Dig, dag, digedag: Der bunte Spaß im tristen Grau Neue Dauerausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum

Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich. Uns wird dabei deutlich, dass hinter der harmlos wirkenden Comicreihe eine wahre Rebellion gegen die DDR steckt.

© Anna Heinze
Verschafft man sich auch nur einen kleinen Einblick in die Zeit der DDR, stellt man schnell fest, dass die SED nicht nur Wirtschaft, Politik und gesellschaftliches Leben kontrollierte. Auch vor der Literatur- und Presselandschaft machte sie keinen Halt. Die Kinder- und Jugendliteratur dieser Zeit ist geprägt von ideologischer Parteilichkeit, sozialistischen Helden und Moralvorstellungen der Regierung.

Johannes Hegenbarth wollte über diesen Tellerrand hinaus. 1955 veröffentlichte er den ersten Mosaik-Comic. Seine drei Helden Dig, Dag und Digedag bereisen in den bunten Geschichten die ganze Welt, erleben Abenteuer in der Südsee und entdecken den Weltraum. Für die Kinder in der DDR war Mosaik eine der wenigen Möglichkeiten, die Welt außerhalb der Sowjetunion zu entdecken.

In der neuen Dauerausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums wird das Mosaik-Universum bunt und ansehnlich präsentiert. Die Ausstellung wirkt auf den ersten Blick sehr klein, allerdings gibt es eine Menge zu entdecken. Nicht nur Kinder haben hier Spaß durch die einfach gehaltenen Geschichten, vor allem für die ältere Generation ist die Historie der Comicreihe sehr interessant. Das Mosaik steht unter ständiger Beobachtung der SED. Auch die anhaltende Papierknappheit bereitet dem Verlag Neues Leben Schwierigkeiten. Die Anti-Comic-Kampagnen der Regierung setzen Hegenbarth unter einen enormen Druck. Comics gelten als Gefahr für Kultur und Bildung und vergiften angeblich die Seelen der Jugend. 1960 wechselt Mosaik zum Verlag Junge Welt und finanziert den Großteil des restlichen Programms mit, denn der Comic ist und bleibt beliebt wie keine andere Zeitschrift.

Im Zeitgeschichtlichen Forum werden die Inhalte und Geschichten von Mosaik auf unterschiedliche Weisen dargestellt. Kurzfilme, Infotafeln und natürlich die einzelnen Ausgaben geben einen Einblick in die teilweise absurde Geschichte der Comicreihe, die wir hier nur kurz umreißen können. Staunend stehen wir vor den Fotografien, auf denen die Vernichtung der Comics zu sehen ist. Dass einfachen Kindergeschichten ein so großer gesellschaftlicher Einfluss zugeschrieben wird, ist für uns kaum zu glauben. 1963 stellte der Verlag aufgrund der Beeinflussung von außen Hegenbarth vor die Wahl: Mosaik aufgeben oder die Inhalte nach den Vorgaben der SED richten. Trotz dieser Deadline änderten sich die Kernaussagen des Comics nicht. Das Zitat des Kunsthistorikers Christoph Tannert bleibt uns besonders im Gedächtnis: „Mit Mosaik weitete sich unser Horizont. So guckten wir Kinder der Diktatur des Proletariats mit offenem Mund in die Welt …“

Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich auf jeden Fall. Uns wird dabei deutlich gemacht, dass hinter der harmlos wirkenden Comicreihe Mosaik eine wahre Rebellion gegen die DDR steckt. Und diese führten die Herausgeber solange fort, bis Mosaik nach zwanzig Jahren vollständig verboten wurde.

Infos: Zeitgeschichtliches Forum, Grimmaische Str. 6 geöffnet Di bis Fr 9-18 Uhr, Sa & So 10-18 Uhr. Eintritt zu allen Ausstellungen frei