Saitenwechsel Two Play to Play

TWO PLAY TO PLAY lässt Protagonisten des Gewandhausorchesters und der freien Szene aufeinandertreffen, miteinander ins Gespräch kommen, die Arbeit des anderen kennenlernen und gemeinsam ein neues Werk entwickeln.

Wenn ein Protagonist der Elektro-Szene die Sounds der Klassik entdeckt und sich mit einer Bratschistin des Gewandhausorchesters verbündet, ist das dann eher klassischer Elektro oder doch elektronische Klassik? Was es auch sei, beide Künstler überwinden auf diese Weise kunstvoll musikalische Grenzen und schaffen eine ganz neue Art von Crossover.

© Postrach, Rothe
Als Ein-Mann-Orchester wird er gerne bezeichnet, der Leipziger Multiinstrumentalist, Produzent und DJ Stefan Streck alias „The Micronaut“. Kein Wunder: Seit er Mitte der 90er als Musiker aktiv ist, gehört Vielseitigkeit zu seinem Markenzeichen. Zunächst spielt er in mehreren Bands Gitarre und tobt sich dabei vorzugsweise in den Genres Emo und Grindcore aus. Zum Ende des Jahrzehnts erfolgt dann eine 180-Grad-Drehung: weg von heftigen Gitarrenakkorden hin zu elektronischen Live-Sets. Als DJ begibt er sich auf die Suche nach neuen Klangabenteuern und lässt Details unterschiedlicher Genres in seine Musik einfließen. Beste Vorraussetzungen – könnte man meinen – für eine musikalische Zusammenarbeit mit Bratschistin Tahlia Petrosian, die seit 2012 Mitglied des Gewandhausorchesters ist und zuvor u.a. im Londoner Philharmonie Orchestra und dem australischen Opera and Ballet Orchestra musizierte. Als Kammermusikerin gastierte sie in der Semperoper und spielte die Soundtracks zu „Herr der Ringe“ und „Australia“ ein. „Bratschistin trifft auf DJ“ oder „Der Club sucht das Orchester“ hätte die Überschrift dieses Elektro-Klassik-Projekts auch lauten können. Aber in Wahrheit ist diese originelle Zusammenkunft alles andere als einfach: Was auf den ersten Blick spannend klingt, ist für beide Künstler eine echte musikalische Herausforderung.

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Spielen, um zu spielen, zu lernen, zu verstehen

Doch innovative Neuausrichtungen sind offenbar Stefan Strecks Sache. Obwohl der DJ weder mit der Bratsche noch mit Noten vertraut ist, nahm er die Einladung des Gewandhausorchesters mit dem Arbeitstitel „Two Play To Play“ an. Die Besonderheit dieses Formats, welches für die Dauer von drei Spielzeiten angesetzt ist: Der Schaffensprozess wird auf verschiedenste Weise für das Publikum transparent gemacht. Dazu zählen u.a. öffentliche Proben, Videos, ein Blog sowie Teilaufführungen des jeweiligen Arbeitsstandes, die Einblicke in den Entstehungsprozess ermöglichen sollen – so die Theorie. In der Praxis werden die Künstler bis zur Uraufführung des Gesamtwerks am 28. April 2019  in regelmäßigen Abständen unter den kritischen Augen – beziehungsweise Ohren – der Crossover-Skeptiker musikalische Bausteine ihrer Arbeit im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses  (zwischen)präsentieren. Bereits am 17. Januar laden Stefan Streck und Tahlia Petrosian in diesem Sinne und unter dem Motto „Two Play To Know“ zum Künstlergespräch in das GRASSI Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig ein. Vorab wies die Bratschistin auf erste Hürden, die es im Rahmen dieser Stilschmelze zu überwinden gilt, hin: „Als Solistin denke ich – im Gegensatz zu Stefan – in Noten und genieße mehr künstlerische Freiheiten als er. Seine Musik lässt sich mit einer Spieluhr vergleichen, hinter der sich ein strenger Mechanismus aus Wiederholungen versteckt. Ziel soll sein, einen gemeinsamen Sound zu finden.“

Ob und inwieweit es den Künstlern gelingt ihre Grenzen zu überwinden, um einen Schaffensprozess anzuregen, der nicht nur den Weg für neue musikalische Entwicklungen ebnet, sondern auch ein Werk kreiert, in dem keine der beiden Stile die erste Geige spielt, könnt ihr während der ersten öffentlichen Probe erleben. Weitere Informationen und Karten dafür erhaltet ihr unter: twoplaytoplay.de

17. Januar 2019: Künstlergespräch | GRASSI Museum

1. Februar 2019: Offentliche Probe | Mendelssohn-Saal

12. März 2019: Öffentliche Probe | Mendelssohn-Saal

28. April 2019: Uraufführung | Mendelssohn-Saal