Junge Junge, das nenn ich Körperbeherrschung Rezension: JUNGE JUNGE! Die Männershow im Krystallpalast Varieté

Zehn Männer, artistisch umwerfend und beeindruckend in Szene gesetzt: Diese Mischung aus Können und Humor ist auf keinen Fall nur was für Frauen.

Es ist heiß im Krystallpalast Varieté – bald werden die Fächer nicht mehr nur zur Abkühlung benötigt, sondern um Schnappatmung und Schweißausbrüche unter Kontrolle zu bringen und Lachtränen zu trocknen. Verursacht wird dies durch die Akrobaten der Show „Junge Junge!“, die bis zum 3. November 2018 im Krystallpalast Varieté läuft. Darin zeigen zehn Künstler ihre Fertigkeiten im Umgang mit Bällen, Seilen und Stangen, Sesseln, Diablos und einer Badewanne. Ja, richtig gelesen! 

Einer der Künstler sticht sofort heraus – der Amerikaner Faeble Kievman hat ein paar Kilo mehr auf den Rippen als seine durchtrainierten Mitstreiter, fühlt sich aber offensichtlich ebenso wohl in seiner Haut. Mit seiner komischen, tollpatschigen Art begeistert der stumme Clown das Publikum, ohne sich der Klischees eines Zirkungsclowns zu bedienen, und ist das Bindeglied zwischen den einzelnen Auftritten.

© Olivia Rutherford

Da wäre der Balljongleur aus Russland, Dmitry Ikin. Als wären sieben Bälle gleichzeitig nicht genug, verbindet er seine Bewegungen gleichzeitig mit einer Art Martial-Arts-Tanz. Bei dem Argentinier Nacho Ricci fliegen keine Bälle, sondern er selbst: Flink und mit einer Leichtigkeit, die schwer zu glauben ist, hangelt er sich am Vertikalseil nach oben, wickelt es mit fließenden Bewegungen um den Körper und lässt sich fallen – nur um Millimeter über dem Boden zu stoppen. Der Franzose Lucas Bergandi dagegen berührt den Boden erst gar nicht und verführt mit seinem Drahtseilbalanceakt. Zuschauer halten den Atem an, während er auf dem wackligen Seil Sprünge und Tanzschritte absolviert; und das nur mit einem Handtuch um die Hüften.

Die Akrobaten klettern, springen und tanzen auf allem, das sich auf der Bühne findet – Andalousi wählt den Sessel. Zu den Klängen von Alternative Rock scheint er mit ihm zu tanzen, wirft sich mit Saltos darauf und balanciert mal mit beiden, mal mit einer Hand gefährlich auf der Lehne. Der Mensch ohne Knochen, P Fly, braucht dagegen kein Hilfsmittel, um dem Publikum Ausrufe der Verblüffung zu entlocken. Scheinbar grenzenlos verknotet und verrenkt er seinen Körper, autsch! Die Diablo-Kunst von Pranay Werner versetzt die Zuschauer in eine gebannte Trance. Die Diablos leuchten im Dunkeln und fliegen wie von Geisterhand durch die Luft.

In die Lüfte begibt sich auch Carlos Zaspel und zieht an der rotierenden Schwungstange waghalsige Kreise über der Bühne. Wem noch nicht schwindlig genug ist, der kommt bei Kannadier David Girard im rotierenden Ring voll auf seine Kosten. Mit einem Mix aus tänzerischen und akrobatischen Elementen verdreht er dem Publikum die Köpfe. Ob seitlich am Rad, oben drauf oder darin – Girard ist voll in seinem Element. Apropos, die Badewanne des Spaniers Diego García ist für die Performance tatsächlich mit Wasser gefüllt. Wenn er nicht in der Wanne sitzt, vollführt er grazil Kunststücke an Seilen und lässt Wassertropfen fliegen. 

Unser Fazit: Abwechslungsreich und spannend, ein absolutes Muss für Adrenalinjunkies!

Spielzeiten & Preise: Mittwoch, Donnerstag & Freitag 20 Uhr, Samstag 17 & 20 Uhr, an ausgewählten Sonntagen 15 & 18 Uhr, Tickets (ohne Menü) zw. 15 und 35 €, 2-Gang-Menü + 22 €, 3-Gang-Menü + 30 €