„Ich mag es, wenn Dinge zu 100% durchgezogen werden“ Leipziger Musiker im Fokus #106: Daniel O‘Rhys

Kommt mit auf eine Reise zum Klavierkünstler Daniel O’Rhys!

Wenn das Klavier nicht in den Koffer passt, dann gehört die Reise eben ins Klavier!

Nach diesem Motto lässt Daniel O’Rhys den Hörer wie durch Tagebucheinträge an seinen erlebten Reisen teilhaben. Dem kreativen Output sind dabei derzeit offenbar keine Grenzen gesetzt. Nun hat der Leipziger Klavierkünstler urbanite einen exklusiven Einblick in seine derzeitige Agenda gewährt.

Aktuell arbeitet Daniel O’Rhys mit seinem Team der Agentur Golden Ticket an einem neuen Songbook. Darin enthalten sind die Partituren der ersten zwei Suiten, die der Musiker in den vergangenen zwei Jahren veröffentlicht hat. Die erste Single aus der neuesten Suite trägt den Titel „Åland“ und wurde am 2. Oktober veröffentlicht. Am 20. November folgte jüngst „Ana With Birds“. Nach dem monatlich getakteten Single-Release werden diese in ihrer Gesamtheit als Suite zusammengefasst. Den Begriff der Suite verwendet O’Rhys für seine Zyklen lieber als den Begriff Album, da er für ihn einen Verweis auf die klassische Form mit sich bringt, Klaviermusik zusammenzuführen. „Man soll die Musik thematisch zusammengefasst begreifen können, auch wenn natürlich jedes Stück für sich allein stehen kann“, so der Künstler. Inspiriert sei er u. a. von der zeitgenössischen Moderne. Seine Musik habe aber auch einen spürbaren Pop-Charakter. Sie sei sogar vornehmlich Popmusik, die sich auf einer weiteren Ebene klassischer Anleihen bediene. Das hört man auch deutlich: Trotz dessen, dass O’Rhys Klaviermusik produziert, weisen seine Stücke in ihrer kompositorischen Anlage einen eingängigen Song-Charakter auf.

 

© Presse Danie O'Rhys

Durch Klänge reisen

Die Motivation für seine Reisethematiken, die er inhaltlich verarbeitet, knüpft er an einen Tagebuchgedanken. Er möchte den Hörenden durch das Element des Klangs direkt mit auf seine Reise nehmen, in deren Verlauf der konzeptionelle Musiker die höchste Stufe seiner Inspiration erfährt. Die „Skálholt“-Suite entführt diesen beispielsweise nach Island, während „Black Forest“ von Eindrücken aus dem Schwarzwald zeugt.
Die unterschiedlichen Reisen bringen stilistisch auch Detailvariationen mit sich: Demnach arrangierte er „Skálholt“ beispielsweise mit elektronischen Effekten, die bei den aktuelleren Stücken aus „Black Forest“ und „Baltic Suite“ wieder zugunsten anderer kompositorischer Mittel zurückgetreten sind. Die elektronische Komponente in Bezug auf Island, wohin „Skálholt“ den Hörer führt, entstammt unter anderem der Zuwendung zu isländischen Electronica-Künstlern wie Björk, mit deren Musik Daniel O’Rhys aufgewachsen ist. „Instrumentalmusik wird generell oft als filmmusikalisch empfunden, da der Film das Medium ist, in dem Menschen weitgehend noch mit klassischen Klangbildern in Berührung kommen“, so der Künstler.

Atmosphärisch weisen seine Stücke einen entsprechend natürlichen, fast visuell wahrnehmbaren Klangcharakter auf. Diesen greift er auch auf seinem Instagram-Account auf, wo er vornehmlich melancholische Naturfotografien postet, die Fotograf Tom Streller vor die Linse kommen. Mit entsprechend künstlerischer Inszenierung werden diese zur Artwork-Ästhetik seiner Singles, Suiten und Musikvideos.

Mehr als nur „schöne Klaviermusik“

Es sei ihm über die visuelle Komponente seiner Kunst auch ein Anliegen, auf Themen wie Klimawandel und Naturschutz aufmerksam zu machen, obgleich er sich primär natürlich als Musiker sieht. Er mache aber eben mehr als nur „schöne Klaviermusik“. Die Botschaft dahinter beleuchte eine weitere wichtige Ebene, die dieser auf natürliche Weise innewohnt, bemerkt der Pianist, der nunmehr seit zwei Jahren mit seinem Projekt aktiv ist. Die Kooperation mit Golden Ticket entstand dabei aus privaten Beziehungen heraus. Generell möchte Daniel O’Rhys private Hintergründe in der Inszenierung seiner Kunst aber lieber außen vor lassen. Der Fokus soll auf seiner Musik liegen und weniger auf der Figur, die dahinter steht: „Ich möchte die Leinwand nicht immer mit der eigenen Person voll malen. Der Hörer soll sie lieber mit seinen Eindrücken füllen“, beschreibt der Klavierkünstler metaphorisch. Deshalb ist er vermutlich selbst auch eher selten das Fotomotiv auf seinen Naturaufnahmen.

Mal reinhören?

Musik ist auch zum hören da

Trotz allem, was sie persönlich für den Pianisten bedeutet, sei seine Musik nach eigener Aussage nur dann existent, wenn sie auch jemand hört. Daher rührt sein Bestreben, im Falle der Veröffentlichung auch ein entsprechend konkretes Marketingkonzept durchzusetzen: „Das ist was echt Persönliches. Und ich brauche es nicht, wenn es nicht richtig angegangen wird. Ich mag es, wenn Dinge zu 100% durchgezogen werden“, teilt Daniel entschlossen mit. So habe man sich strategisch zunächst lediglich auf Instagram konzentriert und verweise aktuell immer mehr auf Spotify.

Diese Rechnung geht sichtlich auf und wahrscheinlich ist es unter anderem die Zugänglichkeit, die seiner Musik innewohnt, die für seine breite Hörerschaft sorgt: Mehr als 16.000 Instagram-Follower kann Daniel O’Rhys bislang zählen und diese erfolgreich dazu anregen, über Spotify seiner Musik zuzuhören. Dort hat er aktuell bereits über 40.000 monatliche Hörer, deren Zuspruch er als großen Motivationsschub mitnimmt, des Komponierens nicht überdrüssig zu werden.

Die nächste Reise nach Corona kommt bestimmt! Diese soll uns nach der „Baltic Suite“ nämlich schon wieder eine ganze Reihe neuer Klavierstücke bescheren, wie der Künstler zum Abschluss hoffnungsvoll ankündigt. 

Web: www.danielorhys.com

Instagram: @danielorhys