Schuhtest „KEEN Targhee Lace High WP“ – Robuster Wanderstiefel für die kalte Jahreszeit

Pünktlich zum Beginn der schmuddeligen Jahreszeit gibt es von KEEN einen neuen Winter-Wanderstiefel, den Keen Targhee Lace WP.

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Pünktlich zum Beginn der schmuddeligen Jahreszeit gibt es von KEEN einen neuen Winter-Wanderstiefel, den Keen Targhee Lace WP. Er übernimmt Altbewährtes von seinem „älteren Bruder“, dem Targhee III Wanderstiefel, und verspricht einen sicheren und bequemen Einsatz bei Temperaturen bis zu eisigen -20°C. Mithilfe einer wasser- und winddichten Membran, einer effizienten Isolierung und angepasster Sohlenhärte für besseren Grip bei kaltem Wetter möchte er das Wandern selbst unter winterlichen Bedingungen zu einer Freude machen. 

Text: Denis Pfeiffer

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Wer dabei an einen klobigen Eskimostiefel denkt, liegt falsch: Der Stiefel kommt in Größe 43 und als „High“-Version auf erstaunlich angenehme 590 Gramm pro Stück und ohne augenfällige Thermobesätze daher. Dabei schließt er weit oberhalb des Knöchels ab, was recht gut vor Schneeeintrag in den Stiefel schützt und den Knöchel dezent stützt. Zusätzlich zur „High“-Version bietet ihn KEEN übrigens noch in einer „Mid“-Variante an, welche knapp knöchelhoch abschließt. Beim Farbdesign kann man zwischen dem interessanten „Cocoa/Mulch“ und dem klassischen Schwarz wählen. Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers von 159,95€ reißt kein Loch ins Wander-Budget.

Ein sportlich-dynamischer Fels in der Brandung 

Angezogen ergibt sich bereits von Anfang an ein guter Eindruck. Das eben noch etwas ungewohnt wirkende, ziemlich kantige und grobe Design ist am Fuß plötzlich sportlich-dynamisch und weiß durchaus zu gefallen. Die dicke, angeformte Zehenschutzkappe aus Gummi gibt dem aggressiven Schnitt noch einen finalen „Offroad“-Touch und verzeiht unbeeindruckt harschen Kontakt mit Felskanten und Wurzeln. Das verwendete Leder fühlt sich weich, widerstandsfähig und hochwertig an; die Nähte sind allesamt sauber verarbeitet. Ein unangenehmes Drücken oder Knittern gibt es von Anfang an nicht, und nach den ersten 50 Kilometern im Gelände ist der Targhee Lace WP einem förmlich wie an den Fuß gewachsen.

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Der Schuh ist breit; hier täuscht auch der Ersteindruck nicht. Aber genau das gefällt extrem gut. Er vermittelt ein ungeheures Maß an Trittsicherheit. So wie man ihn aufsetzt, steht man. Die hohe Schnürung, der weich gepolsterte Schaft, die anatomisch durchdachte EVA-Zwischensohle und die unterstützende EVA-Dual-Density-Einlegesohle unterstützen den Effekt. Kein Wackeln, kein Balanceakt; man steht sprichwörtlich wie der Fels in der Brandung! Die Zehen haben relativ viel Raum und werden spürbar entlastet. Positiver Nebeneffekt: Der Schuh ist sicherlich auch für Menschen mit relativ kräftigen Füßen nicht zu eng. Erfreulicherweise habe ich Schlankfuß dennoch zu keiner Zeit das Gefühl, im Targhee Lace WP herumzurutschen. Dafür sorgt das simple und effektive Schnellschnürsystem mit den oberen „Speedhooks“ aus Metall und die teilweise eingenähte, gepolsterte Zunge.

Nun aber raus: Der KEEN Targhee Lace Boot im Witterungstest

KEEN gibt für seinen Targhee Lace Boot High WP den Winter als Einsatzbereich an. Hierfür sorgt nicht nur eine zusätzliche dünne Thermoschicht aus Bambuskohle-Gewebe namens „Keen.Warm“, welche hervorragend isoliert, sondern auch eine spezielle Gummimischung für die Sohle, die speziell an die niedrigeren Temperaturen angepasst wurde. Gegen hässliche Witterungseinflüsse verrichtet im Schuh die hauseigene wasserdichte Membran „Keen.Dry“ ihren Dienst, welche Wasser und Wind effektiv aussperrt und trotzdem das Fußklima im grünen Bereich hält. Alles in Allem ist man im Targhee Lace gut für den Winter gerüstet.

Dass die Schuhe Mitte November bei mir eintreffen, kann kein Zufall sein! Es ist also Zeit, den Winter-Targhees auf einigen Touren draußen am Berg so richtig auf den Zahn zu fühlen. In Schlamm, auf Schnee, blankem Stein und im Unterholz muss der Targhee Lace WP bei Temperaturen von -3 bis +11°C zeigen, wie er sich in seinem Aufgabengebiet schlägt.

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Erwartungsgemäß gibt es aber keine unangenehmen Auffälligkeiten. Der Fuß ist selbst nach einem ganzen Tag im Stiefel angenehm klimatisiert und es gibt keine Kälte-, Schweiß- oder Hitzestauprobleme. Beim Laufen durch Schnee, Pfützen, Schlamm, kleine Bäche und nasses Gras gibt es keine bösen Überraschungen; der Schuh ist in der Tat bis zu den Schnellschnürschlaufen im Knöchelbereich hinauf komplett wasserdicht; die Zunge entsprechend eingenäht. Auch kühlt der Schuh, außen ordentlich nass, nicht unangenehm aus. Ein zweites Paar Socken war bei den getesteten Temperaturen nicht notwendig. Das Gesamtgewicht wird wintertypisch mit der Zeit zwar spürbar, wenn man im Sommer eher leichtere Trailrunner trägt. Die Füße sind aber am Ende eines langen Wandertages nicht völlig ermüdet. Der Grip auf Stein ist selbst bei Nässe akzeptabel; auf Waldboden, Matsch und Schnee einwandfrei.

FAZIT: Der KEEN Targhee Lace WP ist ein richtiger Rabauke für draußen; besonders für die kalte Zeit des Jahres. Er ist solide verarbeitet, sieht sportlich-robust aus, trotzt unaufgeregt den Elementen, vermittelt eine hervorragende Trittsicherheit, hält das Fußklima in Balance und gibt einem das gute Gefühl, für alles, was da kommen könnte, gewappnet zu sein.

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