Kiezclub plant Fan-Aktion RB Leipzig gegen 1. FC St. Pauli: Mottofahrt und Faktencheck

War die Partie vor zwei Wochen ein Weckruf an die RB-Spieler, das es in der 2. Bundesliga nicht von alleine läuft? Der Gegner ist der Kultclub St. Pauli und die Red Bull Arena wird voll sein.

War die Partie vor zwei Wochen ein Weckruf an die RB-Spieler, das es in der 2. Bundesliga nicht von alleine läuft? Wird die fast volle Red Bull Arena am Sonntag, wenn Kultclub St. Pauli der Gegner heißt, ein weiterer Ansporn sein, nicht mehr der in der Tabelle am schlechtesten platzierte Aufsteiger zu sein? 

© GEPApictures / RB Leipzig

Darmstadt residiert derzeit auf einen Relegationsplatz mit 23 Punkten und Heidenheim belegt zurzeit Platz 4 mit 20 Punkten. Punktgleich folgen auf den Plätzen Karlsruhe, RB Leipzig und Eintracht Braunschweig. Auch die Spieler selbst sind sich bewusst, dass die Partie gegen Darmstadt alles andere als gut lief. Der Mittelfeldspieler Diego Demme, der heute seinen 23. Geburtstag feiert, meint, dass es das wahrscheinlich schlechteste Spiel der Saison gewesen sei. Terrence Boyd denkt, dass ein großer Faktor der Kopf gewesen sei: „Da waren wir einfach nicht bereit zu kämpfen.“ Wiedergutmachung wollen die Roten Bullen am Sonntag gegen die Kiezkicker leisten.

Mottofahrt soll Abgrund des Fußballgeschäftes aufzeigen

Die beiden Vereine spielen zum ersten Mal gegeneinander. Auf den ersten Blick könnte es kaum zwei unterschiedlichere Geschichten und Philosophien geben, doch im Gegensatz zu anderen Vereinen, werden die Kiezclubfans das Spiel in Leipzig nicht boykottieren. Allerdings gibt es selbstverständlich eine geplante Aktion gegen RB Leipzig. Die St. Pauli-Fanszene (Ultrà Sankt Pauli) wird eine Mottofahrt organisieren. So sollen sich Fans alle Trikots, Shirts und andere Fanartikel anziehen, mit denen sie besondere Momente verbinden. Ziel der Aktion: „Lasst uns allen zeigen, was wir schon erlebt haben und wie viele Erlebnisse uns mit unserem Verein verbinden.“
Das Ganze wird auf jeden Fall kreativer als ein bloßes Nichterscheinen, was die Pauli-Fans auch nicht gutheißen: „Ein brisantes Thema – ohne Frage – nachdem auch jede Dorffanszene sich dazu aufgerufen fühlt, einen Boykott gegen diesen – ohne Zweifel – Abgrund des Fußballgeschäftes anzuzetteln.“ Abgrund des Fußballgeschäfts – ja, der Bösewicht ist auch in diesem Spiel klar definiert. 

Faktencheck – bedeutet wenig

© GEPApictures / RB Leipzig
Ein einfacher Faktencheck zeigt folgendes: RB Leipzig steht derzeit auf den 7. Tabellenplatz, St. Pauli auf den Abstiegsplatz 17 und ist sogar Letzter der Auswärtstabelle. Der Kiezclub wartet in dieser Saison noch auf den ersten Auswärtssieg, während RB Leipzig in Heimspielen bisher ungeschlagen ist (vier Heimsiege, drei Unentschieden). Zudem ist St. Pauli die Mannschaft mit den meisten Gegentoren – ganze 25. Bei RB Leipzig steht seit zwei Heimspielen die Null. Während kein Team bisher weniger Gegentore zuließ als RBL, kassierte Pauli am häufigsten mindestens drei Gegentore in einem Spiel (fünfmal). Zudem ist immer noch viel Unruhe in der Pauli-Mannschaft, da nach dem Heidenheim-Desaster Anfang November – Pauli verlor 3:0 gegen den Aufsteiger – nicht nur der Präsident Stefan Orthaus aus dem Amt schied, sondern auch der Trainer Roland Vrabec entlassen und dafür der 39-jährige Profitrainer-Frischling Thomas Meggle von der vereinseigenen U23 eingesetzt wurde.

Die Ausgangslage und Statistik zeigt einen klaren Vorteil RBL gegenüber. Aber wie das nun mal so ist – Sport ist nur bedingt berechenbar. Insbesondere bei spielerisch vermeintlich schwächeren Teams versagten bei RB Leipzig die Nerven. So geschehen beispielsweise bei Union Berlin. Dort siegte laut Medien „Herz gegen den Kommerz“. Union gewann gegen RB Leipzig 2:1. Das Stadion an der Alten Försterei war während des Spiels in schwarz getaucht – vor der Partie wurden schwarze Einweg-Regenjacken verteilt. Der Tod der Fankultur im deutschen Fußball sollte so betrauert werden.

Auch in Darmstadt wurde die in Fußball-Deutschland wenig beliebte Mannschaft gebührend empfangen. Zum einen wurden die Spieler nachts um 2 Uhr vorm Hotel von Pfeifen (Doppeldeutigkeit ist explizit erwünscht) wach gehalten. Zum anderen schienen sie die komplette Partie über äußerst einfallslos gegenüber den Darmstädtern zu sein, die mit ihren langen Pässen die Roten Bullen komplett aus dem Konzept brachten.
Terrence Boyd, der erstmals von Beginn an spielte, meinte nach dem Spiel: „Der Trainer hat auch gesagt: Ihr lasst euch sowas von beleidigen und über euch einfach ergehen – da muss eine Reaktion von euch kommen! So nach dem Motto: Wir zeigen euch unsere Antwort einfach auf dem Platz.“
Cheftrainer Alexander Zorniger meint vor dem Sonntagsspiel: „Ziel ist es, unseren Plan A mit dem Gegenpressing noch konsequenter durchzuziehen und zudem alle Alternativen, die der Fußball bietet, auszunutzen.“ Seine Jungs müssten wieder torgefährlicher werden und das Spiel nicht so berechenbar machen. 

Spiel(er)infos:

Joshua Kimmich fällt wegen Problemen am Schambein und der Bauchmuskulatur höchstwahrscheinlich aus. Clemens Fandrich kann wegen einer Prellung des Beckenkamms definitiv nicht auflaufen. Thomas Dähne laboriert an einer Hüftprellung. Rani Khedira hat seine Mittelfuß-Blessur auskuriert und kann am Sonntag spielen. Der Mittefeldakteur steht weiter bei vier Gelben Karten und wäre bei der nächsten Verwarnung gesperrt.
Ausfälle: Clemens Fandrich, Thomas Dähne, Mikko Sumusalo, John-Patrick Strauß, Fabian Franke, Henrik Ernst
Einsatz fraglich: Joshua Kimmich

Was: 14. Spieltag 2 Bundesliga – RB Leipzig (7.) gegen FC St. Pauli (17.)
Wann: Sonntag, 23. November 2014 um 13:30 Uhr
Wo: Red Bull Arena

Bisher verkaufte Tickets: 34.000

Das Spiel wird live auf Sky übertragen