Das Prinzip Karma(tized) Leipziger Bands im Fokus: Karmatized

Die Leipziger Band Karmatized lassen sich ungern in Schubladen – geschweige denn in Territorien stecken. Dabei sind Rapper Kai aka Skai Korona und Sängerin Maria Slavkova tiefer mit dieser Stadt verwurzelt, als sie bis zu unserem Interview in Tamers Meditaurant für möglich hielten:

Liebe Freunde der ausdrucksstarken Musik, authentischen Texte und ehrlichen Hingabe, begebt ihr euch eigentlich auch manchmal auf die fahndungsartige Suche nach neuen Sängern, Rappern, DJs (ganz gleich) und fühlt ihr euch dabei auch gelegentlich wie ein Spürhund, der sich gierig durch den digitalen Tonkunst-Dschungel schnuppert, um seinen Heißhunger auf Klänge zu stillen, die ihn berühren, mitnehmen und durch das Abenteuer Leben begleiten? Hier ist sie – die Nadel im Musikhaufen: Karmatized. 

© Anna Maria Kärger

Musiker? – ja! Leipziger? – naja … ! Karmatized lassen sich ungern in Schubladen – geschweige denn in Territorien oder Genres stecken. Dabei sind Rapper Kai alias Skai Korona und Sängerin Maria Slavkova tiefer mit dieser Stadt verwurzelt, als sie bis zu unserem Interview in Tamers Meditaurant selber für möglich hielten:

Tamer und Kai kennen sich durch den Sport – gefühlte Ewigkeiten, sagen sie. Basketball (Kai hat vor seinem Rapper-Dasein vier Jahre als Profispieler für die Uniriesen gespielt), die unmittelbare Nachbarschaft im Waldstraßenviertel und nicht zu vergessen die langen Leipziger Nächte – die auch an diesem Abend dafür sorgen, dass wir das Lokal erst um zwei Uhr in der Früh verlassen –, schweißen die beiden Männer zusammen. Aufschlussreich, aber vor allem philosophisch sind die Gespräche, die wir in diesen sechs Stunden führen und die uns (endlich!) zu der Band Karmatized führen, in der weniger Tamer, sondern mehr Maria eine wichtige Rolle spielt – genauer gesagt singt. Doch bevor sich die beiden Musiker im Flowerpower über den Weg laufen können, muss Maria erst den Entschluss fassen, ihre Heimatstadt Sofia für ein Auslandsstudium zu verlassen. Ausgerechnet der schöne Klang der deutschen Worte lockt die sprachbegabte Kommunikationswissenschaftlerin nach Leipzig, wo sie eines nachts auf Kai trifft, der schon länger auf der Suche nach einer emotionalen Kontraststimme für seinen Traum vom künstlerisch-musikalischen Neuanfang ist.

© Anna Maria Kärger | Heiko Naumann (HNA Bilderwelt)

Womit wir an dem Punkt angelangt sind, an dem das Duo behauptet, keine „richtige“ Leipziger Band zu sein: der Sound (irgendwas zwischen „oldschooligen BoomBap Sounds“ und kratzenden „Newschool Beats“) entsteht nämlich in Nürnberg. 2017 laufen Karmatized dort nach langer (fruchtloser) Produzentensuche endlich dem Richtigen über den Weg – ein Moment, den Kai als den Augenblick beschreibt, an dem er und Maria bereit sind, eine selbstgesteckte Mindestmesslatte zu überspringen. Nach vier Jahren gemeinsamen Musizierens veröffentlichen sie im Januar 2019 endlich ihre langersehnte erste eigene Platte „Endlich frei“ – mitsamt 15 Songs, die zusammengenommen fast eine Stunde Hip-Hop-Geschichte schreiben. „Material haben wir allerdings für sieben oder acht Scheiben“, wirft Kai ein, der uns verrät, dass das zweite Album mehr oder weniger schon in den Startlöchern steht. „Wir befinden uns gerade in einer echten Schaffensphase“, fügt Maria hinzu, die zwischen Kais ausdruckstarken Rap-Parts den Chorus einsingt. In Zukunft würde sie gerne mehr an den Inhalten der Songs mitwirken: Sich stetig weiterentwickeln und immer wieder ausprobieren, so die Devise der Beiden.

„Rap bedeutet mehr, als mit Schimpfwörtern um sich zu schmeißen“

Oberflächliches Hip-Hop-Geschwafel sucht ihr auf der Platte deshalb vergeblich. „Wir machen keine Musik, um Klischees von Gucci-Pullovern, Ferraris und Frauen zu erfüllen – das ist eine fiktive Welt, die uns persönlich nicht weiterbringt. Uns geht es um authentische Geschichten über Hass, Liebe, Fallen, Aufstehen, um das echte Leben, in dem nicht alles perfekt läuft. Rap bedeutet für uns mehr, als nur mit Schimpfwörtern um sich zu schmeißen.“ Stattdessen drehen sich die meisten Inhalte um das sich-selbst-Erkennen – Kai und Maria wissen, dass das nur gelingen kann, wenn man sein Handeln reflektiert, Aktion und Reaktion im Auge behält: das Gesetz von Karma(tized). Und Karma ist eine Keule, die solange zuschlägt, bis wir das Richtige vom Falschen unterscheiden können – an diesem persönlichen (Leidens-)Weg lassen uns die Erkenntnissuchenden in ihren Texten teilhaben. „Das Herz auf die Zunge bringen“ gelingt Kai am besten mit Kopfhörern auf den Ohren, mit Zettel und Stift in der Südvorstadt, wo ihr ihn (mit etwas Glück ) auch mal vor der Bühne erhascht, so wie zuletzt im Horns Erben bei DeGuy – eine „alte“ Basketball-Bekanntschaft von Kai, die auch eine Hook auf dem neuen Album übernommen hat. Leipzig und seine Menschen inspirieren die Zwei und ihre direkte ehrliche Art (ungewöhnlich herzlich für das Rap-Business) wiederum uns. Also: Get hypnotized by Karmatized! – Das neue Album bestellt ihr bei Kai persönlich unter k.kranz@karmatized.de

Web: www.facebook.com/Karmatized.1