„Die Leipziger Hip-Hop-Szene gönnt sich gegenseitig nicht den Dreck unter den Fingernägeln“ Leipziger Musiker im Fokus: Rasputin

Von Bielefeld über Hamburg hat es Martin aka. Rasputin die letzten fünf Jahre nach Leipzig verschlagen. Den Rap hatte er dabei immer in der Tasche und zeigt das auch mit seinem am 1. Mai erscheinenden Album „Diamanten und Dreck“.

Von Bielefeld über Hamburg hat es Martin aka. Rasputin die letzten fünf Jahre nach Leipzig verschlagen. Den Rap immer in der Tasche und seit Beginn an, nach vielen Höhen und Tiefen, neuen Freunden und jenen, die keine mehr sein wollten, kam ihm damals wie heute nie in den Sinn, Rap an den Nagel zu hängen. Beweis genug ist sein am 1. Mai 2016 neu erscheinendes Album „Diamanten und Dreck“.

© Carolin Schreier
Rasputin entdeckte 1993 den Rap neben Kellogs und Kaugummis im Supermarkt. Dort schallten nämlich die Fantastischen Vier durch die Boxen. „Das war das erste Mal, dass ich überhaupt Rap hörte. Dann bin ich sofort Heim und habe meinen ersten Text geschrieben und seither nicht aufgehört. Mein erster Text lautete dann : ‚Jürgen erwürgen’ – Sozusagen mein erster Disstrack gegen einen damaligen Klassenkamerad“, erzählt uns Martin lachend.

Kaum war der erste Text geschrieben, wurde auch direkt eine Band gegründet. „Als ich anfing, habe ich mir einen Bandnamen gegeben, damit noch die Option besteht, jemanden aufzunehmen. ‚Direkte Kommunikation’ hießen wir, beziehungsweise ich – naja, es kam dann letztlich keiner dazu, im Grunde konnte die Kommunikation also tatsächlich direkter nicht ablaufen.“

Ein Geben und Nehmen

© Presse Täubchenthal
Nach der One-Man-Band folgten mehrere musikalische Projekte. Einen richtigen Aufwärtskick gab es 2005, als Rasputin auf seinem Album „Achtung“ zwei Clueso-Tracks inkludierte. Da Cluesn zu jenem Zeitpunkt gerade seinen Durchbruch hatte, stieg auch das Interesse nach „Achtung“ sichtlich. Auch ein anderes nicht gerade unbeschriebenes Blatt spielt in Rasputins Rap-Vita eine Rolle. „Damals lernte ich Laas Unltd. bei einer Breakdance Weltmeisterschaft in Hannover kennen. Er war 15 und hieß noch Laas Minute. Wir kamen ins Gespräch, hatten ohnehin den gleichen Rückweg und fingen ein bisschen an zu freestylen. Da mir gefiel, was er von sich gab, fragte ich ihn, ob er mit meiner Band auf Tour kommen will. Das tat er auch – und im Grunde waren das seine Anfänge. Irgendwann verloren wir den Kontakt zueinander und von ihm kam keine Meldung mehr. Vielleicht hat ihn ja der Fame geschluckt – außerdem hat er ja jetzt auch Kool Savas …“, erzählt er uns lachend und doch sichtlich enttäuscht.

Sich selbst treu bleiben

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Enttäuscht ist Rasputin auch von der Leipziger Hip-Hop-Szene. „Die Szene gönnt sich gegenseitig echt nicht den Dreck unter den Fingernägeln. Es wird dir ins Gesicht gegrinst und einen auf Familie gemacht und schlussendlich wird nichts geteilt. Jeder hat Angst, dass sich sein eigener Fame verkleinert. Alle rennen sie im Rudel und wenn es drauf ankommt, will sich jeder selbst am meisten pushen. Ich meine, schau dir mal den „Hip-Hop-Award Skillz“ an – ein selbsternannter Hip-Hop-Preis. Wenn man schaut, wer da die Zügel in der Hand hat, schiebt der eine dem anderen das Zeug in den Arsch.“

Mal von aller Enttäuschung abgesehen, soll sein neues Album gewohnt funky-jazzig daher kommen und dem Sound der Neunziger treu bleiben. Textlich dürfen wir uns auf  einen Flug über Martins Leben einstellen und bekommen somit eine Art Snippet-Life-Version. Mit Titeln wie „Plagwitz bleibt drecksch“ darf es zudem auch einmal politisch werden. Grundsätzlich stehen aber immer die Fragen im Hintergrund, woher wir kommen und wohin wir gehen. Martin geht 2016 auf jeden Fall nach vorne – zumindest versprach er dies seinem Ego. „2016 soll das Jahr werden, welches ich mal meinem Ego widme. Das darf jetzt mal raus! Wie ein kleiner, hyperaktiver Junge, der kein Ritalin mehr bekommt, sondern zum Fußball geschickt wird.“

Rasputin auf Facebook

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Plagwitz bleibt drecksch: