Ein 18:2-Run in den letzten vier Minuten des Spiels bringt den Sieg Uni-Riesen Leipzig: Comeback-Sieg nach furiosem Schlussviertel

Ein verrücktes Spiel: sechs Minuten vor Ende stand es noch 66:81 – dann spielten sich die Uni-Riesen in einen wahren Rausch.

Wieder entscheiden die Leipziger Korbjäger ein Spiel in letzter Sekunde zu ihren Gunsten. Beim dramatischen 84:83 Heimsieg der Uni-Riesen sahen die Giants TSV 1861 Nördlingen 39 Spielminuten lang wie die sicheren und verdienten Sieger aus. Allerdings ging den ersatzgeschwächten Gästen in der entscheidenden Phase des Spiels die Puste und sie gestatteten den kampfstarken Hausherren in den letzten vier Minuten des Spiels einen 18:2 Lauf und mussten die schon sicher geglaubten Punkte noch abgeben. Bei den Uni-Riesen überragten drei Akteure. Routinier Sascha Leutloff (27 Punkte, 9 Rebounds) sowie die US-Boys Julian Scott (22/10) und Brandon Shingles (20/5) trugen die Grün-Weißen fast allein zum Sieg. 

Sascha Ahnsehl: „Wir waren im 1. Viertel eigentlich nicht anwesend.“

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Einen schlechteren Start in eine Partie hatte der Mannschaftskapitän selten erlebt. Noch eine Stunde nach dem Spiel schüttelte er unentwegt den Kopf, ob des desaströsen Startviertels der Riesen. Brandon Shingles markiert zwar die ersten Punkte des Spiels, allerdings fehlt den Riesen von Beginn an der Zugriff auf den Gegner. Den Auftakt macht Julian Scott der beim ersten Wurfversuch des Ex-Riesen Kwame Duku vier Meter von seinem Gegenspieler entfernt steht, obwohl der als guter Schütze bekannt ist. Bei den Uni-Riesen reihen sich Ungenauigkeiten, Missverständnisse aneinander. Außerdem bringt das schnelle und kontrollierte Spiel der Gäste die Defense der Riesen immer wieder aus der Balance. 

Was auf der Riesen-Seite im 1. Viertel gar nicht gelingt, demonstrieren die Nördlinger zu diesem Zeitpunkt fast in Perfektion – geordnete Defense, gute Reboundarbeit, hervorragende Transition, gute Wurfauswahl. Nach katastrophalen 10 Minuten steht es 17:32 aus Sicht der Gastgeber. 

Gleiches Bild in Viertel zwei und drei

 

Mit einem 8:0-Lauf starten die Giants ins 2. Viertel. Unbeeindruckt von zahlreichen Spielerwechseln auf der Gegenseit (Ackermann, Kaiser) legen Brandon Lockhart und Jordan Talbert Punkt für Punkt zwischen sich und die Gegner. Vor allem den „Go-to Guy“ der Riesen, Sascha Leutloff, haben die Schwaben durch ihre aggressive Verteidigung und schnelles Doppeln gut im Griff. Nach vier gespielten Minuten im 2. Viertel beträgt der Rückstand für die Riesen bereits 24 Punkte (19:43). Erst dann zeigen die Hausherren das erste Mal Biss – sowohl unter dem gegnerischen als auch dem eigenen Korb. 11 Punkte erzielen die Riesen ohne Unterbrechung und wecken bei den 341 Zuschauern in der Arena wieder Hoffnung auf ein spannendes Spiel. Ein per „Gold-Handing“ abgefangener Dreier von Brandon Shingles zerstört mit dem Pausenpfiff aber diesen kleinen Funken Hoffnung des Leipziger Anhanges.

Mit der Hypothek eines 18-Punkte Rückstandes gehen die Riesen in die zweite Spielhälfte (30:48). Im Verlauf des 3. Viertels läuft das Spiel von Tuna Islers Schützlingen besser. 26 erzielte Punkte im dritten Spielabschnitt verdeutlichen das. Dass allerdings 22 davon durch Sascha Leutloff und Julian Scott markiert werden, zeigt auch das Problem der Riesen an diesem Nachmittag. Ihr Spiel ist zu ausrechenbar. Außerdem kommen die Nördlinger immer noch zu leicht zu Korberfolgen und können den Abstand stabil im zweistelligen Bereich halten. 

Aufbruch gegen Einbruch – das Blatt wendet sich im Schlussviertel

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Vor dem letzten Spielabschnitt beträgt der Abstand immer noch 15 Punkte (56:71). Zunächst bleibt alles wie gehabt. Nördlingen scored, Leipzig scored, der Rückstand bleibt. Sechs Minuten vor Schluss steht es 66:81. Bei dem Team um den Ex-Riesen Kwame Duku, der am Ende auf starke 16 Punkte kommt, merkt man allerdings jetzt zunehmend den Verschleiß, den der kleine Kader von sieben eingesetzten Spielern mit sich bringt. Ihnen geht die Luft langsam aus. Voll ist der Akku hingegen bei Brandon Shingles. Der wuselige Guard der Leipziger spürt, dass noch ein Wunder möglich ist und wundert sich, dass er mit seinen 1,87m regelmäßig zum Abschluss am gegnerischen Korb kommt. Die Riesen spielen sich jetzt in einen wahren Rausch, fressen den Rückstand in Sekundenschnelle auf und sind eine Minute vor Schluss auf Schlagdistanz angekommen (79:83). Die Gäste sind stehend K.O. und haben in der Verteidigung permanent das Nachsehen. 

Es passiert, was passieren musste. Julian Scott bricht in der Schlussminute noch zwei Mal zum Korb, trifft jeweils und wird beim 2. Mal sogar noch gefoult. 8,8 Sekunden vor Schluss verwandelt der US-Boy den fälligen Bonusfreiwurf nervenstark und bringt sein Team zum zweiten Mal in diesem Spiel in Führung. Was dann passiert, ist für 341 Zuschauer in der Halle nicht zu begreifen. Mit mehr als 8 Sekunden auf der Uhr starten die Nördlingen den letzten Angriff. Brandon Lockhart bekommt den Ball, macht zwei Dribblings und drückt dann absolut voreilig auf Höhe der Mittellinie einen Dreipunktwurf ab. Der Ball prallt vom Korb zurück ins Feld und wird im dritten Versuch von Julian Scott weggefischt, welcher ihn in seinen Armen vergräbt bis die Sirene ertönt. 

Das Spiel ist aus. Der Jubel in der Halle kennt keine Grenzen. Zurück bleiben viele Fragezeichen. Was war die ersten 20 Minuten mit den Riesen los? Wie war dieser Enspurt möglich? Was hat Brandon Lockhart sich dabei gedacht? Unterm Strich steht für die Riesen der dritte Sieg in Folge und Tabellenplatz 7. Am nächsten Sonntag gastieren die USC-ler beim Tabellenvorletzten in Saarlouis.

Chetrainer Tuna Isler zum Spiel: „Das war eine Partie, die wir eigentlich nicht gewinnen dürfen. Was soll ich denn den Spielern sagen, wenn sie 30 Minuten so einen Rumpelbasketball spielen und am Ende trotzdem gewinnen. Ein verrücktes Spiel. Zum Glück haben Sascha, Julian und Brandon in der zweiten Hälfte ins Spiel gefunden. Sie haben das Team heute getragen und bei Ihnen müssen wir uns bedanken.“ 

Statistik

Endstand Uni-Riesen Leipzig vs. Giants TSV 1861 Nördlingen: 84:83 (17:32/13:16/26:23/28:12)

Zuschauerzahl: 341

Teamstatistik: Sascha Leutloff 27 Punkte/9 Rebounds/4 Assists, Julian Scott 22/10/1, Brandon Shingles 20/5/4, Jonas Niedermanner 5/3/0, Sascha Ahnsehl 4/2/0, Magnus Heinrich 4/2/0, Uche Agada 2/0/0, Lukas von Gierke 0/1/0, Robert Kaiser 0/0/0, Ruben Wöllert (dnp)

komplette Statistik: http://live.zweite-basketball-bundesliga.de/g/102058

Text: Uni-Riesen Leipzig

Das nächste Heimspiel der Uni-Riesen Leipzig gegen die Dresden Titans findet am 7. November 2015 um 14 Uhr in der Arena Leipzig statt.

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