Der Satirische Magdebürger: Winterwunderland

Während ich diese Kolumne in kurzer Hose auf dem Balkon schreibe, stelle ich ein wenig überrascht fest, dass wir theoretisch noch Winter haben. Praktischerweise herrscht seit Ende November Frühling und weil die meisten Vögel mittlerweile zu faul sind, noch in den Süden zu fliegen, zwitschern sie nicht ab, sondern hier. Die Straßencafés haben Tische aufgebaut und es gibt auch wieder mehr Raucher, weil sie nicht mehr draußen erfrieren müssen. Langsam beginne ich zu verstehen, warum Otto der Große bei der Wahl zwischen Magdeburg und Rom als Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches nicht Italien den Vorzug gegeben hat. Es ist dort einfach zu kalt.

Die Landschaft hier verwandelt sich in ein schwülfeuchtes Sumpfgebiet. Blühende Ökotope mit mediterranem Flair entstehen. In Dessau begann es mit dem sogenannten Fördermittelsumpf. Dahinter wollte Stendal nicht zurück bleiben, so das es mittlerweile schon als Palermo der Altmark bezeichnet wird. Da werden Stadtratswahlen verschoben und von dem Weinkeller in der Sparkasse dort, wollen wir gar nicht erst anfangen. Eine Hand wäscht die andere, und am Ende haben alle Dreck am Stecken. Jetzt muss die Wahl wiederholt werden und so bekommen auch andere die Möglichkeit, sich mal die Hände schmutzig zu machen. Mit Wolmirstedt haben wir direkt vor den Toren von Magdeburg auch ein schönes Beispiel für blühende Korruption. Da wird schon mal eine Turnhalle so teuer errichtet, dass jeder etwas von den Fördermitteln in die eigenen Taschen stecken kann. Das erregte sogar EU-weit Aufmerksamkeit. 

Aber was ist mit Magdeburg selber? Wir arbeiten daran. Irgendwann brauchen wir auch mal wieder eine neue Turnhalle. Und Wahlfälschung ist hier gar nicht notwendig, denn bei der OB-Wahl im März tritt niemand ernsthaft gegen unseren Don Lucchino Trümperanto an. Die CDU hat eine Sumpfblüte aus dem Harz aufgetrieben, die im Landtag von der Fraktion der LINKEN zu ihrer übergetreten ist, und auch die LINKE hat einen gefunden, der nicht rechtzeitig abgelehnt hat. In diesem Sinne: Wir haben ja die Wahl.

Ihr Magdebürger

Text: Lars Johansen
Illustrationen: Philipp Hubbe