Sänger Andreas Kubat über nicht existentes Privatleben, Album-Verisse von laut.de und Rammstein Northern Lite im Interview

Northern Lite kommen am 29. Dezember 2013 ins Werk 2, um das neue Album „Memory Leaks“ live vorzustellen. Im Interview verrät uns Sänger Andreas Kubat u.a., warum die Band so gerne in Leipzig auftritt.

Northern Lite kommen am 29. Dezember 2013 ins Werk 2, um das neue Album „Memory Leaks“ live vorzustellen. Im Interview verrät uns Sänger Andreas Kubat u.a., dass ein nicht existentes Privatleben durchaus von Vorteil sein kann und warum die Band so gerne in Leipzig auftritt.

© Veranstalter
Was ist am neuen Album „Memory Leaks“ anders als beim letzten?
Unsere Herangehensweise ist ganz anders. Wir hatten uns schon ziemlich früh zusammengesetzt und auch zusammen an den Stücken gearbeitet. Normalerweise ist es so, dass ich die Demos alleine mache und die anderen dann erst ziemlich spät dazukommen. Wir haben den gesamten Hochsommer im Studio verbracht. Außerdem finde ich das Album viel durchdachter als früher.

Im Pressetext eures neuen Albums heißt es: In jedem Song schwingt der Wandel mit. Was bedeutet das?
Das ist mit Pressetexten immer so eine Sache (lacht). Das stammt von jemand anderes, jemand aus deiner Zunft wahrscheinlich. Ich finde, es ist eine Weiterentwicklung – das kann man auf jeden Fall sagen. Und das ist ja irgendwie auch ein Wandel (lacht).

Laut.de hat euer neues Album „Memory Leaks“ ziemlich zerrissen. Berührt dich solch eine Kritik oder lässt es euch eher kalt?
So ganz kalt lässt einen das natürlich nicht. Allerdings ist laut.de auch schon dafür bekannt, dass die eigentlich alles zerreißen, was ein bisschen populär ist. Die eine Hälfte der Rezensionen sind ganz krasse Underground-Bands, die sie gut finden, weil sie eben underground sind, die sie dann hypen. Und die andere Hälfte rezensieren sie die Bands, die man kennt – dazu gehören wir ja ein bisschen auch. Das wird immer zerrissen von denen. Eigentlich ist mir das lieber, als wenn sie gar nix schreiben würden.

Guckt ihr euch alle Rezensionen an, sucht ihr danach.
Nee, das wird uns zugetragen. Das Ding ist, wenn so eine Platte fertig und raus ist und man sich wie so ein kleines Kind darüber freut, dann bist du davon nicht mehr so persönlich abhängig davon, ob du gute Rezensionen kriegst. Musik ist ja eh immer Geschmackssache. Ich kann niemanden einreden, dass das ein super Album ist. Wem das nicht gefallen möchte (lacht), den brauche ich auch irgendwie nicht.

Wie würdest du euren Sound allgemein beschreiben? Viele haben es schon probiert.
Es sind ja auch schon viele daran gescheitert, es zu beschreiben, weil es einfach ziemlich schwierig ist, finde ich. Ich gehe da weniger mit Schubladen ran, sondern sage einfache: Es ist tanzbare Clubmusik. Und wie viele Gitarren da letztendlich mit drin sind und ob man da jetzt unbedingt noch ein Genre zuordnen muss, das sehe ich gar nicht so. Es ist wahrscheinlich kurz gesagt elektronische Tanzmusik mit Gitarren.


Ihr habt viele Alben in kurzer Zeit produziert. Seit 2008 kam jedes Jahr ein Album raus. Wie funktioniert das?
Da musst du halt ein Mensch … (überlegt) … ohne Privatleben sein (lacht). Es nimmt schon sehr viel Zeit in Anspruch. So ein Album macht sich nicht in ein paar Wochen. Und sobald die Platte raus war, habe ich schon wieder damit angefangen, die nächste zu machen. Das Ding ist, wenn ich mich vor einen leeren Blatt Papier setze, kommt eigentlich auch immer was dabei raus. Ich konnte das auch schon immer einfach so abrufen. Deswegen habe ich auch diese Sicherheit, dass ich mich nur ins Studio setzen brauche und es kommt dabei ein Song raus. Ob der jetzt gut ist, ist eine andere Sache. Aber es ist ja auch das, was mir Spaß macht.

Ihr hattet mit „What you want“ großen Erfolg. Kannst du den Song eigentlich noch live spielen oder nervt es?

Nein, der hängt mir nicht zum Halse raus. Das wäre aber auch sehr egoistisch, wenn ich so denke würde. Die Leute freuen sich ja auch darauf. Die gehen auf Konzerte und wollen natürlich auch solche Sachen hören. Denen den Song vorzuenthalten, nur weil ich denke: ’Na ja, so toll finde ich den Song nicht mehr, den spiele ich jetzt auch nicht mehr’. Das wäre nicht fair.

Und, findest du ihn noch gut?
Ja. Und ich ziehe mir da meine Freude aus dem Spielen heraus. Wenn ich sehe, wie es im Publikum kracht, wenn der Song kommt – wie soll ich den Song dann nicht lieben??? (lacht).

Ihr habt in der ganzen Welt gespielt. Was und wo war der aufregendste Auftritt?

Da gibt es wirklich einige. Jedes Land hat seine Eigenheiten, und hat was ganz Besonderes. In Japan sind die Leute z.B. ganz anders als in Europa. Die kommen 18 Uhr und reißen die Arme hoch sobald die Musik beginnt. Die trinken keinen Alkohol oder nehmen Drogen – und sind unglaublich gut drauf, von der ersten Minute an. Das ist Wahnsinn. Und so hat jeder Kontinent seine Besonderheiten.

Ihr habt schon viele Remixes gemacht, u.a. für Rammstein, Peaches, Yello und Schiller. Wie kam es dazu?
Da wurde ich einfach angefragt. Meistens geht es darum, dass der Remix eine ganz bestimmte Funktion haben soll, wie z.B. dass man ihn in einem Club spielen kann. Das ist aber schon eine tierische Ehre, wenn das Management von Rammstein anruft und sagt: ’Ey, wir hatten schon viele Remixes, aber eurer gefällt auch wirklich mal der Band’ (lacht). Das ist dann schon schön.

Es ist also wie eine Adelung?!

Ein bisschen schon, ja. Man merkt halt, dass man wahrgenommen wird. Und dieser Rammstein-Remix wird von den Fans auch als der beste Remix bezeichnet. Das ist schon super.

Hättest du jemand Bestimmten, wo du sagst, da würde ich gerne mal was machen?
Das ist alles Theorie, weil es ja nicht so läuft. Aber ich würde sehrt gerne mal was mit Trent Reznor von Nine Inch Nails machen. Der ist ein musikalisches Genie und ich finde auch die Musik super und wie der an die Produktionen ran geht – da würde ich mich gerne mal dran versuchen. Aber wie gesagt, das ist graue Theorie und wenn du nicht gefragt wirst, machst du keinen Remix …

Ihr spielt oft in Leipzig. Was verbindest du mit dieser Stadt?
Mit der Stadt verbinde ich auf jeden Fall viele gute Partys, die ich dort hatte – auch schon vor vielen Jahren. Ob das nun irgendwann in der Distillery war oder woanders. Ich habe in Leipzig immer das Gefühl gehabt, dass die Leute ganz unbefangen feiern wollen. Das ist auch nicht überall so in Deutschland.

Ihr seid am 29. Dezember 2013 live im Werk 2. Auf was darf sich das Publikum freuen?
Auf jeden Fall auf neue Musik vom neuen Album. Ich denke, wir spielen sogar fast alles davon, denn es wird mir ziemlich schwer fallen, irgendwas rauszustreichen. Und wir werden natürlich musikalisch ein paar ältere Sachen spielen, die wir auch ein paar Jahre nicht hatten. Auch die Leute, die auf die Alben von vor 2006 stehen, werden auf ihre Kosten kommen.

Infos:

Northern Lite spielen am 29. Dezember live im Werk 2.

Hier geht’s zu Northern Lite.