urbanite präsentiert: Wanda in Dresden und Leipzig Wanda im Interview: „Ich spiele immer und überall um Leben und Tod“

Ihre Texte versteht man meist erst beim dritten Hören und trotzdem geht die „Popmusik mit Amore“ der Wiener Band Wanda sofort ins Ohr. Mit „Niente“, erschien im vergangenen Herbst Album Nr. 3, mit dem Wanda seit März auf Tour sind.

Ihre Texte versteht man meist erst beim dritten Hören und trotzdem geht die „Popmusik mit Amore“ der Wiener Band Wanda sofort ins Ohr. Mit „Niente“, erschien im vergangenen Herbst Album Nr. 3, mit dem Wanda seit März auf Tour sind. Kurz vor Tourstart haben wir bei Sänger Marco schon mal zum neuen, organisierteren Bandleben (bei gleichbleibendem Zigarettenkonsum) vorgefühlt und plauderten über das musikalische Zu-Sich-Finden und den Flow des neuen Albums.

Ab März geht ihr mit eurem neuen Album „NIENTE“ auf Tour. Euer letztes Konzert ist dann Mitte September in der Jungen Garde in Dresden. Letztes Jahr wart ihr im Alten Schlachthof zu Gast. Gibt es etwas, was du mit der Stadt verbindest? 

© Julia Zisser & Wolfgang Seehofer
Ich spiele eigentlich überall, wo ich hinkomme, um Leben und Tod, da ich der Meinung bin, dass die Menschen das verdient haben. Aber wenn man so viele Konzerte spielt wie wir, tut sich da jetzt keine bestimmte Erinnerung hervor. Ich kann nur sagen: Unser Publikum ist eigentlich überall leiwand (lacht).

Ihr seid von März bis September auf Tour. Ist das nicht ziemlich lang? 

Ich glaube 2015 haben wir 180 Konzerte gespielt – damals noch mehr oder weniger im Underground (lacht). Das ist jetzt eher eine Entlastung, da mit dem Erfolg alles ein bisschen organisierter geworden ist. Man kann sich mehr auf die Musik konzentrieren, mehr auf das Publikum eingehen und vor allem nicht die ganze Zeit verkatert und kaputt auf den lebensgefährlichen deutschen Autobahnen um sein Leben kurven (lacht). 

Ich habe gelesen, dass ihr auf Tour ziemlich selbstzerstörerisch lebt … so mit all den ausschweifenden Partys, Alkohol und zig Kippen. Wenn du jetzt sagst, dass alles organisierter geworden ist, würdest du euch dann überhaupt noch so bezeichnen? 

Oh, das weiß ich nicht. Grundsätzlich verbinde ich das Alles immer eher mit einem positiven Lebensgefühl. Selbst-

zerstörung würde ich das daher gar nicht nennen, sondern eher Selbstenthemmung zum Zweck, auch andere dazu einzuladen. Ich halte das alles für eine sehr positive Sache und spiele wie gesagt alle Konzerte um Leben und Tod, weil ich nie weiß, wann das letzte Konzert sein wird. 

Ich erinnere mich noch, als ich euch das erste Mal als Vorband bei Kraftklub gesehen habe und du dir gefühlt eine Kippe nach der anderen angemacht hast … Mal ganz ehrlich, wie viele Schachteln werdet ihr schätzungsweise auf der gesamten Tour rauchen?

Mhh (denkt kurz darüber nach). Tja ich denke mal schon so schätzungsweise das Sortiment eines Kleinstaates. (lacht).

Der Musikexpress lobt „Niente“; spricht von einem verbesserten Themen- , Instrumente- und Genre-Repertoire. Was genau habt ihr diesmal anders gemacht, abgesehen davon, dass ihr euch mehr Zeit genommen habt? 

Es war irgendwie ein guter Flow. Das sind alles eher Dinge, die sich zufällig ergeben. Ich würde sagen, dass man ja in erster Linie lebt und in zweiter Musiker ist. Man bezieht also die Kraft, die Inspiration und die Dringlichkeit natürlich aus dem Alltag. Und dann haben wir da alle zufällig eine gute Woche gehabt. Außerdem habe ich auch besser gewusst, was ich mache – auch beim Schreiben. Ich habe das Gefühl, dass ich weniger aus der Perspektive einer rollenprosaischen Kunstfigur gedacht habe, sondern mehr bei mir war. Das ist etwas, was ohne Zweifel auch erst mit den Jahren kommt. Am Anfang macht man eher so mariniertes, übertriebenes Zeug. Dann findet man wieder zu sich und wird automatisch auch ein bisschen weicher und verletzlicher, so wie man auch im Leben weicher und verletzlicher wird. 

© Wolfgang Seehofer

Du singst ja nun komplett aus der Ich-Perspektive … Wie autobiografisch sind eure Songs tatsächlich?

Ich finde, ein guter Liederschreiber schreibt immer über sich. Aber so verschlüsselt, dass auch andere Platz darin finden, sich selber zu erkennen. 

Da hast du wahrscheinlich Recht. Bei Liedern wie „0043“, das doch sehr nostalgisch und traurig ist, frage ich mich natürlich trotzdem, ob du auch positiv zurück an deine Kindheit denkst?  

Ja natürlich. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass ich in der Kindheit etwas hatte, das ich einfach verloren habe … oder mir weggesoffen habe, keine Ahnung (lacht). Auf jeden Fall war das Leben als Kind noch eher ein Verbündeter und jetzt sehe ich es mehr als Gegenspieler. Aber ich habe mir den Moment bewahrt und den möchte ich mit den Menschen auf der Bühne teilen. 

Tatsächlich habe ich gelesen, dass es bei euren Songs eher weniger um irgendwelche Meinungen, Aussagen oder Politik geht, sondern vielmehr um ein Gefühl. Würdest du da zustimmen und kannst du das kurz beschreiben?

Oh, das ist schwer … (denkt nach). Also performativ sind wir eine Art Selbstbefreiungszirkus, total den Performance-Künstlern aus den 60ern und 70ern geschuldet. Literarisch befasst sich das Ganze mit sehr allgemeinen Themen; von Leben bis Tod, von Liebe und Scheitern und wieder weitermachen. So könnte man das sagen.

Heute (Interviewtag: 6.2., Anm. d. Red.) ist der 20. Todestag von Falco, daher soll er auch erwähnt werden … schließlich werdet ihr immer wieder in einem Atemzug mit ihm genannt. Wie stehst du dazu?

Also einen Vergleich nehme ich jetzt eher nicht zur Kenntnis. Ich verbinde mit Falco tatsächlich sehr persönliche Gefühle, weil ich mich mit ihm verwandt fühle – als Kollege und als Mensch, den ich verstehe … oder den ich mir anmaße, zu verstehen. Mich macht seine Geschichte einfach eher traurig. Es wirkt gegen Ende hin wie ein finsteres Leben, das viel zu früh geendet ist.

© Wolfgang Seehofer

Eins habt ihr aber gemein, denn wie bei Falco gehen ja auch bei euch die Meinungen stark auseinander. Man liebt oder hasst euch. Was glaubst du, warum das so ist? 

Ich glaube, dass die Menschen allen Dingen gegenüber zwiegespalten sind, die in die Öffentlichkeit treten. Ich meine, schau es dir mal bei Facebook oder so an. Man liebt oder hasst diese Dinge, diese Leute oder Projekte und ich denke, je größer etwas wird, desto mehr Gefühle provoziert es und desto augenscheinlicher treten die Empfindungen von einzelnen hervor. Aber mich berührt das irgendwie nicht. Ich fühle mich ja grundsätzlich weder gehasst noch geliebt. Ich glaube, wenn ich mich von meinen Fans geliebt fühlen würde, dann wäre ich geistesgestört. Ich mein, meine Mama liebt mich und eine Hand voll Freunde und der Rest ist mir dann völlig Wurst.

WANDA NIENTE TOUR 2018

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