Stargazing und Rain ... oder wie man Schubladen geschlossen hält Leipziger Bands im Fokus: Lizard Pool

Die sogenannten Indie-Goth-Post-Wave-Pop-Punkern Lizard Pool bewegen sich ein bisschen zwischen allem, sterneguckend und regenliebend.

© Frank Förster
Na toll. Voll nicht ins Schwarze getroffen! – könnte man meinen bei den sogenannten Indie-Goth-Post-Wave-Pop-Punkern Lizard Pool. Ein bisschen zwischen allem bewegen sie sich, sterneguckend und regenliebend. Was sich dahinter verbirgt, hat uns Sänger und Texter Vincent erklärt.

Vincent ist schon immer mit dem Musikmachen in Berührung gewesen. „In meinem Geburtsjahr hat mein Vater gerade seine Band gestartet (Die Zucht, heute: Die Art) und so waren Musik und Konzerte immer präsent. Andere haben sich für Autos interessiert, ich mich für die Musik.“ Es folgten Schülerband, Nachfolgeband und der Beginn von Lizard Pool 2004. Klingt nach einem konsequenten Weg – doch 2006 war schon wieder Schluss. „Ich war auch Gitarrist bei ZIN, Mika wie bei Lizard Pool dort Schlagzeuger. Da hab ich das Projekt schleifen lassen, aber gedanklich nie zu den Akten gelegt.“ 2012 verließen Vincent und Mika ZIN auch gemeinsam wieder. „Nach ZIN wollten wir erst mal unverkrampft was neues machen, das alte abschütteln, eben bei uns sein. Ins Rollen gebracht hat es unser jetziger Bassist Shiva, der auch Schlagzeuger bei Die Art ist. Er hatte bei meinem Vater im Büro eine Platte gehört und wollte das Projekt nicht verstauben lassen. So haben wir es reanimiert – einfach erst mal gespielt ohne große Ambitionen. Das hat sich aber schnell gut angefühlt und einen Flow ergeben, der Lust auf mehr gemacht hat. Das ist für mich der ,wahre‘ Anfang von Lizard Pool und des musikalischen Projekts, an das ich mein Herz verschenkt habe.“

Schnell sind so neue Songs entstanden, die 2014 auf „She took the colours“ gemündet sind. Mit dem Album sind die Drei, die „im Durschnitt schon ganz schön alt“ sind, bis jetzt rumgetingelt. „Es war nie so, dass wir voll durchstarten wollten, trotzdem haben wir immer daran gearbeitet, dass es jedes Jahr ein Stück weitergeht, eine Stufe höher. Man hat ja auch einen gewissen Ehrgeiz! Wir haben alle unsere Brotjobs und inzwischen das eine oder andere Kind, aber das Projekt schwingt immer mit, und in jeder freien Minute wird etwas dazugetragen.“ Deswegen sind in diesem Jahr auch neue Songs entstanden, auf deren Veröffentlichung wir uns Anfang 2017 freuen dürfen. 

Die Band, die in keine Schublade passt 

„Unsere Wurzeln liegen schon in dem dunklen 80er-Jahre-Post-Punk- und New-Wave-Sound, aber letztendlich finden wir auch die Indie-Bands der letzten Jahre toll und lassen Einflüsse zu. Der Begriff ,Gothic‘ ist sowieso ziemlich okkupiert, man denkt schnell an sowas wie Blutengel. Deswegen muss man da vielleicht so ein Konglomerat bilden: Indie-Goth.“ Also so grob eine Mischung aus Indie und der dunklen Geschichte. Alles klar? „Manchmal kann ich eher mit Begriffen wie Rain und Stargaze arbeiten, die ich mir selbst ausgedacht habe, denn im Gegensatz zum Shoegazing gucken wir eben lieber nach oben in die Sterne. Und Regen passt zu unserer Musik, weil die eher geboren ist aus den dunklen, regnerischen Herbsttagen und nicht aus denen mit Nacktbaden am Cossi. Wir gehen natürlich nicht nur gedrückt durchs Leben, aber diese düstere Stimmung ist in uns allen vorherrschend. Düster mit Ausblick auf Hoffnung und Erlösung. Man, das klingt jetzt voll hochtrabend …“ Ach Quatsch – schön gesagt! „Manchmal ist es so, als ob wir für die Goths zu bunt sind, für Indie zu dunkel, für die Punks bisschen zu poppig, für die Poppigen zu punkig. Aber genau das soll die Schnittmenge sein, die unser Vorteil ist. Wir haben keine Berührungsängste.“ Was auch immer „es“ nun ist: Zum Heiligabend werden Lizard Pool definitiv ins Schwarze treffen – zur Schwarzen Weihnacht in der Moritzbastei. „Ich denke, dass der Szene eine Band wie uns sehr gut steht, weil sie viel mehr zu den Wurzeln zurückführt, woraus sie entstanden ist.“

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