Rangnick: „Das war nicht respektlos gemeint – außer man will es so verstehen.“ RB Leipzig: Von Populismus, Respektlosigkeit und Pfützen

Ungewohnt offen reagierte Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick auf die in dieser Woche negativen Schlagzeilen. Ralf Rangnick über die Trainerfrage und Populismus anderer Vereine.

Eigentlich sollte es um den kommenden Gegner SV Sandhausen gehen. Doch schnell wurde die Pressekonferenz zu einer in der RBL-Welt eher ungewöhnlichen Frage-und-Antwort-Stunde. Ungewohnt offen reagierte Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick auf die in dieser Woche negativen Schlagzeilen. Der 57-Jährige wollte nicht stehenlassen, was Fortuna Düsseldorfs Sportdirektor Rachid Azzouz in die Sky-Kameras nach dem Montagsspiel von sich gab. 

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Azzouz warf RB Leipzig fehlenden Respekt den anderen Vereinen gegenüber vor: „Ich finde, dass Herr Rangnick sich da hinterfragen und ab und an ein bisschen Demut walten lassen sollte.“ 
Grund war Rangnicks Aussage vorm Düsseldorf-Spiel, dass seine Mannschaft wegen u.a. der Grippewelle und den Nachwirkungen der Länderspiele noch nicht bei 100 Prozent der Leistung angelangt sei. Er forderte vom Team, dass es gegen Düsseldorf mindesten 90 Prozent werden solle. Der Düsseldorf-Sportdirektor verstand das in etwa so: Leipzig braucht gegen die Fortuna keine Topleistung. Das Ding ist leicht gewuppt.

Rangnick: „Das war nicht respektlos gemeint – außer man will es so verstehen.“

 

Das nahm Azzouz zum Anlass, den Leipzigern fehlenden Anstand zu attestieren. Rangnick verständnislos: „Niemand von der Presse hatte das so verstanden. Das war auch nicht respektlos gemeint – außer man will es so verstehen.“ Einmal losgelegt, meint der RBL-Trainer weiter, dass wenn schon von Anstand geredet werde auch auf den Tisch kommen müsse, dass der Fortuna-DJ mal wieder seiner Kreativität freien Lauf ließ und Lieder wie „Money, Money, Money“ und „Ich find dich scheiße“ spielte. Mal wieder bedeutet in dem Fall, dass Chopins Trauermarsch in der vergangenen Saison zu einer öffentlichen Entschuldigung der Fortuna-Offiziellen führte. „Da muss man fragen, ob Düsseldorf Anstand und Respekt zeigt“, so Rangnick, der allerdings betont, dass RB Leipzig natürlich auch diese Entschuldigung annahm. Zudem kritisiert Rangnick, dass ein Verein seinen Fans gegenüber auch beschwichtigend wirken könne. Der 57-Jährige spielte dabei auf Beleidigungen und Wurfgeschosse seitens der Fans beim Interview nach dem Spiel an, woraufhin Sky-Moderatorin Esther Sedlaczek und der RBL-Trainer auf den Rasen ausweichen mussten.

Causa Trainersuche, Hasenhüttl, Shortlist

 

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Doch diese Vorfälle waren nicht die einzigen, die diese Woche RB Leipzig einen Stammplatz in den Sportmedien sicherten. Auch Ingolstadts Sportdirektor Thomas Linke kritisierte Verein und Rangnick öffentlich. Dabei geht es um die never ending Causa neuer RBL-Trainer. Es kam heraus, dass sich Rangnick und Ingolstadt-Coach Ralph Hasenhüttl in Salzburg trafen. Linke dazu: „Ich finde es total respektlos, an den Trainer heranzutreten, ohne uns vorher zu informieren.“ Rangnick stellte klar, dass sich Hasenhüttl und er seit zwei Jahren kennen und sich als Trainer ausgetauscht hätten. Und weiter: „Wenn ich Herrn Linke erst fragen muss, ob ich mich mit Hasenhüttl treffen darf, wird es komisch.“ Zudem habe Hasenhüttl selbst vor sechs Wochen dem Verein mitgeteilt, dass es Interessenten gebe und er sich umschaue. „Wir haben bis jetzt noch keine Vertragsgespräche geführt“, so Rangnick und verwies darauf, dass man doch auch nicht „so blöd und naiv sei“, sich dafür an einen öffentlichen Ort wie ein Restaurant zu begeben. „Man kann davon ausgehen, dass wir schon wissen, wie Dinge chronologisch ablaufen.“

Die sogenannte Shortlist von RB Leipzig, auf der potenzielle Trainerkandidaten der nächsten Saison aufgeführt sind, wird nach der Absage an Augsburg-Coach Markus Weinzierl immer shorter. Und die, die auf dieser Liste noch stehen, seien derzeit nicht frei, sondern gebunden. „Zu einer endgültigen Lösung gehören meist drei Parteien. Nicht nur der Trainer muss ja sagen, auch mit dem jeweiligen Verein müssen wir eine Lösung finden“. So Rangnick. Bereits in der vergangenen Saison hieß es, der Teich, in dem gefischt werde, sei nicht sehr groß. Angesprochen darauf lächelte Rangnick und meint: „Der Teich ist mittlerweile eher eine Pfütze.“ In drei bis vier Wochen möchte der Verein einen neuen Trainer präsentieren – bis spätestens dahin muss dann auch klar sein, in welcher Liga die Leipziger antreten.

Gegen Sandhausen Vorsprung auf Relegationsplatz ausbauen

 

Einen großen Schritt, einen der beiden direkten Aufstiegsplätze zu verteidigen, kann RB Leipzig am heutigen Spieltag gegen SV Sandhausen machen. Durch den Patzer Nürnbergs am vergangenen Wochenende gegen den Tabellenletzten Duisburg trennt RBL vom Relegationsplatz sechs Punkte. Mit einem Sieg heute gegen den Tabellendreizehnten könnten die Leipziger diesen Vorsprung weiter ausbauen. Der punktgleiche Tabellenerste SC Freiburg spielt am Montag gegen Braunschweig. 

Spiel(er)infos:

Über einen Einsatz von Yussuf Poulsen (Prellung im linken Schultergelenk) und Lukas Klostermann (muskuläre Probleme im linken hinteren Oberschenkel) wird kurzfristig entschieden. Rani Khedira (Aufbautraining nach kleinem Muskelriss) und Terrence Boyd (Aufbautraining nach Knieoperation) werden am Freitag definitiv fehlen. Marcel Halstenberg sitzt gegen Sandhausen eine Gelbsperre ab.

Gelbsperre droht: Stefan Ilsanker (9 Gelbe Karten), Willi Orban (9 Gelbe Karten), Anthony Jung (4 Gelbe Karten), Marcel Sabitzer (4 Gelbe Karten), Davie Selke (4 Gelbe Karten)

Was: 30. Spieltag – RB Leipzig (2.) gegen SV Sandhausen (13.)
Wann: Freitag, 15. April 2015 um 18:30 Uhr
Wo: Red Bull Arena

Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach bei Nürnberg)
Bisher verkaufte Tickets: 24.000