
Man wird berührt, beobachtet, angestarrt
Und das geschieht während des Theaterstückes live am Publikum. Die Schauspieler treten mit uns in direkten Kontakt. Man wird berührt, beobachtet, angestarrt. Es ist etwas befremdlich, da man nicht weiß, in welcher Rolle man sich selbst befindet. Außerdem wird man teilweise überfordert von den ständig durch das Publikum laufenden Akteuren, zeitlichen und thematischen Sprüngen und harten Cuts. Aber der Zuschauer wird nicht nur integriert, sondern auch gefordert. In drei Nächten werden die verschiedenen Seiten von „das Mensch“ den Tieren der Zukunft gelehrt. Man beginnt dabei, sich Gedanken darüber zu machen: Wo sieht man sich selbst im großen Ganzen, stehen wir hinter oder vor dem Zaun? Wo befinden sich die sichtbaren und unsichtbaren Mauern in Europa? Diese Fragen stellen die Akteure von friendly fire mit ihrer Performance.
Die Leipziger Theater- und Performancegruppe beschäftigt sich in ihren Projekten oft mit der Zukunft und integriert dabei Fakt und Fiktion. Auch in Zooropa werden Kapitalismus, Konsum und die aktuellen politischen Themen des gegenwärtigen Europas angesprochen sowie die überspitzt gezeichnete, fiktive Konsequenz daraus gezogen. Die Gruppe schafft eine Art Intimität mit den Zuschauern, denn wir werden mit Umarmungen begrüßt und auch wieder persönlich hinausgeleitet. Gleichzeitig fühlt man sich ein wenig angeklagt, mit Blicken durchdrungen und vorgeführt. Sprechchöre, Gesangseinlagen und das Einblenden filmischer Szenen schaffen einen umfassenden multimedialen Eindruck. Interessant ist die Mehrsprachigkeit, die sich durch das Stück konsequent zieht und wohl die Vielfältigkeit Europas verdeutlichen soll. Eine Stunde gibt man sich der anspruchsvollen Performance mit spannender Zukunftsvision hin und verlässt den kreierten Raum mit dem Kopf voller Gedanken.
FAZIT: ZOOROPA ist eine anspruchsvolle Performance, die zum Nachdenken anregt.