren Glücksgriff erweisen, da sie dadurch Orte bereiste, die manch eine Musikgruppe nach fünf Jahren Probe-raumzeit noch nicht gesehen hat. Neben Österreich und Tschechien ging es für die Musikerinnen sogar nach Slowenien in die Hauptstadt Ljubljana.

Für so ein Leben „on the road“ braucht man natürlich ein ordentliches Gefährt. „Wir haben uns dafür einen Tourbus von einem Freund geliehen und ihn mit PA und allem, was man zum Mixen braucht, vollgepackt. Wenn Day-Off war, haben wir einfach gecampt und uns eine gute Zeit gemacht. Dann saßen wir am See und haben Songs geschrieben.“ Egal ob großer Rockzirkus oder Nachwuchsband, eine Tour erfordert Durchhaltevermögen. Die Band wusste anfangs gar nicht, ob sie sich nach diesem Kraftakt wiedersehen würden, da das Tourleben einer Achterbahnfahrt gleich kam, wie sie erzählen: „Es ging während der Tour auf und ab. Doch schon kurz nach der Gastspielreise mussten wir uns unbedingt wiedersehen, da wir richtig Blut geleckt hatten.“

Dreistimmig durch die Welt

Kein Wunder also, dass die Band bisher vor allem Livestücke veröffentlicht hat, die ihr Können beweisen. Zuletzt ging das Lied „Aber die Welt, die aber, die aber, aber die Welt“ online und überzeugt durch die vielen Gesangsharmonien der drei Sängerinnen. „Es ist für uns eine Bereicherung, drei Vokalistinnen zu haben. Natürlich ist die Abstimmung eine dementsprechende Herausforderung.“ Doch bei Livestücken soll es nicht bleiben. Auf die Frage, was ihre Ziele für das kommende Jahr sind, steht die Aufnahme eines Albums ganz oben auf der Liste. Auch eine Website soll folgen. „Es gibt verschiedene Bausteine, die wir noch brauchen, um unsere Bandorganisation zu professionalisieren.“

So ernst, wie sie ihre Bandkarriere im Auge haben, so wichtig ist ihnen auch ihre Message, die sie durch ihre Musik überbringen möchten: „Wir wollen eine politische Band sein. Wir wollen unsere Erfahrungen darstellen. Das ist eine klare Positionierung unsererseits, dass wir eine feministische und antifaschistische Haltung haben und auch vertreten.“ Dies wollen sie auch durch verschiedene Events erreichen, die ihnen vorschweben. Neben Solidaritätskonzerten soll es auch feministische Konzertabende geben. „Es existieren da viele verschiedene Möglichkeiten, um unserer Message die nötige Plattform zu geben. Wichtig ist nur, dass wir uns nicht verstellen, um etwas sein zu müssen, was wir nicht sind. Wir machen, was wir wollen und lassen uns da nichts vorschreiben.“

„Die Band soll ein Vorbild für andere Frauen sein“

Es gibt also viel zu tun für die aufstrebenden Musikerinnen, die den Spagat zwischen Privatem und Band meistern müssen, ohne dabei ihre Spontaneität und Lust am Musizieren zu verlieren. Dass sie dabei eine Art Vorbild sein wollen, ist für sie ein wichtiger Nebeneffekt. „Vor zehn Jahren wäre es für uns so nicht vorstellbar gewesen, so was zu machen. Die Band soll auch ein Vorbild für andere Frauen und Mädchen sein, Musik zu machen und Bands zu gründen!“

Jetzt habt ihr einen ersten Eindruck über die Band Kalimera gewonnen, die sich mit ihrem Soul/Pop-Sound auf den Weg macht, 2020 ein Release für eine EP zu realisieren. Es kann also ein gutes Jahr für sie werden. Gut ist auch das Stichwort, wenn es um ihren Bandnamen geht, denn Kalimera ist griechisch und bedeutet „Guten Morgen“. Wenn ihr also einen guten Start in den Tag haben möchtet, solltet ihr euren Ohren die Musik der fünf Musikerinnen anbieten und besucht vielleicht im nächsten Jahr einfach mal einen Gig von ihnen.

www.facebook.com/kalimeraband