Über Skeptiker, Kreativtief und die Spinnerei Mit der Kunst bewegen: Spinnerei-Rundgänge am 12. und 13. September

Im September öffnen die SpinnereiGalerien wieder ihre Ateliers. Auch Johannes Denda zeigt seine Kunst – wir sprachen mit ihm über Kunst und Klischees.

© Lisa Schliep
Er ist eine waschechte Leipziger Pflanze, klammert man seine Ausreißer-Jahre für sein Studium in Berlin einmal aus. Die Rückkehr war also fast schon klar, als die Reise begonnen hat. Johannes Dendas Wurzeln liegen im Leipziger Süden, inzwischen arbeitet er in Plagwitz inmitten von Freigeistern, einer Menge Bewegung und lebt nahezu in seinem Atelier in der Bauwollspinnerei. Häuslich macht er es sich dort seit 2013. 

Für Johannes ist die Baumwollspinnerei ein regelrechter Anziehungspunkt und die Karl-Heine-Straße sowie das Westwerk die fulminante Ergänzung einer florierenden Subkultur in Plagwitz. „Plagwitz hat sich echt verändert. Die Szene, die sich hier entwickelt hat, ist super spannend“, erzählt er. Kein Wunder also, dass sich vor allem Kreative von der Umgebung gefesselt fühlen.  

Kreativtief? Niemals.

© Roland Muehler
Der 31-Jährige widmet den größten Teil seiner Zeit der Objektkunst. Er arbeitet also mit unterschiedlichen Materialen, Formen und vor allem Oberflächen und ist ein hoffnungsloser Perfektionist. „Ich bin eigentlich nie zufrieden und habe, sobald etwas fertig ist, immer gleich neue Ideen. Also ein Kreativtief gab es bisher noch nicht“, lacht er. Zwei Spinnerei-Rundgänge hat er bisher mitgemacht. Ist, wie er selbst sagt, eigentlich immer „eine super Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und sich zu präsentieren“.  

Kunst muss aus jedem Winkel wirken

Johannes Objekte werfen zunächst erstmal mehr Fragen auf, als sie beantworten. Fernab von Portraits à la „Frau, die in die Ferne sieht“, muss man sich hier seinen Teil denken oder eben auch nicht, wie er sagt. „Man soll sich voll auf die Kunst einlassen können, da ist zu viel denken ein Hindernis.“ Und Bewegung ist entscheidend: Einfach durch den Raum gehen und die Kunst „aus jedem Winkel wirken lassen.“

© Lisa Schliep
Besonderer Hingucker sind seine Kuben – das sind Würfel, in denen nicht zählbare Fäden gespannt sind, die kein Anfang und kein Ende zu haben scheinen – ein verwirrendes und faszinierendes Konstrukt. Nicht überraschend also, dass da ganz hohe Mathematik hintersteckt. Mal eben so eine Skizze zeichnen reicht da nicht. Johannes arbeitet lange am PC und berechnet seine Kunst bis auf die Nachkomma-Stelle genau. Nicht selten wollen Besucher die Formel erfahren, die dahintersteckt. Verblüfften Gesichtern ist er sich demnach regelmäßig sicher. 

Unverkennbar ist seine Kunst extravagant, aber nicht jeder findet unbedingt einen Zugang dazu. „Leute, die nicht ständig mit Kunst zutun haben, sind meistens am ehrlichsten. Die sind immer freier und echter. Kunsterfahrene sind oft vergleichend oder voreingenommen.“ Das moderne Kunst ab und an mit Hähme betrachtet wird, sieht er gelassen. Sätze wie „Ist das Kunst oder kann das weg?“ betrachtet er sogar als ein gutes Zeichen. Denn diejenigen haben zumindest einen Blick dafür, dass es zumindest Kunst sein könnte – Konjunktiv, also nicht unmöglich.

Die SpinnereiGalerien laden am 12. und 13. September 2015 zum großen Herbstrundgang.