Milosevic mit den magnetischen Händen SC DHfK: Leipzig gewinnt gegen GWD Minden mit 20:17

Am Wochenende spielte SC DHFK gegen Minden und räumte 20:17 ab. Über die Einzelheiten des Spiels informieren wir euch hier.

 Vor einem halben Jahrhundert wär‘ eine Auseinandersetzung SC DHfK Leipzig gegen Grün-Weiß Dankersen ein europäisches Spitzenspiel gewesen. Anno 1966 hatten die Leipziger den Europapokal der Landesmeister gewonnen, dann die Ostostwestfalen drei Europapokalsiege in Folge geholt. Die sächsischen Handballhelden von damals waren mal wieder in der Arena, um – gemeinsam mit weiteren 3628 Handballfans – eine spannende bis spektakuläre Begegnung in der Bundesliga zu sehen. Die wurde von den Gastgebern mit 20:17 (8:10) Toren völlig verdient gewonnen.

© Rainer Justen

Jaja, die Handballer des Sportclubs der deutschen Hochschule für Körperkultur zählen inzwischen zu den heimstarken Vertretungen in der Bundesliga. Sie belegen – dank einer herausragenden Hinrunde – einen vorderen Tabellenplatz und müssen immer öfter mit der Favoritenrolle und gestiegenen Ansprüchen der Anhänger zurechtkommen. Vor sieben Spielzeiten waren die Sachsen von den Ostostwestfalen aus Minden in der 2. Bundesliga zwei Mal deutlich bezwungen worden. In dieser Saison erwarten die meisten Handballfans und Fachleute schon einen „körperkulturellen“ Sieg.

 

Eine solide Abwehrhaltung hielt das Spiel spannend

Allerdings leuchtete nach einem Drittel der Begegnung ein sensationelles 6:10, zum Seitenwechsel ein immer noch überraschendes 8:10 auf dem zentralen Videowürfel auf. Die Anzahl und die Verteilung der Treffer verdeutlicht, dass sowohl die Gastgeber als auch Gäste mit einer sehr soliden Abwehrleistung einschließlich Torhüter aufwarteten, doch die Mindener im Vorwärtsgang einen Tick effektiver waren. Die Leipziger hatten beispielsweise den wendigen Norweger Magnus Gullerud auf der Kreisläuferposition nicht immer „in den Griff“ bekommen. Außerdem hatten Niclas Pieczkowski und Philipp Weber mehrere Chancen, darunter einen Strafwurf, liegen gelassen. Glücklicherweise verwandelte Andreas Rojewski seine beiden Siebenmeter so sicher, dass die Gastgeber mit einem knappen Zwei- Tore-Rückstand in die Pause gingen. Die Situation kennen die einheimischen Zuschauer, die die Mannschaft wieder vorbildlich unterstützten, aus den vergangenen drei Heimspielen gegen Friesenheim, Lemgo und Stuttgart längst. Da waren die Einheimischen ebenfalls etliche Treffer in Rückstand geraten, um schließlich die Auseinandersetzung im zweiten Durchgang zu drehen. Doch dieses Mal waren Niclas Pieczkowski und Philipp Weber angeschlagen von den Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft gegen Serbien zurückgekehrt, konnte die Mannschaft in der vergangenen Woche nicht komplett trainieren. Auch Andreas Rojewski und Aivis Jurdsz hatten sich eigentlich „nur für den Notfall“ zur Verfügung gestellt. Die beiden Rückraumspieler drehten – neben Alen Milosevic – nach der Pause regelrecht auf. Andreas Rojewski avancierte zum besten Torschützen des Spiels, Aivis Jurdsz glänzte mit tollen Anspielen an den Kreis, wo Alen Milosevic zu keinem Zeitpunkt der Begegnung zu stoppen war. „Er schien Magnete an den Händen zu haben!“ erkannte der gegnerische Trainer Frank Carstens an. Der Modellathlet erzielte sieben Tore und holte etliche Siebenmeter für die Leipziger heraus. So kippte die Begegnung über die Stationen 9:11, 13:12, 15:14 und 16:16 zugunsten der Gastgeber schnell.

 
 

Leipzig hatte knapp die Nase vorn

 
Die Leipziger legten in der Schlussphase insbesondere in der Deckung noch eine Schippe drauf, attackierten die international erfahrenen Dalibor Doder und Christoffer Rambo (zusammen 239 Länderspiele) beizeiten und ließen nur noch einen Gegentreffer zu. Vorn trafen ja Andreas Rojewski und Alen Milosevic scheinbar nach Belieben. Noch mal Mindens Frank Carstens: „Wir hatten zwei schwache Phasen in einem wirklich mitreißenden Spiel, die erste Phase vor der Pause, als meine Männer den größeren Vorsprung verspielten, und die zweite Phase in den letzten zehn Minuten, da konnte Leipzig immer noch enormen Druck erzeugen. Ich habe zwei Mannschaften auf Augenhöhe gesehen. Doch der SC DHfK war schlussendlich den einen Tick besser. Glückwunsch. Die Gastgeber gewannen mit dem 20:17 völlig verdient.“
Frank Carstens (Trainer GWD Minden): „Glückwunsch an Leipzig. Wir haben heute ein super intensives, mitreißendes Spiel gesehen. Beide Mannschaften waren gut aufeinander vorbereitet und beide Abwehrreihen haben sich aufopferungsvoll in die Zweikämpfe geschmissen. Es gab zwei entscheidende Phasen in der Begegnung, durch die wir das Spiel verloren haben. Nach der 10:6-Führung sind wir im Angriff nicht mehr zum Zug gekommen und haben kein Tempospiel mehr hinbekommen. Die zweite Phase war dann nach dem 16:16, auch da ist es uns wieder nicht gelungen, Tore zu erzielen. Unsere Abwehrleistung hätte kaum besser sein können, aber wir waren heute in den Drucksituationen im Angriff nicht so präzise wie Leipzig. Außerdem hat Alen Milosevic am Leipziger Kreis gespielt, als hätte er Magnete an den Händen.“
 
 

Minden: „Erst führten wir, dann haben wir einige Chancen verpasst“

 
Michael Biegler (Trainer SC DHfK Leipzig): „Wir hatten großen Respekt vor dem Gegner, denn Minden hat sich toll entwickelt. Am Anfang konnten wir viele Akzente gegen den starken Mindener Rückraum setzen, aber haben dann eine Phase zugelassen, wo der Kreis zu einfach bedient werden konnte. Wir waren mit unserem Matchplan ganz gut unterwegs, aber er hat nicht zu Toren geführt, weil wir klare Chancen nicht verwertet haben. Dadurch sind wir dann in zu viel Hektik verfallen und haben unvorbereitete Abschlüsse gesucht – so ist aus einer 4:1-Führung ein 6:10-Rückstand geworden. Aber meine Mannschaft ist physisch topfit und kann immer nochmal zulegen. Das hat sie auch heute überragend gemacht. Andreas Rojewski hatte trotz geringer Trainingsbeteiligung einen unheimlich starken Tag, die Leistung von Alen Milosevic war ebenfalls fantastisch und auch Aivis Jurdzs hat uns sehr geholfen. Ich bin sehr froh, dass wir die Punkte mit der Hilfe der Zuschauer hier behalten haben.“
SC DHfK Leipzig gegen GWD Minden 20:17 (8:10)
Leipzig: Vortmann; Putera; Rojewski (8/4); Jurdzs (1); Krzikalla; Binder (2); Janke; Pieczkowski (1); Kunkel; Roscheck (1); Weber; Rivesjö; Strosack; Remke; Meschke; Milosevic (7) Minden: Christensen; Sonne-Hansen; Mansson (2); Rambo (4); Körte; Südmeier (1); Pusica; Gullerud (2); Michalczik (1); Svitlica; Staar (1); Doder (2); Cederholm; Bilbija; Zvizej (4/4) Zuschauer: 3628 Handballfans in der ARENA Leipzig Siebenmeter: Leipzig 4/6; Minden 4/6.
Zeitstrafen: Leipzig 4 Min; Minden 8 Min
Rote Karte: Svitlica (Minden/ 9. Min)
 
 

Spielbericht: Leutzscher Welle