Star Wars in Concert: Am 5. Januar 2019 in der Arena Leipzig Star Wars in Concert Anfang Januar in der Arena Leipzig: Dirigent Frank Strobel im Interview

Das Imperium schlägt zurück – und zwar in der Leipziger Arena. Gleich zu Beginn des neuen Jahres bringt Frank Strobel Orchesterklänge und die große Leinwand zusammen. Der Münchner Dirigent, der heute in Berlin lebt, ist sozusagen mit dem Kino groß geworden und seit dem Teenie-Alter der Filmmusik verfallen. Diese Liebe beweist er am 5. Januar einmal mehr bei „Stars Wars Episode V:Das Imperium schlägt zurück“.

© Lucasfilm Ltd.

Das Imperium schlägt zurück – und zwar in der Arena Leipzig. Gleich zu Beginn des neuen Jahres bringt Frank Strobel Orchesterklänge und die große Leinwand zusammen. Der Münchner Dirigent, der heute in Berlin lebt, ist sozusagen mit dem Kino groß geworden und seit dem Teenie-Alter der Filmmusik verfallen. Diese Liebe beweist er am 5. Januar einmal mehr bei „Stars Wars Episode V:Das Imperium schlägt zurück“

© Kai Bienert
Schaut man sich Ihre Biografie an, scheint es, als wäre Ihr Weg schon auf eine Art vorbestimmt gewesen. Ihre Eltern betrieben in München ein Kino. War Ihnen schon früh klar, dass es Sie zur Filmmusik ziehen würde? 

Das hat auf jeden Fall den Grundstein gelegt. Wenn man in so einer Atmosphäre aufwächst, ist das natürlich prägend. Eigentlich habe ich beide Linien mitbekommen, meine Großmutter war Pianistin. Ich habe dann ebenfalls die musikalische Richtung eingeschlagen und bin später von der Oper zum Film gekommen. Ich hatte eben diese Prägung des Kinos, habe früher auch im Kino meiner Eltern Filme vorgeführt, da war ich 14 Jahre alt. Das waren ja noch analoge Zeiten, so mit 35-Millimeter-Kopien und Filmspulen, die in kleinen Rollen kamen, die musste man dann aneinanderhängen. Das war alles noch sehr mechanisch. Und ich habe in dem Vorführ-Raum viele Filme nur durch den Ton erlebt. Weil man ja immer beschäftigt war. Das heißt, man hat durch den Ton mitkriegen können, wenn etwas nicht in Ordnung war. Dann hat man gehört, wie der Film kurzzeitig wegen einer Klebestelle sprang. Durch diese Arbeit habe ich ganz viele Filme durch die Tonspur kennengelernt. Und da wurde mir eben auch klar, wie groß die Rolle der Musik ist. Mein Vater ist ja einer der Gründer des Internationalen Filmfests in München. Und da gab es immer wieder auch Länder-Reihen, das Programm war sehr vielgestaltig. Dadurch habe ich sehr viele unterschiedliche Filme kennengelernt – und auch die vielfältige Musik.

Und die hat Sie letztendlich auch nicht mehr losgelassen …

Ich habe einfach angefangen, ein wenig zu forschen. Denn damals, so in den späten 70ern, Anfang der 80er Jahre, war das noch nicht so populär wie heute – Filmmusik-Konzerte. Ich fand das sehr spannend. Denn gerade für die Orchester ist die Musik des Films die des 20. und dann auch des 21. Jahrhunderts. Das war damals einfach unterrepräsentiert. Und da dachte ich: „Was ist da los?“

Sie sind seit mehreren Jahren auch künstlerischer Berater des Stummfilmprogramms des ZDF/Arte. Was macht für Sie den Unterschied gegenüber Filmen mit Ton aus?

Das Entscheidende ist der Dialog. Die Musik im Stummfilm ist ja das Einzige, das man hört. Es gibt keine Atmosphäre, keine Effekte – sie erzählt den Film mit. Das Besondere ist außerdem, dass die Musik immer live gespielt wird. Damals gab es ja in kleinen Filmtheatern den Kino-Pianisten, in den großen Film-Palästen spielten jeden Tag Orchester. Das war ein ganz anderes Erlebnis. Wir alle kennen das: Wenn ein Orchester live spielt, hat das einen sehr emotionalen Effekt. Das ist ja schon fast körperlich spürbar. Deshalb ist die Musik beim Stummfilm tragender – eben weil die Regisseure damals wussten, dass sie den Film miterzählte. Ohne Musik kann man diese Filme eigentlich nicht aufführen. Das ist wirklich eine eigene Kunstform, die Ende der 20er Jahre mehr und mehr dem Tonfilm wich.

© Lucasfilm Ltd.

Wo liegt für Sie der größere Reiz – Stumm- oder Tonfilm?

Also ich muss sagen, für mich als Musiker ist der Stummfilm erstmal interessanter – da hat man keinen Konkurrenten (lacht). Weil die Musik wirklich zwei, drei Stunden durchweg da ist und große Bögen erzählen muss. Bei Tonfilmen ist es ja oftmals so, dass die Musikstücke viel kürzer sind. 

Star Wars ist da eher eine Ausnahme. John Williams hat für den Film eine Musik kreiert, die man wohl eher als Film-Oper bezeichnen könnte. Wie eine Weltraum-Oper. Bei „Das Imperium schlägt zurück“ gibt es beispielsweise ganz viel Musik, das ist eine dicke Partitur. Die Musik ist nahezu konstant vorhanden, das ist für das heutige Kino eher ungewöhnlich. Insofern hat man dem Komponisten auch mehr Raum zugestanden. Das ist für mich als Musiker natürlich sehr spannend.

Sind Sie selbst Star-Wars-Fan?

Oh ja. Ich muss ja sagen, als der Film damals 1977 in die Kinos kam, war ich noch zu jung, gerade mal elf Jahre alt. Aber etwas später – damals wurden Filme ja immer wieder aufgeführt – kam der Film zeitgleich ins Programm mit Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“. Diese beiden Filme haben für mich einen großen Gegensatz dargestellt, waren aber beide mit der Musik von John Williams untermalt. Auf der einen Seite Star Wars, der die Auseinandersetzung mit verschiedenen Welten eher auf kriegerische Art und Weise erzählt, und auf der anderen Seite die Auseinandersetzung über Kommunikation, also das in-Kontakt-Treten. Also eine friedliche Herangehensweise. Das fand ich interessant. Star Wars ist ein Mythos, auch weil es aus meiner Sicht wirklich eine großartige Verbindung zwischen Bild und Ton darstellt. Für mich ist es eine verspielte Film-Oper.

© Marco Ehrhardt

Schauen Sie privat zu Hause auch noch gerne Filme?

Ja, ich schaue noch immer sehr viele Filme. Allerdings kaum zu Hause. Ich finde, Filme muss man im Kino erleben und nicht auf einem kleinen Fernseher. Eine große 70 qm-Leinwand ist eben einfach etwas anderes. Kino ist für mich auch ein Gemeinschaftserlebnis. Man geht zusammen hin, man lebt es gemeinsam. Es herrscht eine sehr konzentrierte Atmosphäre. Auch die Reaktionen des Publikums; das ist es, was für mich die Besonderheit ausmacht. Das möchte ich nicht missen. Wenn ich dann ins Kino gehe, kann ich auch das professionelle Ohr abschalten und mich ganz darauf einlassen. Wenn das nicht mehr der Fall wäre, müsste ich mir wohl große Sorgen machen.

Haben Sie denn einen persönlichen Lieblingsfilm?

Ich gehe eher von einer Person aus. Für mich ist Charlie Chaplin eines der größten Genies des 20. Jahrhunderts. Er hat mich schon als Kind geprägt. Dieser Humanismus, der in Chaplin steckt, ist für mich unvergleichlich. Er war ein universeller Künstler, man hat ihn auf der ganzen Welt verstanden. In seinen Filmen hat er die gesamte Palette des Menschseins – von der Tragik bis zur Komik – gespiegelt. Außerdem war er sein eigener Produzent, sein eigener Regisseur und Hauptdarsteller und hat auch die Musik selbst geschrieben. Das ist für mich eine Person, die mich immer wieder fasziniert. Seine Filme kann ich immer und immer wieder sehen.

Im Januar werden Sie Williams Kompositionen in der Leipziger Arena aufführen. Was verbindet Sie mit der Stadt?

Ich komme unheimlich gern nach Leipzig. Ich kenne die Stadt schon seit langer Zeit. Ich stamme ja ursprünglich aus München und bin nach meiner Schulzeit nach Frankfurt gegangen. Für mich war das immer das Pendant zu Leipzig. Die Städte haben für mich etwas Aufgeschlossenes, etwas Liberales. Frankfurt ist eine internationale Stadt, durch die Messen – genau wie in Leipzig. Ich finde, es gibt eine sehr aufgeschlossene Haltung in der Stadt, es gibt unterschiedliche Szenen und Subszenen. Auch die Geschichte der Musik, der Literatur … Und dann darf man nicht vergessen: Es ist auch eine sehr schöne Stadt! Auch mit dem MDR Sinfonieorchester verbindet mich eine jahrelange Partnerschaft, ich komme immer wieder gern. Mal abgesehen davon, dass der Weg von Berlin mit einer Stunde Fahrtzeit vergleichsweise kurz ist (lacht).

STAR WARS – in Concert: Das Imperium schlägt zurück

5. Januar 2019, Arena Leipzig | Beginn: 19:30 Uhr

Karten ab ca. 50 € im VVK