"Nichts ist schlimmer als eine Idee in einer Schublade" NextLeipzig: Eure Ideen für eine gemeinsame Stadtentwicklung

Leipzig gemeinsam gestalten – mit der im Dezember 2015 gestarteten Ideenplattform NextLeipzig soll eine nachhaltige Form der Stadtentwicklung entstehen.

Leipzig gemeinsam gestalten – mit der im Dezember 2015 gestarteten Ideenplattform NextLeipzig soll eine neue, nachhaltige Form der Stadtentwicklung entstehen. Das partizipative Projekt ermöglicht einen offenen Austausch zwischen Einzelpersonen und Gruppen von dem ersten Krümel einer Idee bis zur konkreten (finanziellen) Realisierung. Wir sprachen mit den Initiatoren Peter Hartmann und Steffen Peschel. 

Viele Ideen schwirren einem so den lieben langen Tag im Kopf herum, Ideen, wie man seine Stadt besser machen könnte in Sachen Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und…  Doch oft geht es nicht über ein Gedankenwirrwarr im eigenen Kopf hinaus, denn allein kann man ja eh nicht und kaufen kann man immaterielle Ideen auch nicht und vielleicht ist das ja auch alles total utopisch. Solchen Erfindern könnte mit NextLeipzig ein Ausgangspunkt geschaffen sein, Gleichgesinnte zu finden und außerdem Hilfe bei der Realisierung zu erhalten. 

© Bianca Rositzka
„Die Idee dieser Regionalinitiative ist aus dem Verein Frekonale entstanden, stellt aber von Anfang ein ein eigenständiges Projekt dar“, erzählt Peter. „Begonnen haben wir vor einiger Zeit unter dem Label ,Kunst trifft auf Nachhaltigkeit’, denn mich persönlich hat es schon immer interessiert, die technische Seite von Energie und Umwelt mit dem Bildhaften der Kunst zu verbinden, um dort Schnittstellen zu schaffen. Vernetzung ist also von Anfang ein großes Thema für uns. Diese Ideen haben sich dann weiterentwickelt und durch den Kontakt zu NextHamburg, das schon seit 2009 erfolgreich vorangeht, haben wir uns dann für NextLeipzig entschieden.“ Konkret wurde es schließlich mit Steffen, der Ende 2015 dazustieß und mit dem Adventskalender „24 Ideen für Leipzig“ auf der neuen Webseite den Stein ins Rollen brachte. „Ich bin selbstständiger Kulturmanager und habe verschiedene Projekte und Blogs, mit denen ich im Web sehr aktiv bin. Ich verstehe mich als Netzwerker, Blogger, Dienstleister“, erklärt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Also all das, was so ein bisschen schwammig ist.“ 

Wie funktioniert das Ganze nun genau?

© Steffen Peschel / NextLeipzig
Jeder, der eine Idee, einen Wunsch oder eine Vision für Leipzig hat, kann sie auf www.nextleipzig.de eintragen. Steffen erklärt: „Die Aufgabe von NextLeipzig sehen wir darin, einzelne Ideen für Leipzig zunächst sichtbar zu machen, sie mittels Web und anderer Vernetzung hinauszutragen. Die Treffen der PlauderBar (,Kommt zum Plaudern, kommt zum Bier trinken’), die jeden dritten Donnerstag im Monat stattfindet, sollen den Impuls geben, dass sich die Leute mit ähnlichen Interessen zusammenfinden und Teams bilden, um die Ideen gemeinsam zu verfolgen und weiterzuentwickeln. So soll eine immer größere Vernetzung und Realisierung stattfinden, mit der wir dann gar nicht mehr unbedingt etwas zu tun haben. Wir sind eine Art Inkubator, der die Steine ins Rollen bringt und mit unserem und dem Know How der Netzwerkpartner unterstützt. Letztlich werden wir auf der Webseite auch eine Chronik erstellen, um die Entwicklung der Ideen zu dokumentieren. Und das kann wieder dazu führen, dass durch entstandene Projekte wieder neue Ideen entstehen – unser Gedanke der Nachhaltigkeit.

Wünsche für Leipzig
 

© NextLeipzig
Derzeit finden sich 25 Ideen auf der NextLeipzig-Seite. Steffen: „Die Ideen sind inhaltlich nicht beschränkt. Sie bilden die Menschen ab, die sich einbringen. Ich gehe mal von mir aus: Ich habe viele Ideen, aber zu wenig Zeit. Aber niemand hindert mich ja daran, diese Ideen irgendwohin zu schreiben, sodass andere sie sehen und evtl. weiterentwickeln können. Ich habe mal für mich festgelegt: Nichts ist schlimmer als eine Idee in einer Schublade. Aber man kann natürlich nicht erwarten, dass man eine Idee ins Netz setzt und sie von ganz allein fruchtet – und ich denke, dass will man auch nicht. Also wenn etwas Wirklichkeit werden soll, muss man immernoch selbst dran bleiben.“

So wünschen sich Sinn&Sein bspw. einen Tag der Nachbarschaftsgärten, Steffen selbst möchte ein Stadtcamp entwicklen, es wird auf das Projekt der Transporträder hingewiesen oder eben das Projekt „Uni-Gemüseriese“, der den Uniriesen zu einem gigantischen Gewächshaus umfunktioniert. 

Wie jetzt, ein Uni-Gemüseriese …? „Es geht nicht unbedingt darum, dass Visionen sofort umgesetzt werden und Ergebnisse zu sehen sind, sondern über Ideen nachzudenken, auch einmal anders nachzudenken.“ Und tatsächlich: Die Idee ist gar nicht so neu. Ein New Yorker Professor entwickelte bereits 1999 die Idee der „vertikalen Landwirtschaft“ – die Produktion von Lebensmitteln in mehrstöckigen Gebäuden, sog. „Farmscrapers.“ Verrückt, oder? Steffen: „Es geht auch nicht darum, dass Ideen, so wie sie auf NextLeipzig stehen, umgesetzt werden. Vielleicht stoßen sie neue oder ähnliche Gedanken an.“ Peter: Peter: „Wir wollen für alle, die etwas bewegen wollen, Begegnungsorte auf Augenhöhe im realen und virtuellen Raum schaffen, Tools anbieten und Impulse setzen. NextLeipzig ist ein Layer über dem Ganzen mit dem Open-Source-Gedanken, also nicht alles von Null zu beginnen, sondern sich einem Kosmos an Bausteinen zu bedienen.“

Wo soll es hingehen?

„Neben den Projekten wollen wir Kontakt zu Leipziger Vereinen aufnehmen und auch ihnen eine Plattform bieten, denn jeder Verein hat eine Vision. Außerdem streben wir an, wie in Hamburg, uns auf der Plattform Stadtmacher zu beteiligen, wo Projekte nach der Entwicklung dann in die Finanzierungsphase gehen können.“

Nächste PlauderBar: 18. Februar 2016 im Sinn & Sein Projektladen

www.nextleipzig.de

www.nexthamburg.de

www.stadtmacher.org