Tanz zwischen Kulturen Rezension „Die Herzogin von Chicago“ in der Musikalischen Komödie

urbanite war bei „Die Herzogin von Chicago“ in der Musikalischen Komödie und berichtet euch von der Aufführung.

Geld, Liebe, Emotionen und ganz viel Tanz. Emmerich Kálmáns Operettenrarität „Die Herzogin von Chicago“ in der Inszenierung von Schauspieler und Regisseur Ulrich Wiggers, enthält alles, was das Kulturherz begehrt. 

© Kirsten Nijhof

Wer Geld hat, der kann alles haben! So denkt die junge Amerikanerin Mary Lloyd (Lilli Wünscher) zumindest, als sie mit ihren Freundinnen die Wette eingeht, wer sich das Wertvollste für Geld kaufen kann. Als eines Tages der Erbprinz Sándor Boris (Radoslaw Rydlewski) in ihrem Lokal vor ihr steht, weiß sie genau, was sie möchte – ihm den Charleston beibringen, sein Schloss in Europa abkaufen und vielleicht direkt auch seine Liebe. Somit reist sie ihm nach in das Land Sylvarien, als es ihn zurück in seine Heimat verschlägt. In diesem bekommt sie mit Leichtigkeit das Schloss in ihre Hände und das Geld in die Taschen Amerikas. Schwieriger entpuppt sich jedoch der Kampf zwischen dem flotten, lockeren Charleston und dem im Dreivierteltakt schwingendem Walzer der Europäer. Und dann ist da auch noch das Herz des Prinzen, das für sie die größte Hürde darstellt. Wird Mary ihre Wette gewinnen können, wenn sich ihre kleine Spielerei in etwas Größeres verwandelt? Und wird es sie noch immer glücklich machen, wenn sie dann einmal alles hat, was sie sich so sehr erträumt hat?

Das Stück „Die Herzogin von Chicago“ von Emmerich Kálmán bringt den Kampf zwischen der neuen und der alten Welt sowohl künstlerisch, als auch musikalisch auf die Bühne. Dabei lässt er die verschiedensten Stücke und Tänze gegeneinander antreten und sie zeitgleich in einer Harmonie verschmelzen, die kaum denkbar zu sein scheint. Jazz und Slowfox, Wiener Walzer und Csárdás – dem Stück fehlt es an nichts. 

© Kirsten Nijhof
Zum Zeitpunkt der Uraufführung, vor genau 90 Jahren, hätte diese Kontroverse zwischen Tradition und Moderne kaum aktueller sein können. So auch die Faszination zum weit entfernten Amerika und all den unbegrenzten Möglichkeiten. Mit einer geflügelten Leichtigkeit wirbeln die Schauspieler über die Bühne, lassen sich im Takt der Musik gehen und bringen dabei das Publikum zur bewundernden Sprachlosigkeit, sobald ihr Gesang den Saal ertönt. Eine Gänsehaut breitet sich auf dem Körper eines jeden aus, wenn Lilli Wünscher als Mary den Erbprinzen zu bezirzen beginnt und kaum eine Menschenseele hält still, wenn Radoslav Rydlewski als Sándor über die Bühne tanzt und dabei nicht nur Marys Herz erobert. Ausgezeichnete Special-Acts, wie eine kleine Gruppe musikalisch talentierter Jungen, wirbeln das Geschehen immer wieder aufs Neue auf und verzaubern das Auditorium. Zudem überraschen Tänzer die Zuschauer, wenn sie für die Hauptpersonen einspringen und parallel zu diesen eine Geschichte konstruieren. 

Ein phänomenales Orchester, ergreifende Musik, traumhafte Tänze, eine mitreißende Geschichte sowie atemberaubender Gesang, stilvolle Kostüme und ein umwerfendes Bühnenbild lassen das Publikum noch Minuten nach dem Fall des Vorhangs in einem tosenden Applaus zurück. 

DIE HERZOGIN VON CHICAGO

Musikalische Komödie | Weitere Aufführungen am 22., 23. & 25. Dezember 2018 sowie 19. & 20. Januar 2019 |

Karten zw. 15 und 39 € | oper-leipzig.de/de/musikalische-komoedie