„Okay, das müssen die sein!” Moses Pelham im Interview

Am 4. März kommen Glashaus auf ihrer „Kraft Live & akustisch”-Tour in das Täubchenthal.

Am 4. März kommen Glashaus auf ihrer „Kraft Live & akustisch”-Tour in das Täubchenthal. Wir haben vorab mit Produzent und Songwriter Moses Pelham über das neue Album „Kraft”, seine musikalischen Vorlieben und frühere Karrierepläne gesprochen.

© Katja Kuhl

Du bist nicht nur Produzent, sondern schreibst auch die Texte für Glashaus. Wie würdest du die Zusammenarbeit mit Cassandra Steen und Martin Haas beschreiben?
Naja, ich würde es vor allen Dingen als routiniert beschreiben. Wir haben einfach eine klare Rollenverteilung – was nicht heißt, dass nicht jeder auch seine Ideen mit einbringen kann – aber wir sind eine eingespielte Arbeitsgruppe. Da muss man einfach nicht mehr viel reden. Natürlich hast du eine Vorstellung davon, wenn du einen Text verfasst hast, wie der dann auch gesungen werden soll. Da sing ich einmal an und schon weiß Cassandra, wie es gemeint ist. Wir verstehen einander einfach. Es ist ja immer so schwierig, über Musik zu reden. Ich merke es auch, wenn ich neue Menschen kennenlerne und man auch mit denen arbeitet, dass man sich auf Begriffe einigen muss. Wir haben da eine einfache Sprache gefunden und es ist schon toll, wenn man ohne viel zu reden miteinander arbeiten kann.

Das neue Album „Kraft“ hört sich sehr vertraut an. Hattet ihr Angst, mal einen neuen Weg einzuschlagen?
Für mich ist es produktionstechnisch schon in großen Teilen anders als die Platten davor, aber der Witz daran ist natürlich, wenn wir drei eine Platte machen, dass es auch eine Glashaus-Platte sein soll. Es sind schon zwei Stücke dabei, die ein bisschen auf Tempo sind, was nun nicht unsere Comfort-Zone ist. Wir sagen uns auch nicht: „Lass uns mal auf irgendwas beschränken“, aber die typischen Sachen zu machen, die uns geschenkt werden, finde ich schon sehr naheliegend. In dem Moment, wo wir beschlossen, dass wir uns als Band noch was zu geben haben und schließlich entschieden, vier Stücke zu machen, konnten wir nicht mehr sagen: „Aber das muss jetzt ganz anders sein“ – wäre irgendwie auch komisch gewesen. Unter diesen Stücken waren „Kraft“ und „Fühlt sich wie sterben an“, so richtig typische Glashaus-Dinger. Da hört man in den ersten zehn Sekunden: „Okay, das müssen die sein!“

Gibt es bereits Pläne für ein neues Album von Glashaus?
Nee, gar nicht! Wir werden im Sommer noch ein paar Festivals in dieser Besetzung spielen – die echt eine spannende ist, weil sie so viel intimer ist. Eigentlich ist ein Festival für die Art intimer Texte die geeignetere Darreichungsform, wenn du mich fragst. Aber auch sehr besonders, weil sie so verletzlich ist, weil du einfach nur die vier, fünf Elemente, die wir mitbringen, wirklich einzeln hörst. In der Produktion sind so viele Spuren übereinander, da kann man nicht wirklich alles isoliert wahrnehmen. Man bekommt also quasi einen Gesamtschwung. Wir gehen an die Basis zurück: „Was spielt hier wirklich eine wichtige Rolle?” – und alles andere ist gar nicht da. Eine nächste Platte ist aktuell noch nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. Dazu gibt es einfach noch überhaupt keine Gedanken.

Welche berufliche Karriere hättest du angestrebt, wenn es als Rapper und Produzent nicht geklappt hätte?
Ich glaube, ich wäre Jurist geworden. Ich hatte auch schon angefangen, Rechtswissenschaft zu studieren, aber mir kam dann „Direkt aus Rödelheim“ dazwischen. Ich habe mich tatsächlich als Kind schon dafür interessiert. Ich habe ja damals nicht gedacht, dass ich hauptberuflich Rapper werde. Ich meine, ich habe schon damals nichts lieber getan, als zu rappen, aber ich habe das nie als Berufsbild gesehen. Von daher war der Berufswusch, Rechtsanwalt zu werden, tatsächlich der viel frühere. Ehrlich gesagt gibt es nichts, womit ich mich lieber be-
schäftige als mit Musik. Als sich die Möglichkeit bot zu sagen: „Da geht noch was, darauf kann ich mich konzentrieren“, war es für mich nicht einmal eine richtige Entscheidung. Ich bin einfach nur meiner Leidenschaft gefolgt.

Welche Alben hörst du aktuell und auf welches Album freust du dich 2018 am meisten?
Im Moment höre ich außer Glashaus und meinem Zeug, in Vorbereitung der beiden Tourneen, zwei Alben, die aber beide schon ewig alt sind. Ich höre das erste Banks Album („Goddess”) wieder relativ exzessiv und Snagas „SFD2”. Ansonsten habe ich gar keinen Überblick, was dieses Jahr alles kommt. Es gibt zwei Alben aus Frankfurt, auf die ich mich freue, aber nur weil das Freunde von mir sind und ich von daher weiß, dass diese Platten kommen. Von anderen Leuten, die an Platten arbeiten, weiß ich das gar nicht. Ist vielleicht für mich auch ganz schön, dann kommt ‘ne Platte raus und ich denke: „Oh, cool! Hatte ich jetzt gar nicht so auf dem Deckel, dass da was kommt.“