Zurück zum Thema Made in Leipzig: detektor.fm

urbanite hat dem Leipziger Internetradio und Podcastlabel detektor.fm einen Besuch abgestattet.

Intelligente Sprachsysteme, Audioangebote wie Internetradio oder auch Podcasts erleben gerade einen weltweiten Boom – Mittendrin: Das mehrfach ausgezeichnete deutschsprachige Internetradio und Podcastlabel detektor.fm, das sich unüberhörbar von anderen „klassischen“ Radiosendern abhebt – das fängt bei der Werbung an und hört bei der Musik auf. urbanite hat detektor.fm anlässlich ihres neunjährigen Geburtstags am 4. Dezember 2018 im Leipziger Stadtteil Plagwitz unweit von Elster und Kanal mal einen Besuch abgestattet.

© Theresa Schmidt
Empfangen werde ich warmherzig von Hündin Froula, die neugierig an meinen Händen schnuppert und aufgeregt mit dem Schwanz wackelt. Froula ist zwar nicht der Redaktionshund, allerdings öfter hier, wie mir später erzählt wird. „Sie ist der Hund von Bernadett, die heute CVD-Dienst hat, also Chef vom Dienst ist“, erklärt mir Kati Zubek, zuständig für Marketing und PR, mit der ich zwei Minuten später in der offenherzigen und lichtdurchfluteten Küche alias Konferenzzimmer sitze, Kaffee trinke und schon mal einen kleinen Warm-up-Plausch halte. Christian Bollert gesellt sich zu uns. Er ist einer der Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von detektor.fm und erklärt mir die Besonderheiten und die Unterschiede zu anderen Radiosendern. Das beginnt schon beim Redaktionskodex, nach welchem anspruchsvoller, hintergründiger Qualitätsjournalismus betrieben wird, bei dem erst mal nicht der Hörer ausschlaggebend ist, wer oder was in die Sendung kommt, sondern in allererster Linie der Journalist Themen bewertet, gewichtet und einen Fokus setzt. Und allein das macht detektor.fm zu einer Rarität auf der weltweiten Radiolandschaft in der klassische Werbepausen mit Swush und Bang, Interviews, die die 1:30-Minuten-Marke nicht überschreiten dürfen oder Mainstream-Chartgedudel (leider) immer noch Standard sind.

„Viele Nutzer haben sich einfach vom bisherigen Audioangebot nicht abgeholt gefühlt…“, so Christian Bollert. 

Und genau hier setzt detektor.fm an, indem es Usern eine Plattform bietet, auf der sie sich nach individuellen Interessen ihr eigenes und vor allem hochwertiges Radioprogramm u.a. aus den Rubriken Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft zusammenstellen können. Außerdem verfügt detektor.fm über ein breites Podcast-Angebot und trifft damit den Zahn der Zeit. Da wäre zum Beispiel der Podcast Antritt, bei dem sich einmal die Woche alles ums geliebte Fahrrad dreht. Oder auch Green Radio, ein Kooperationsprojekt mit dem Umweltbundesamt, das sich jede Woche mit den neusten Themen aus Umweltschutz und Nachhaltigkeit befasst. Eins ist sicher: Mit 84.081 Streamsessions pro Monat (Stand April 2018) haben hier schon viele Hörer ihre Nische gefunden.

Wer detektor.fm hören will, egal ob das täglich wechselnde Radioprogramm von z.B. Der Tag, die Musikplaylisten oder Podcasts, kann gerne online unter detektor.fm den Playbutton drücken. Außerdem ist das Magazin-Radio auch auf Spotify oder Deezer verfügbar sowie über die hauseigene App von detektor.fm oder die Radioplayer-App für Apple-und Androidgeräte. Seit Ende Januar 2018 probiert sich detektor.fm außerdem auch in einem Pilotprojekt auf DHB+ in Leipzig und Freiberg aus. Nur das gute alte UKW könnt ihr bitte abschalten, wie auch das Plakat neben mir an der Küchenwand appelliert! 

© Kati Zubek

Der Kaffee ist mittlerweile leer getrunken und wir entscheiden noch einen kleinen Rundgang zu machen. So leiten mich Kati und Christian durch die 260 qm große Redaktion, vorbei an der Tages- und Musikredaktion, dem Podcast-Bereich bis hin zu dem Aufnahmestudio, das mit Neon-Schriftzug an der Wand und Omas alter Stehlampe in der Ecke für mich einen besonderen Charme versprüht. Wir beenden gerade den Rundgang, da fällt mein Auge auf eine Wand, die fast vollständig mit ausgedruckten Fanmails, Twitter- und Facebookposts von Hörern beklebt ist. Besonders schön: „The person curating @detektor.fm music might be my soulmate.“ Bei detektor.fm laufen eben nicht, wie bei anderen Sendern, Charts auf Dauerschleife, sondern handverlesene Musik mit Charakter. „Es geht gar nicht darum, dass jemand hier alles gut findet.“, so Christian Bollert und fügt hinzu: „Wir wollen starke Gefühle auslösen und dass sich Hörer auch mal mit anderen Themen auseinandersetzen“ – und dazu gehören eben auch andere Musikgenres. Einer der musikalischen Dauerbrenner bei detektor.fm ist ganz klar: Die Band Kakkmaddafakka. „Seitdem es detektor.fm gibt, spielen wir Songs von Kakkmaddafakka. Sie waren auch schon oft bei uns im Studio zu Gast. Wir schätzen sie einfach sehr als Künstler und Musiker.“, so Christian Bollert. Deshalb ist es natürlich auch kein Wunder, dass die norwegische Indie-Pop-Band auf der 9-Jahres-Feier von detektor.fm am 7. Dezember im Täubchenthal auftreten wird. Als Vorband wird euch außerdem die Berliner Musikerin DENA beehren. Gefeiert wird dann zusammen mit den 7 festen und den 20 bis 30 freien Mitarbeitern von detektor.fm und natürlich den (zukünftigen) Hörern.

Welche/r Künstler detektor.fm beim zehnjährigen Jubiläum beehren wird, steht übrigens noch nicht fest. Das nächste Ziel für das Jahr 2019 aber schon: Eine eigene Anwendung für Sprachassistenten bei Amazon Echo und Google Home. Wir sind gespannt und wünschen detektor.fm (mindestens) neun weitere Jahre voller Innovationen, Emotionen und Authentizität – davon könnten wir in diesen Tagen ruhig noch mehr vertragen 😉

UPDATE vom 12.06.2020 // 

In unserem „Best of Made in Leipzig“ der Support Your Leipzig-Sonderausgabe vom Juni 2020 haben wir bei einigen Leipziger Unternehmen nachgefragt, wie es sich seit unserem letzten Besuch für sie entwickelt hat und wie es ihnen in der aktuellen Situation ergeht. Auch Christian Bollert, Geschäftsführer von detektor.fm stand uns Rede und Antwort:

1. Wie hat sich detektor.fm im letzten Jahr entwickelt? Was waren besondere Meilensteine für euch?

detektor.fm ist als Podcast-Radio in den letzten Monaten und Jahren in allen Bereichen enorm gewachsen. Unsere neue Redaktionsleitung mit Marie Schiller und Adrian Breda hat die positive Entwicklung noch einmal beschleunigt. Wir produzieren beispielsweise mittlerweile mit dem Nachrichten-Podcast „Zurück zum Thema“ und dem Serienpodcast „Was läuft heute?“ gleich zwei eigene tägliche Formate. Viel Aufmerksamkeit haben Podcasts wie „Reden ist Geld“ mit Nina Sonnenberg oder der Spektrum-Podcast erhalten. Der Podcast „Tracks & Traces“, von unserem Musikchef Gregor Schenk, ist aktuell sogar für den Grimme Online Award nominiert.

2. Habt ihr Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren bekommen und wenn ja, wie?

Wir haben vermutlich antizyklisch zu den meisten anderen Unternehmen der Kreativwirtschaft mit dem Beginn der Kontaktbeschränkungen eine steigende Nachfrage gespürt. Denn es sind sowohl die Zahlen der Podcast-Abrufe als auch die Sessions unserer beiden Livestreams enorm gestiegen. Wir haben deshalb auch unser Podcast-Angebot sehr schnell und trotz der geänderten Arbeitsbedingungen im Home-Office schnell und noch vor Ostern ausgebaut. Gleichzeitig sind aber natürlich auch bei uns einige Projekte gestoppt worden oder es sind für uns wichtige Veranstaltungen wie die Leipziger Buchmesse ausgefallen. Wir spüren seit ein paar Wochen, dass die Nachfrage von Werbepartnern langsam wieder wächst und das Medium Podcast im Medienmix künftig eher eine größere Rolle spielen wird.

3. Was wünscht ihr euch für die Zukunft? 

Wir sind enorm dankbar für die Unterstützung und Aufmerksamkeit unserer Hörerinnen und Hörer. Dabei hoffen wir, dass wir alle gemeinsam möglichst besonnen und gesund durch diese Herausforderung kommen. Ein besonderer Fokus liegt bei uns auf allen Akteurinnen und Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft, denn wir sehen natürlich wie arg gebeutelt viele Leute gerade sind. Hier wünschen wir allen, dass sie Wege finden durch die Corona-Krise zu kommen und, dass wir uns hoffentlich alle bald wieder sehen.