Hasenhüttl: „Jetzt kommt der spannende Part des Wiedersehens.“ Rasenschach vs. Hoppenheim: Kennste einen, kennste den anderen?

Die Rückrunde beginnt. RB Leipzig empfängt die TSG Hoffenheim – ein Verein, der all zu oft mit RB Leipzig verglichen wird. Aber ist das berechtigt?

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RB Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl freut sich auf die Rückrunde in der Bundesliga-Premierensaison: „Jetzt kommt der spannende Part des Wiedersehens.“ Nun haben die Leipziger gegen jeden Gegner einmal gespielt und gehen in kein Bundesliga-Spiel mehr jungfräulich auf den Platz. „Wir wollen es bei den Mannschaften, gegen die wir verloren haben, besser machen und das Ergebnis der gewonnen Spiele bestätigen“, so der Trainer. Der erste Gegner der Rückrunde heißt TSG Hoffenheim. Nur all zu oft werden die beiden Vereine miteinander verglichen.

Doch wie viel haben die beiden Clubs tatsächlich gemeinsam? Wir machen den Check:

Gemeinsamkeiten:

Ralf Rangnick

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Der 58-Jährige, der vor wenigen Tagen vom Fußballmagazin „FourFourTwo“ zum besten Fußball-Manager der Welt gewählt wurde, ist der Vater des Erfolgs und hat die Aufbauarbeit für beide Vereine geleistet.

–> Hoffenheim: Als Trainer führte er Hoffenheim von der Regionalliga in die 1. Bundesliga. 2008 war die TSG die Überraschungsmannschaft im Fußballoberhaus. Rangnick ließ seinen rasanten Fußball spielen und brachte frischen Wind in 1. Bundesliga. In der Rückrunde kam dann die Ernüchterung und die Mannschaft rutschte in der Tabelle vom 1. auf den 7. Platz.

–> Leipzig: Im Jahr 2012 wurde Rangnick als Sportdirektor für Red Bull Salzburg und RB Leipzig installiert. Erwartungsgemäß nahm der Erfolg seinen Lauf: Ab Sommer 2015 konzentrierte er sich nur noch auf Leipzig und gab seine Sportdirektorenposition in Salzburg ab. Er übernahm zudem das Traineramt für die Mission Aufstieg. Als diese erfüllt war, gab er den Posten an Ralph Hasenhüttl ab und widmet sich seitdem wieder voll und ganz dem Management des Vereins.

Finanzen und Geldgeber

–>  Hoffenheim: Den Einstieg im Profifußball machte v.a. der Mäzen Dietmar Hopp möglich. Der Mitbegründer des Softwareunternehmens SAP investierte mehrere Hundert Millionen Euro in den Verein. Der 76-Jährige ist Multimilliardär und gilt als einer der reichsten Deutschen.

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–>  Leipzig: Dietrich Mateschitz ist Red Bull-Boss und wurde vor allem bekannt, weil er verschiedene Extremsportarten und deren Sportler sponsert. Im Jahr 2009 wurde der Verein Rasenballsport Leipzig gegründet mit dem klar definierten Ziel, so schnell wie möglich in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Getreu dem Motto „Sky’s the limit“ – von Baumgartners Sprung aus der Stratosphäre mal abgesehen – soll die 1. Liga nicht das Ende der Reise sein. Schließlich gibt es da noch solche schönen Wettbewerbe wie Europa League – das kennen die Salzburger Fußballfans bereits – und Champions League – das wiederum kennen die Österreicher nicht.

Anfeindungen

–>  Hoffenheim: Von Beginn an war die TSG der Feind aller Traditionalisten und 50+1-Regel-Liebhaber. Dass ein Einzelner – in dem Fall Hopp – den Verein mit viel Geld in die 1. Bundesliga hievt, hat auch den alteingesessenen Vereinsbossen nicht geschmeckt. Allen voran, wie sollte es auch anders sein, BVB-Chef Hans-Joachim „Aki“ Watzke. Auch der damalige Mainz-Manager Christian Heidel fand es schade, dass „eine Mannschaft wie Hoffenheim einen der 36 Plätze im Profifußball wegnimmt“.

Plastikclub, Retortenverein und Hoppenheim sind noch die freundlichsten Bezeichnungen. Der Hass der Gegnerfans fokussiert sich auf den Mäzen Dietmar Hopp. Trauriger Höhepunkt der Anfeindungen auf seine Person war ein Banner eines Dortmundfans, auf dem das Gesicht von Hopp auf einer Zielscheibe zu sehen war mit der Unterschrift „Hasta la vista, Hopp“. Doch der Verein findet immer mehr Akzeptanz – und das ist RB Leipzig zu verdanken.

–>  Leipzig: Denn seitdem es RB Leipzig gibt, gehören Clubs wie Hoffenheim und Wolfsburg nicht mehr zu den Prio-1-Feinden der gegnerischen Fans – das sind nun die Leipziger. Auch hier gibt es kreative Namensmodifikationen wie etwa Akis Rasenschach Leipzig oder auch gerne: Brauseclub. Typische gegnerische Fan-Aktionen sind Boykotte der Spiele, Trauermärsche, Sitzlockaden vorm Stadioneingang, Farbbomben etc. Auch abwertende Banner finden immer wieder den Weg in die Stadien. Besonders geschmacklos sind dabei Anspielungen auf Rangnicks Burnout-Erkrankung (2011) oder Nazivergleiche à la: „Ein Österreicher ruft und ihr folgt blind … ihr wärt gute Nazis gewesen“. 

 Trainer 2016/2017

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–>  Hoffenheim: Bei der TSG setzt man auf den 29-jährigen Julian Nagelsmann. Man vertraut hier jemanden, der in der Branche – sicherlich altersbedingt – ein eher unerfahrener Coach ist. Doch durch seine Arbeit hat er sich Respekt verschafft und gilt schon jetzt als „irgendwann-Bayern-Trainer“.

 
–>  Leipzig: Auch hier wird mit Ralph Hasenhüttl auf einen eher unerfahrenen Trainer gesetzt. Bevor der Österreicher nach Leipzig kam, schaffte er mit Ingolstadt den Aufstieg in die 1. Bundesliga und einen nie gefährdeten Klassenerhalt. Auch er hat sich durch seine bisher hervorragende Arbeit bei dem einen oder anderen Topverein bemerkbar gemacht.

Marvin Compper

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–>  Hoffenheim: Der Abwehrspieler Marvin Compper spielte von 2008 bis 2013, u.a. unter Trainer Ralf Rangnick, bei der TSG. Er bestritt 157 Spiele für den Verein.

–>  Leipzig: Ralf Rangnick holte den 31-Jährigen 2014 zu RB Leipzig. Hier bestritt er bisher 62 Spiele.

Hinrunde 2016/2017

Beide Vereine sind hervorragend in die Saison gestartet. Hoffenheim ist als einzige Mannschaft bisher ungeschlagen und steht aktuell auf den 3. Tabellenplatz mit 31 Punkten.

RB Leipzig ist der erfolgreichste Aufsteiger. Mit bisher zwei verlorenen Spielen (gegen Ingolstadt und Bayern München) rangieren die Leipziger mit 39 Punkten aktuell auf den 2. Tabellenplatz, und nur drei Punkte trennen sie vom Primus Bayern.  

Unterschiede:

Doch was die hard facts (transfermarkt.de) angeht, gibt es schon die ersten Unterschiede:

–>  Hoffenheim

Kadergröße: 27

Durchschnittsalter: 25,5

Gesamtmarktwert: 84,80 Millionen Euro

–>  Leipzig:

Kadergröße: 23

Durchschnittsalter: 24,0

Gesamtmarktwert: 79,55 Millionen Euro

  

Vereinsführung und Entscheidungen

–>  Hoffenheim: Hopp, dem 96 % der Stimmenmehrheit der Spielbetriebsgesellschaft gehören, greift hier und da ins operative Geschäft ein. Das soll auch der Hauptgrund gewesen sein, warum sich Rangnick 2011 vom Verein trennte.

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–>  Leipzig: Mateschitz überlässt das operative Geschäft mit allen Belangen und Entscheidungen den von ihm installierten Personen, dem Sportdirektor Ralf Rangnick und Vorstandsboss Oliver Mintzlaff. Lediglich bei besonders hohen Transfers werde der Boss angerufen, um sich das ok zu sichern, so Rangnick. 

Wagner vs. Werner

Zwar stehen beide Stürmer im Fokus und haben in dieser Saison jeweils 10 Tore auf dem Konto zu verzeichnen, doch sie sind zwei verschiedene Typen – auf und neben dem Platz. 

–>  Hoffenheim: Sandro Wagners (1,94m) Spiel ist geprägt von seiner Physis. Er sucht den Zweikampf. Zudem fühlt sich der 29-Jährige gezwungen, sich öffentlich oft zu äußern – seien es zu geringe Spielergehälter für Fußballprofis oder zu seiner Person. 

–>  Leipzig: Der 20-jährige Timo Werner gilt als Talent und steht, trotz seiner 111 Bundesligaeinsätze, am Anfang seiner Karriere. Der 1,80m große Stürmer ist flink und wendig. Auch Werner machte Schlagzeilen, allerdings nicht wegen eines Statements. Die Schwalbe im Spiel gegen Schalke brachte ihm von allen Seiten Kritik ein. 

Stadion

–>  Hoffenheim: Dorfverein ist eine häufige Titulierung des Clubs. Das Stadion, was in 2009 Sinsheim neu erbaut wurde, fasst etwa 30.000 Plätze.

–>  Leipzig: Laut Hasenhüttl sei ein immenser Unterschied zwischen den beiden Clubs, dass in Leipzig der Fußball nicht erst eingeführt wurde. „Wir sind hier eine Stadt, die eine große Fußballtradition hat“ – Schon bevor RB Leipzig gegründet wurde. 

Zudem hat sich RBL im Dezember mit dem Besitzer des ehemaligen Zentralstadions auf einen Kauf geeinigt. Die aktuelle Kapazität von ca. 42.000 soll auf 57.000 Plätze ausgebaut werden. 

Rückrunde

Eines will RB Leipzig auf jeden Fall anders machen: nämlich keinen Einbruch in der Rückrunde wie Hoffenheim in seiner Premierensaison. Und wie soll das gelingen? „Punkten hilft enorm …“, so Ralph Hasenhüttl schmunzelnd. 

Spiel(er)infos:

Oliver Burke konnte aufgrund eines grippalen Infekts in dieser Woche nicht trainieren und fällt auch am Samstag aus. 

Ausfälle:

Oliver Burke (grippaler Infekt)
Emil Forsberg (Rotsperre)
Lukas Klostermann (Kreuzbandriss)

Gelbsperre droht:

Willi Orban (4 Gelbe Karten)

Was: 18. Spieltag | 1. Bundesliga – RB Leipzig (2.) gegen TSG 1899 Hoffenheim (3.) 

Wann: Samstag, den 28. Januar 2017 um 15:30 Uhr

Wo: Red Bull Arena

Es sind noch Tickets verfügbar