Maler Neo Rauch wurde 60 und feiert mit seiner neuen Ausstellung „Handlauf“ Viel Rauch um Neo

Neo Rauch, ein Maler, dessen Leben mehr als nur einfarbig ist.

Ein Maler, welcher aus dem Kunstmarkt nicht mehr wegzudenken ist. Einer, der im Metropolitan Museum of Arts seine Werke ausstellen durfte. Dennoch jemand, der auch in starker Kritik stand und nicht zuletzt eine Person, die dieses Jahr 60 geworden ist. Die Rede ist von dem Leipziger Maler Neo Rauch, welcher derzeit in der Galerie EIGEN+ART mit „Handlauf“ seine neuesten Werke ausstellt.

 

© Uwe Walter

Wegbegleiter

Ab 1981 studierte Rauch bei Arno Rink an der heutigen Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (HGB). Die HGB gilt als die Schule, wenn es unter anderem darum geht, dank seines Könnens in den Wohnzimmern aller Welt zu hängen. Auch die Strömung moderner Malerei findet hier ihren Ursprung, die sogenannte Leipziger Schule. Viel Dunkel und wenig Fröhlichkeit scheinen bei Rink das Maß darzustellen, ähnlich wie bei Neo Rauch heute. Von 1986 bis ‘90 galt Rauch als der Meisterschüler des ebenfalls erfolgreichen Malers, Prof. Bernhard Heisig. Auch hier fand Rauch Inspirationen in seiner Kunst. Betrachtet man Schöpfungen Heisigs, so definieren sie sich durch menschliche Abbildungen, welche realistischer dargestellt werden als die von Rink: Einige Farbtupfer Heisigs und einige Farbtupfer Rinks ergeben einen Teil des heutigen Rauchs.
Von 2005 bis 2009 lehrte Neo Rauch, als Nachfolger Arno Rinks, selbst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Während die Professoren Rauchs die alte Leipziger Schule mit ihren eher klaren Botschaften prägten, so gilt der Künstler heute als einer der Begründer der neuen Leipziger Schule. Eine Kombination figürlicher und abstrakter Malerei bestimmt hierbei den Begriff.
Auch international erlangte Neo Rauch Promistatus. 2014 eröffnete er dank Galerist Harry Lybke die Ausstellung para im Metropolitan Museum of Art. Neben diversen Preisen, wie dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 2018 und dem europäischen Kulturpreis Taurus 2019, stand der Maler auch einige Male in der Kritik.

Der negative Rauch

Zuletzt war Rauch Thema in einem 2019 erschienenen Artikel des Kunstkritikers Wolfang Ullrich. So gehöre er eher rechts eingeordnet, finde sich wohl gegenwärtig in einer DDR 2.0 wieder und auch für Feminist*innen soll er kein gutes Wort übrig haben. Laut eines Artikels des Handelsblatts aus dem Jahr 2018 gehört Neo Rauch einer konservativen Glaubensform an, die alles Fremde verhindert, bis es nicht mehr gefährlich ist. Das provokante Werk „Der Anbräuner“ war die Reaktion Rauchs auf diese Kritik.

  

© Uwe Walter

„Handlauf“

Skepsis vor dem Unbekannten ist nicht neu, dennoch fraglich, wenn man als Künstler dann Werke erschafft, die eine neue und fremde Welt darstellen, die man als Außenstehender verstehen soll. Zugegeben: Wir urbanites sind nicht gerade die geborenen Kunstkenner. Da wir das Unbekannte aber nicht scheuen, machten wir uns unser eigenes Bild und besuchten Rauchs aktuelle Ausstellung „Handlauf“ in der Galerie EIGEN+ART auf dem Spinnereigelände. Aufgeteilt in zwei Räume kann man die neuesten Malereien Rauchs unter die Lupe nehmen. Von Leinwänden in einem Format von 3 x 2,50 Metern bis hin zu Bildern in kleinerer Größenordnung ist alles vertreten. Zum Verständnis eines Werkes und der Gedanken des Schaffenden, so sagt Neo Rauch selbst, müsse man sich auf das Wahrnehmen einlassen. Es sind Themen bekannt, denen sich der Künstler annimmt und es gibt Themen, welche er ablehnt. So gilt beispielsweise das Element der Träumerei als wiederkehrendes Merkmal seiner Schöpfungen. Inhaltlich soll sich der Künstler viel mit der inneren Zerrissenheit und Disharmonien der heutigen Zeit beschäftigen.

Zunächst ist da ein großes Fragezeichen in meinem Kopf, als ich einen ersten Blick auf seine Werke werfe. Beim weiteren Hinschauen fällt mir auf, dass die Bilder wenig Positivität versprühen. Meiner Meinung nach äußert Rauch durch seine Bilder Gesellschaftskritik. Eine Negativdarstellung derer, die ihre Stimme in der Gesellschaft erheben, scheint mir ein gutes Beispiel. Zu erkennen ist das unter anderem auf dem Werk „Die Wurzel“ (siehe Foto). Dennoch, unabhängig davon, wie man die Werke interpretiert, die künstlerische Fertigkeit ist einzigartig.
Für mich war es spannend, mich auf das sogenannte Wahrnehmen einzulassen und so den Bildern eine Geschichte zu geben.

Auf Grund der aktuellen Verordnungen, ist die Ausstellung bis mindestens Ende November geschlossen. Ihr könnt die Ausstellung vorraussichtlich vom 01.12.2020 bis 12.12.2020 kostenfrei in der Galerie EIGEN+ART besuchen und euch ebenso eure eigenen Gedanken dazu ausmalen.

Hinweis: Aufgrund der aktuellen Situation ist die Galerie EIGEN+ART geschlossen.

Neo Rauch: „Handlauf”

Galerie EIGEN+ART | Spinnereistraße 7
Halle 5D | 04179 Leipzig