Primark in Leipzig - Fluch oder Segen? Primark in Leipzig

Eigentlich will man ja gar nicht den Zeigefinger mahnend heben. Wenn man ehrlich ist, freut man sich auch bis zu einem gewissen Grad darüber, den trendaffinen Modediscounter endlich bei sich ums Eck zu wissen. Und doch ist er da, im Kopf, der moralische Zeigefinger, der an blutige Kinderhände und „Made in Bangladesh“ erinnert, an Uniformität, Massenproduktion und den Wahn, bei jedem Trend mit auf der ersten Welle zu schwimmen. Denn der Preis macht’s möglich.

© Stephanie Hofschläger/ pixelio.de
Eigentlich will man ja gar nicht den Zeigefinger mahnend heben. Wenn man ehrlich ist, freut man sich auch bis zu einem gewissen Grad darüber, den trendaffinen Modediscounter endlich bei sich ums Eck zu wissen. Und doch ist er da, im Kopf, der moralische Zeigefinger, der an blutige Kinderhände und „Made in Bangladesh“ erinnert, an Uniformität, Massenproduktion und den Wahn, bei jedem Trend mit auf der ersten Welle zu schwimmen. Denn der Preis macht’s möglich.

Wie reagiert man nun auf ein Projekt, dass Leipzig rund 1000 Arbeitsplätze beschaffen soll und durch einen Strom an Modebloggern sowie Touristenbusse voller kaufwütiger Teenies und deren Müttern sich auch wirtschaftlich rentieren wird? Ist das ganze eine Chance, die Arbeitslosigkeit in Leipzig endlich unter die 10% Marke zu drücken, altes Baustellengelände neu aufzuarbeiten und vermeintlichem DDR-Charme den Gar auszumachen?
Schon jetzt wird die Expansion der Kette in unsere Gefilde belächelt und Leipzig als neues Mode-Mekka für Arme abgestempelt. Damit auch seine Bürger? Ganz richtig bemerkt man, dass sich High-Class Modelabels wie Gucci, Chanel und Co. nicht in die Stadt wagen, die doch gern als „klein Paris“ betitelt wird. Warum eigentlich nicht? Meint man doch, dass Leipzig über eine gewisse Bourgeoisie verfügt, die auch einmal tiefer in das Portemonnaie greift für ein namhaftes Label auf der Tasche. Stattdessen etablieren sich Discounter Modeketten wie TK Maxx, Woolworth, Monki und eben Primark. Für Wen? Haben die Leipziger doch ihren ganz eigenen Stil irgendwo im alternativ-hippen-öko-Schick und liegen fern der „trendigen“ Masse.

Einmal Anti-Alles-Bitte!

Vergessen wir bei alledem aber nicht, dass wir eine Großstadt sind und das langsam auch Großkonzerne mitbekommen? Der Standort attraktiv ist auf Grund günstiger Mieten und studentischem Publikum? Dass das auch irgendwie zur Entwicklung dazu gehört und Leipzig gerade seine persönliche Industrialisierung erlebt?
Oder sollte man grundsätzlich Anti-Alles sein? Anti-Billo-Mode, Anti-krampfhafte Individualität, die so oder so nur im Gegenteil endet? Doch nicht nur das, was ist mit Leipzigs so wunderschönem alternativ-Indie-Lokalkolorit? Haben nicht alle genug von Better Berlin und Hypezig? Muss man dem Ganzen an den Kragen und noch mehr hippe Neuverdiener in die Stadt locken? Da streiten sich dann doch die Geister und sind auch nicht zu vereinen. Was daraus wird, steht zunächst in den Sternen und so reiben sich die einen schon die schwitzigen Hände, voller Vorfreude auf volle Einkaufstaschen und ein leeres Girokonto, während der Rest auf die Straße geht für mehr kreative Freiheit und Platz zum anders sein.