Eltern-Kind-Büro An Mamas Rockzipfel

Wir stellen euch den Ort vor, an dem Kinder und Arbeit unter einen Hut gebracht werden können.

Viele Mütter und Väter kennen das: Sie müssen oder wollen arbeiten, aber trotzdem ihr Kind gern bei sich zu Hause betreuen. Doch allein mit den Kleinen ist es langweilig, anstrengend oder aufreibend.– Kurz man findet doch keine freie Minute zum arbeiten oder lernen. Das Eltern-Kind-Büro Rockzipfel möchte das ändern: Hier können Kinder, wenn sie wollen, an MamasRockzipfel hängen und Eltern trotzdem in Ruhe arbeiten oder lernen.

© Rockzipfel
 

Johanna Gundermann kennt das Problem, Kind und Beruf miteinander zu vereinen. Die dreifache Mutter arbeitet als freiberufliche Sprachlehrerin. „Alles unter einen Hut zu bekommen, war auf Dauer nicht so einfach“, erzählt sie. Deshalb entschied Johanna Gundermann vor mehr als fünf Jahren, gemeinsam mit anderen Vätern und Müttern ein Eltern-Kind-Büro zu gründen. Doch so praktisch die Idee, so schwierig gestaltete sich deren Umsetzung. Rechtliche Schranken mussten erforscht, geeignete Räume gefunden werden.

Geschafft!

Inzwischen ist die Vision Wirklichkeit geworden, seit knapp drei Jahren existiert das Rockzipfel-Büro in der Georg-Schwarz-Straße. Eltern können hier arbeiten, haben ihre Kinder in der Nähe und werden bei der Betreuung unterstützt. Es gibt eine Küche, Spielzimmer, Arbeitsplätze und Mittagsschlafräume. „Die Unterstützung durch freiwillige Babysitter soll Freiräume schaffen, die nicht nur den Eltern, sondern auch den Kindern zu Gute kommen“, beschreibt Gundermann das Konzept.  „Wir freuen uns über Leute, die regelmäßig hier sind und es als Alternative zu anderen Betreuungsmöglichkeiten sehen.“

„Es braucht ein Dorf um Kinder großzuziehen.“

Inspiriert wurde Johanna Gundermann von Autoren wie Jan Hunt, Carlos Gonzáles oder dem Kinderarzt Herbert Renz-Polster, der in seinem Buch Kinder verstehen das afrikanische Sprichwort zitiert: „Es braucht ein Dorf um Kinder großzuziehen.“ Doch während die Kindererziehung früher in den Händen von mehreren Leuten lag, sind heutzutage die Eltern allein für den Nachwuchs verantwortlich. Diese verlorengegangenen Strukturen fängt Rockzipfel auf: Es gibt gemeinsame Mittagessen. Es gibt eine Oma, die Kuchen backt. Es gibt freiwillige Helfer aus Leipzig und aller Welt. Und es gibt Filzkurse und musikalische Früherziehung für die Kleinen. Rundum: Es gibt viel zu erleben und zu entdecken für die Kleinen in diesem modernen Dorf.

Eltern behalten ihre Aufsichtspflicht

© Rockzipfel
Doch eins ist klar: Rockzipfel ist keine Kindertagesstätte. Die Eltern behalten die Aufsichtspflicht, auch wenn sie arbeiten, lernen, Kontakte knüpfen, ein Buch oder E-Mails lesen. Wenn eines der Kinder unbedingt Mama oder Papa braucht, kann es leise in den Ruhebereich der Arbeitenden tapsen.

„Wir haben derzeit mehr Eltern als je zuvor, es hat sich gut entwickelt. Wir sind voll ausgelastet und zufrieden“, bilanziert Gundermann heute. Sieben Plätze stehen zur Verfügung, die sich rund zwölf Eltern teilen. Sie zahlen einen Nutzungsbeitrag. Für vier Wochen sind das zum Beispiel 100-150 Euro. Auch einzelne Wochentage können gebucht werden, Eltern zahlen dann entsprechend weniger.

 „Wir können uns meistens gerade so über Wasser halten“, gibt Johanna Gundermann zu, dass die finanzielle Situation nicht immer einfach ist. Sponsoren oder Spenden sind gern willkommen. Oder Co-Worker, die neuste Idee der Initiative: Auch Leute, die keine Kinder haben, sind willkommen, um die Büros zu nutzen. „Ab etwa 15 Uhr sind zudem die Räume meist komplett leer“, sagt Gundermann. Dann können Freiberufler und Studierende hier in einer Gemeinschaft arbeiten – damit ihnen zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt.

Infos: www.rockzipfel-leipzig.de