„Ich hab‘ für Stress nicht gerne Zeit“ Leipziger Musiker im Fokus: Jan Roth

Wer ist dieser Jan Roth und wenn ja, wie viele? Der sprachen mit dem Pianist, der eigentlich Jazz-Schlagzeuger ist.

Wer ist dieser Jan Roth und wenn ja, wie viele? Der Pianist, der eigentlich Jazz-Schlagzeuger ist, hat Ende März seine neue EP „Redux“ (Sinnbus / Records + Publishing) herausgebracht. Ja, das kommt von „Reduktion“ – denn der Musiker braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Das hört man auch seinen Songs an, die ohne viel Schnickschnack eigene Klangbilder, Fantasiewelten und Zufriedenheit erzeugen. 

© Sandra Ludewig
Mit fünf Jahren wurde Jan das erste Mal von seinem Opa im heimischen Vogtland ans Klavier gesetzt. Von da an ließ ihn das Instrument nicht mehr los. Zwar kam mit elf Jahren aus Coolness-Gründen noch das Schlagzeug dazu, doch für eines der beiden Instrumente entscheiden könnte und wollte sich der Musiker nicht. Mit 14 Jahren wechselte Jan aus eigenem Entschluss auf ein musikalisches Internat in Zwickau. „Es war immer klar, dass ich Musik machen werde“, erzählt der Wahl-Leipziger bei Kaffee und Sonne in seinem Stamm-Café, das gleichzeitig zu dem Haus gehört, in dessen Dachgeschoss er wohnt. Wie praktisch. Und so geht der Künstler auch durchs Leben: „Ich hab‘ für Stress nicht gerne Zeit. Ich habe lieber meine Ruhe und mache mein Ding.“ Dabei setzt er vor allem auf das Vertrauen in das Gute und die Gelassenheit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.

Auch sein erstes Album „L.O.W.“ ist nur aus einem Zufall heraus entstanden. Damals sollte Jan als Schlagzeuger bei einer Tour mitwirken. Das klappte dann doch nicht, gab ihm aber mehrere Wochen Zeit, um eben einfach mal sein Ding zu machen. Heraus kamen acht Instrumentalstücke, die Titel tragen wie „Rastlos“ oder „Regen“. Die Inspiration für seine Kompositionen sucht der Leipziger nicht, er ist ein Beobachter. Auch die Namen gibt er seinen Liedern meistens erst, wenn sie fertig sind. „Mich hat schon immer das Instrumentale mehr interessiert“, erklärt der Musiker. „Boycicle“, was auf „Redux“ zu hören ist, erinnert ihn daran, wie er als Junge das Fahrradfahren lernte – für jeden anderen kann und darf es aber auch ein anderes Gefühl hervorrufen. Denn das ist auch etwas, was Jan an der Musik, vor allem am Jazz, fasziniert. Der Frei- und Spielraum, den man als Musiker hat: „Jazz ist meine maximale Entfaltungsmöglichkeit.“ Was nicht heißt, dass er nicht schon viel ausprobiert hat. Acht Jahre, die Jan in Erfurt lebte, brachten ihn zusammen mit Künstlern wie Clueso und Tim Neuhaus. Mit der Band „Hundreds“ ging er 2014 auf Tour. Einmal im Vierteljahr steht er in Weimar mit einer Big Band auf der Bühne. Und sein neuestes Projekt ist die Vertonung eines Kinder-Theaterstücks in Ingolstadt.

Erst seit 2013 steht der Musiker auch allein vor Publikum: Am Klavier als Jan Roth. Doch auch dieser Name ist breit gefächert, denn gern holt er sich mal Bläser oder ein Schlagzeug dazu. Auf der Bühne will er bleiben, „bis ich nicht mehr kann.“ Und sollte es etwas werden mit dem Traum, beim Musizieren zu sterben, dann sollte danach unbedingt noch ein Liedchen angestimmt werden. 

Web: www.facebook.com/janrothmusik/