Die ham ‘ne Meise! 11. Stunde der Wintervögel

Vom 8. – 10.01.2021 heißt es eine Stunde lang Wintervögel zählen… Aber wie?

Einfach mal für eine Stunde lang den Blick nach oben richten und das Drumherum ausschalten – das haben wir uns nach dem letzten Jahr alle verdient. Und damit gleichzeitig etwas Gutes tun und unserer Vogelpopulation helfen. Jedes Jahr ruft der NABU – Naturschutzbund Deutschland e. V. – gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz dazu auf, Vögel zu zählen. Das klingt unmöglich, wo die doch niemals still zu sitzen scheinen und flink durch die Lüfte flitzen. Um uns vorzubereiten, haben wir uns mit dem Vorsitzenden des NABU-Regionalverbands Leipzig e. V. René Sievert unterhalten.        

 

© F. Derer

Die Aktion findet vom 8. bis 10. Januar 2021 zum elften Mal statt und ist aus der Notwendigkeit heraus entstanden, unsere heimische Vogelwelt zu beobachten und zu schützen. Seit der Gründung des NABU im Jahr 1899 als Bund zum Vogelschutz beschäftigen sich die Mitglieder:innen und aktiven Helfer:innen mit dem Thema Natur- und Artenschutz. „Vögel sind Indikatoren für den Zustand ihrer Lebensräume. Das heißt, wenn ich Vogelschutz betreiben möchte, dann ist das eigentlich Naturschutz. Und man muss andersherum wissen, wenn man einer bestimmten Vogelart helfen möchte: Wie ist denn eigentlich der Bestand – also werden das mehr von einer Art oder werden das weniger, welche Unterarten gibt es, wird die Art durch etwas bedroht?”

 

Zwei Sperlinge und drei Spatzen

 

Und mit genau diesen Fragen im Hintergrund werden jährlich alle Naturliebenden und Interessierten zur Stunde der Wintervögel aufgerufen, um dazu beizutragen, wichtige Informationen zu sammeln. Man muss aber kein Vogelkundler sein, um an der Aktion teilnehmen zu können. Im Mittelpunkt stehen häufig bekannte Vogelarten wie die Meise, der Spatz, Amseln und Rotkehlchen. Die lassen sich von überall aus beobachten – schnappt euch die beste Freundin oder den besten Freund und zählt im Park, eingemummelt auf dem Balkon oder alleine mit einer Tasse Tee am Fenster. Wichtig ist immer, die höchste Anzahl einer Vogelart zur gleichen Zeit aufzuschreiben. 

© NABU/Sebastian Hennigs

„Die Stunde der Wintervögel bedeutet, dass man eine Stunde lang in einem Raum die Vogelwelt beobachtet und dann zu jeder beobachteten Vogelart die höchste gleichzeitig auftretende Anzahl aufschreibt. Also wenn ich einmal drei Blaumeisen sehe und später noch mal zwei, dann sind das nicht fünf, sondern dann bleibt es bei drei. Wenn man sich an diese Regeln hält, sind die Daten relativ vergleichbar.”

Die Zählungen finden zum einen aus praktischen Gründen im Winter statt – die Leute sind zu Hause, nach dem Jahreswechsel ist es etwas ruhiger und die Ferien sind gerade vorbei. Zum anderen aber auch, weil der Winter eine andere Vogelvielfalt mit sich bringt; manche sind in den Süden geflogen und andere wiederum sind hiergeblieben und trotzen der Kälte.

  

Was passiert mit den Zählungen?

© Mike Lane/fotolia

Die Ergebnisse sollten am besten über die App übermittelt werden, es ist aber auch auf dem Postweg oder telefonisch möglich. Anhand der Daten können Trends verfolgt und Prognosen zum Fortbestand einer bestimmten Vogelart gemacht werden. „Anhand der Daten können wir dann ableiten, ob die Bestandszahlen abnehmen oder zunehmen und entsprechende Schutzmaßnahmen verlangen oder einleiten.” Die Ergebnisse des letzten Jahres haben zum Beispiel gezeigt, dass auch die Blaumeise mit einer Pandemie zu kämpfen hatte. Es ist also wichtig, dieses Jahr zu gucken: Wie hat sich der Bestand entwickelt und haben die getroffenen Maßnahmen schon etwas gebracht?

 

© NABU/Sebastian Hennigs

Bei der Stunde der Wintervögel geht es also nicht darum, möglichst viele oder seltene Vögel zu zählen: Auch wenn in der Stunde nur wenige gefiederte Tierchen von Baum zu Baum geflattert sind oder das Futternetz unbeobachtet blieb, kann das den Beteiligten des NABU helfen und Auskunft zum Bestand geben. Die Aktion ermöglicht zudem, nachzuvollziehen, welche Rolle die eigenen Handlungen auf den Fortbestand der Vögel in Leipzig und Deutschland haben und sich mit der eigenen Umwelt auseinanderzusetzen. Wie verändert der Klimawandel zum Beispiel die Lebensräume der Vögel in meiner unmittelbaren Umgebung und was kann ich in Zukunft machen?

In Leipzig haben sich von Jahr zu Jahr mehr fleißige Zählende gefunden, im letzten Jahr wurden mehr als 3,6 Millionen Vögel notiert. Wer etwas Hilfe benötigt, findet Bilder der 35 bekanntesten Vögel zum Nachschauen auf der Webseite des NABU und dazu Informationen zu Führungen und Aktionstagen für Schulklassen. Alle Infos unter: www.nabu.de