Der Große Bla soll die Weltherrschaft sichern und die NSA ausspionieren Rainer von Vielen im Interview

Rainer von Vielen ist alles andere als einer von vielen! Wir sprachen mit dem Namensgeber der Band u.a. über Sido, die Erschaffung einer Ersatzreligion, den Kehlkopfgesang und Leipzig.

Rainer von Vielen ist alles andere als einer von vielen! Mit der Kombination verschiedenster Stile und Genres zeigt die Band aus dem Allgäu, dass ihnen jedes Mittel recht ist, um den Text in seiner Aussage zu unterstützen. Wir sprachen mit dem Namensgeber der Band u.a. über Sido, die Erschaffung einer Ersatzreligion, den Kehlkopfgesang und Leipzig.

© Veranstalter
Beschreib mal das neue Album „Erden“.
Wir haben den Fokus viel stärker auf das gelegt, was wir auch live machen – also auf den Bandsound. Wir haben das ganze ohne Computer eingespielt, also ohne den statischen Klick. Wir haben bewusst versucht, die Live-Energie und diese Dynamik aufs Album rüberzuretten.

Wer ist dieser „Grosse Bla“, den ihr besingt?
Ja (lacht), der große Bla ist unsere Religion. Mit der hoffen wir natürlich auch auf dieser Tour, die Leute erreichen zu können. Denn unser großer Plan ist mit dem großen Bla eine Ersatzreligion zu gründen, mit der wir die Weltherrschaft an uns reißen können.

Und was habt ihr dann damit vor?
Na da gibt’s ja einiges zu tun. Erstmal werden wir alle Atomkraftwerke abschaffen – aber das ist der leichteste Schritt von allen. Außerdem werden wir Sea Shepherd bei ihren Versuchen, Walfänger zu blockieren, massiv unterstützen. Und wir werden die NSA ausspionieren – wir haben also einiges vor. Natürlich werden wir auch wählbar sein.

Und du hast dann den Vorsitz?

Wir sind ein Kollektiv, insofern werden alle vier in unserer Band denselben Status haben. 


Ein Kracher auf euren Konzerten ist das Cover von Sidos „Mein Block“– wie reagieren Sido-Fans darauf?
Da gab’s sehr viel Resonanz. Wir haben Sido im Vorfeld gefragt, ob das ok wäre, wenn wir das veröffentlichen. Er fand das sehr witzig. Es gab dann natürlich auch Resonanzen von Sido-Fans, die uns als Opfer betitelten (lacht) und sich schon massiv aufgeregt haben – es ist ja auch ein bisschen Majestätsbeleidigung, was wir da betreiben. Aber das ist ja auch gewollt und wir freuen uns auch über solche Resonanzen. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind (lacht). 

Ihr habt unglaublich viele Stile in euren Songs …

Ja, wir kombinieren verschiedene Stile und Genres und machen das auch innerhalb eines Songs, so wie es für uns vom Ausdruck her nötig erscheint. Für uns ist immer der Inhalt maßgeblich dafür, wie der Song dann musikalisch funktioniert. Uns ist jedes Mittel recht, um den Text in seiner Aussage zu unterstützen. Wir sind stilistisch alle auch sehr offen. Da ist keiner dabei, der unbedingt nur eine Richtung durchziehen will.

Bei dir fällt vor allem der Kehlkopfgesang auf. Wie kamst du dazu?

Durchs Experimentieren. Ich habe schon immer gerne mit der Stimme ausprobiert, was möglich ist und bin in die Extreme gegangen. Und dann habe ich herausgefunden, dass es diesen Kehlkopfgesang gibt. Und dass das Geräusch, das ich mit meinem Kehlkopf machen kann, Kehlkopfgesang genannt wird. Ich habe dann weiter geforscht, was es an Musik gibt, mich dadurch dann auch inspirieren lassen und habe das dann in Eigenregie für mich so entwickelt, dass ich das dann in Rap und Sprechgesang unterbringe. Ich bin auch immer noch am Feilen, was in der Richtung geht – das lässt sich schon immer noch besser ausdefinieren, als ich es im Moment im Gesang einsetze.

Wie lange hast du gebraucht, bis zum allerersten Mal genauso dieser Ton rauskam?

Dass ich ihn sinnvoll einsetzen konnte, hat ungefähr drei Jahre gedauert. Ich bin jetzt auch nicht der, der sich regelmäßig hinsetzt und sagt: ‚So, das übe ich jetzt.’ Sondern ich bin eher jemand, der das aus dem Flow heraus, aus Spaß an der Freude macht, beim Laufen, in einem Fahrstuhl, im Bad … Das sind dann meine Trainingseinheiten. So hat sich das einfach auch entwickelt. Ganz natürlich, ohne dass ich mit Druck dahinter war, ich müsse da jetzt unbedingt diese Stilrichtung entwickeln. Ja – deswegen hat es vielleicht auch drei Jahre gedauert … (lacht).


Ihr seid immer viel unterwegs. Wie vertreibt ihr euch die Zeit im Tourbus?
Auf so langen Autofahrten ist es schwierig, lange Kommunikation zu führen. Auf Dauer halten wir das auch nicht durch, immer zu quatschen. Ich habe z.B. auch festgestellt, dass ich gut bei den Fahrten arbeiten kann, mit Kopfhörern am Computer. Ein bisschen frickeln, basteln, komponieren. Das geht ganz gut.

2010 habt ihr in einem Interview gesagt, es gebe kein Bier auf der Tour? Ist das immer noch so?
Nein. Aber wir sind trotzdem vorsichtig, was den Alkoholkonsum anbelangt. Es ist tatsächlich so, dass als Musiker die Gefahr besteht, immens schnell zum Alkoholiker zu werden. Es wird fast von einem erwartet, dass man mit den Leuten nach dem Konzert noch was trinkt oder mit dem Veranstalter – da kommt schnell was zusammen. Und wenn das so drei-, viermal die Woche geht, dann ist der Alkoholpegel im Gesamten einfach zu viel. Deswegen haben wir ganz bewusst für eine Weile auch den Alkoholkonsum so gut wie auf Null reduziert. Aber inzwischen genehmigen wir uns auch schon wieder ein Bierchen, ab und zu.

Ihr wart schon oft in Leipzig. Was gefällt euch an der Stadt?
Wenn ich gefragt werde, was meine Lieblingsstadt ist, dann sage ich immer Hamburg und Leipzig. Weil in Leipzig gerade ganz viel passiert. Leipzig hat einfach immer eine sehr schöne Atmosphäre, weil die Leute sehr offen sind. Ich fühle mich da immer sehr wohl und freue mich auch immer, wenn wir wieder nach Leipzig kommen können.

Auf was dürfen sich die Leipziger einstellen?
Auf ein textlich gehaltvolles, tanzbares Konzert mit Bewegung in allen Richtungen – körperlich , geistig und emotional.

Infos:

Was: Rainer von Vielen und Orange
Wann: 21. Februar 2014 um 20 Uhr
Wo: Täubchenthal

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