"Wir müssen aus der ersten Halbzeit einfach mehr machen" SC DHfK Leipzig rettet einen Punkt: 25:25 Unentschieden gegen den Bergischen HC

Spielbericht SC DHfK Leipzig – Bergischer HC 25:25 (12:11) am 11.05.2019

Spielbericht: Leutzscher Welle

Am Donnerstag sollte Schiller mit seinen elektronischen Visionen, am Sonntag ein gewisser René Peter Baumann ein Konzert in der Multifunktionsarena an der Jahnallee geben. Zwischendurch erwarteten die Handballer des SC DHfK Leipzig den bärenstarken Aufsteiger aus Solingen zum aktuellen Punktspiel in der DKB Handball-Bundesliga.

© Rainer Justen
Die Handballfans wissen Bescheid: Der Bergische HC hatte nach seinem Abstieg 2016/2017 eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt, die danach die zweite Bundesliga dominierte, gerade sechs Punkte abgeben musste und diese atemberaubende Bilanz in dieser Saison in der stärksten Handballliga der Welt fortsetzt. Zwar müssen die Männer von Trainer Sebastian Hinze im Moment vier wichtige Stammspieler ersetzen, doch die Bergischen Handballer spielen weiterhin um die Qualifikation für den Europacup mit. Aus diesem Grund strebten sie einen weiteren Auswärtssieg an.

Um diese Mannschaft zu beeindrucken, mussten die Gastgeber in der stimmungsvollen Arena ihre Stärken abrufen: Eine bewegliche Verteidigung mit einem starken Milos Putera im Kasten, schnelle Gegenstöße und Aktionen aus dem Rückraum. Das klappte vor dem Seitenwechsel ganz gut. Die Leipziger lagen 3:2, 5:3, 8:6 und 11:8 vorn. Allerdings waren – bei dem hohen Tempo verständlich – auch einige technische Fehler und Abspielfehler darunter. Drum wurden die Seiten bei einem 12:11 gewechselt. „Wir hätten viel deutlicher führen müssen“, schätzte der erfahrene Andreas Rojewski selbstkritisch ein.

Schwungvoll in die zweite Halbzeit 

Die grün-weißen Handballer hatten gegen den Tabellensechsten natürlich noch Steigerungspotenzial und kamen schwungvoll aus der Kabine zurück. Jetzt klappte das Zusammenspiel mit Kreisläufer Maciej Gebala viel besser (er musste den verletzten Alen Milosevic vertreten). Der polnische Nationalspieler besorgte die ersten beiden Treffer nach der Halbzeitpause. Obendrein rannte Patrick „das Wiesel“ Wiesmach den bergischen Verteidigern mehrmals weg. Die Gastgeber schienen das Geschehen immer deutlicher zu beherrschen. 17:13. Sie strebten den dritten Heimsieg in Folge an.

„Normalerweise sind solche Spiele dann gelaufen. Der starke Gegner. Der Druck der Halle. Doch meine Jungs kamen zurück!“ sagte Sebastian Hinze nach dem Match. Vorneweg sein Torhüter Christopher Rudeck, der plötzlich die schwersten Bälle hielt, sowie Rafael Baena Gonzales, Fabian Gutbrod und Kristian Nippes in der Offensive. Sie wetzten die Solinger Klingen und gewannen die folgenden zehn Minuten mit 9:2 Toren. Die Bergischen kämpften tatsächlich wie die Löwen, ihr Spitzname, obwohl um Solingen und Wuppertal noch keine Löwen oder Cougar concolor in freier Wildbahn gesichtet worden sind. Im Gegensatz zu prächtigen schwarz-gold-braunen Bergischen Krähern. Zurück zum Thema …

So eine Geschichte hat natürlich noch eine andere Seite. Denn den körperkulturellen Handballern unterliefen nach der deutlichen Führung viel zu viele technische Fehler und Abspielfehler. Zusätzlich schienen manchen Würfen aus dem Rückraum die konsequente Vorbereitung zu fehlen. Folgerichtig tauchte auf der Anzeigetafel ein 19:22 beziehungsweise 21:24 auf.

Aivis klärt das

Aber auch diese Situation kennen die einheimischen Handballfans, die die eigenen Jungs pausenlos anfeuerten und diese Anfeuerung in den letzten zehn Minuten noch steigerten, längst. Die grün-weißen Abwehrspieler und Torwart René Villadsen ließen in der Crunchtime nur noch einen Gegentreffer zu. Obendrein hämmerte, hämmerte, hämmerte, hämmerte Aivis Jurdzs (es waren wirklich vier Treffer) die Bälle ins gegnerische Netz. Sein letztes Tor markierte der sympathische Lette zwanzig Sekunden vor Schluss. 25:25. Als Maciej Gebala und Bastian Roscheck den allerletzten Angriff des Tabellensechsten stoppten, war schließlich das vierte Unentschieden für die Gastgeber in der laufenden Saison geschafft.

© Bianca Rositzka
 

Sebastian Hinze (Trainer Bergischer HC):

„In der ersten Halbzeit machen wir es sehr ordentlich. Wir haben sicherlich deutlich weniger Torwartparaden als Leipzig in der ersten Hälfte und demzufolge auch deutlich mehr Fehlversuche aus sechs Metern. Die paar Kontersituationen, die wir hatten, konnten wir nicht verwandeln. Aber im Angriff haben wir unserer Besetzung heute sehr diszipliniert gespielt, immer auf die Chance gewartet. Wir haben uns nicht von dem Druck der Halle nicht nervös machen lassen. Wir kommen dann aber gar nicht gut in die zweite Halbzeit, und dann muss man schon sagen, dass wir beim 13:17-Rückstand fast weg sind. Deshalb geht für mich die Punkteteilung auch in Ordnung. Wir kommen zurück und erarbeiten uns mit einem sehr guten Christopher Rudeck und einem guten Abschlussverhalten in der Phase das Momentum. Es war in den letzten 20 Minuten ein extrem enges Spiel. Klar können wir uns am Ende ein bisschen ärgern, aber in der Summe dürfen wir zufrieden mit dem Punktgewinn sein. Wir haben auch schon knappe Spiele gewonnen. Klar haben wir in der letzten Aktion noch die Chance, es hier zu vergolden, aber am Ende werden die Jungs, die noch traurig in der Kabine sitzen, es genauso sehen wie ich.“

Andre Haber (Trainer SC DHfK Leipzig):

„Wenn mir vor dem Spiel einer gesagt, dass wir knapp neun Minuten vor dem Ende gegen den Tabellensechsten mit drei Toren hinten liegen und am Ende noch Unentschieden spielen, hätte ich es sofort genommen. Wir müssen aus der ersten Halbzeit einfach mehr machen, wenn wir so eine gute Torhüterleistung kriegen. Wir hätten mit mehr als einem Tor führen müssen. Ich habe die Jungs in der Halbzeit aufgefordert, mehr über das Kreisläuferspiel zu kommen, was auch direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit gut geklappt hat. Beim 17:13 hatte ich das Gefühl, dass wir heute die bessere Mannschaft sind und das Spiel unbedingt gewinnen müssen. Danach machen wir es aber dem BHC zu einfach, weil wir zu gute Abschlussorte zulassen. Außerdem haben wir Fehler und Fehlwürfe aus guten Positionen gemacht, da haben wir den BHC eingeladen. Und dann ist der BHC eben eine Mannschaft, die es unglaublich cool spielt und über enormes Selbstvertrauen verfügt, auch wenn heute zwei, drei wichtige Leute gefehlt haben. Ich glaube, das Tempospiel vom BHC hatten wir gut im Griff, aber mit dem disziplinierten Angriff hatten wir unsere Mühe. In den letzten acht Minuten hatten wir ein paar sehr schöne Abwehraktionen, die wir durch das letzte Tor von Aivis Jurdzs vergolden. Deshalb bin ich froh, dass wir die letzte Aktion verteidigen und es noch ein Punkt geworden ist. Vielen Dank für die Unterstützung der Zuschauer, weil das in den letzten acht Minuten auch nur mit so einer Kulisse im Rücken machbar ist.“

SC DHfK Leipzig – Bergischer HC 25:25 (12:11)

SC DHfK: Putera, Villadsen; Semper 3, Wiesmach 5/2, Rojewski 3, Jurdzs 4, Krzikalla, Binder, Janke, Pieczkowski 4, Roscheck, Weber 3, Seidler, Gebala 3, Esche, Meyer-Siebert

BHC: Rudeck, Rutschmann; Darj 1, Weck 1, Gunnarsson 5/4, Nippes 3, Kotrc, Baena Gonzales 2, Babak, Gutbrod 4, Arnesson 5, Boomhouwer 3, Criciotoiu 1

Siebenmeter: Leipzig 2/2, BHC 4/4

Zeitstrafen: Leipzig 6 Minuten, BHC 6 Minuten

Zuschauer: 4124 Handballfans in der ARENA Leipzig