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Die Seitwärtsbewegung

Die alte Saison trudelt aus, die neue wirft ihre Schatten voraus. Manager Schmedt zieht Bilanz und unterstreicht sein Konzept der Nachhaltigkeit.

Die letzten Hoffnungen auf die fortgesetzte Tour durch Europa in der Saison 2013/14 zerschlugen sich zuletzt in der 28:30-Niederlage bei Hannover-Burgdorf. Reine Makulatur dann die 26:29-Pleite im Ostduell bei den Berliner Füchsen. Während man das Saisonziel Platz 5 schon frühzeitig in der Spielzeit revidierte, erhoffte man sich noch, mit Platz 6 und ein wenig Schützenhilfe auf den Zug nach Europa aufzuspringen. Seit der letzten Woche nun die Gewissheit: In der GETEC-Arena wird in der kommenden Saison auf Vereinsebene nicht international gespielt werden. 

„Platz 5 war die logische Konsequenz“

Nachdem man in den letzten Jahren über die Platzierungen 11, 7 und 6 eine durchweg positive Entwicklung genommen hat, verteidigt Manager Marc-Henrik Schmedt das vor dieser Spielzeit ambitioniert aufgestellte Ziel: „Platz 5 war mit Blick auf die Entwicklung die logische Konsequenz.“ Dass diesen Ambitionen mit den allzu häufigen Verletzungen auf den Halbpositionen mehr als ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht wurde, muss man den Grün-Roten stets zugute halten. Unter diesen Bedingungen erscheint der momentane siebte Platz noch respektabel.

„Wir mussten unser knappes Budget auf die Halbpositionen verteilen. Eine vorzeitige Verpflichtung von Marko Bezjak, der im Sommer kommen wird, ist eben an den horrenden Ablösesummen der Slowenen gescheitert. Und dann kommt dazu, dass Philipp Weber, der aufgebaut werden sollte, sich zum zweiten Mal die Schulter bricht“, zählt Schmedt die personellen Faktoren auf, bei denen der SCM oftmals nur zweiter Sieger war. Für Schmedt ebenso beachtlich ist die nicht generell erwartete Leistungssteigerung der Konkurrenz: „Man darf ebenso nicht vergessen: Die anderen sind nicht schlechter geworden, wie man an der Entwicklung von Hannover-Burgdorf von Platz 13 auf 6 sieht.“

Bezahlen für die Erfolge der Vergangenheit

Als Seitwärtsbewegung bezeichnet Schmedt den aktuellen Zwischenschritt auf dem Weg zum großen Ziel, den SC Magdeburg wieder unter die Top 5 in der stärksten Liga der Welt zu bringen. Er, der zusammen mit einem SCM-Urgestein wie Steffen Stiebler in den den letzten Jahren auf der Geschäftsstelle einen rigorosen, manchmal schmerzhaften, aber stets gesunden Konsolidierungskurs fuhr, sieht das Aushängeschild des Handball-Ostens weiter auf dem Vormarsch: „Wir bezahlen eben noch heute für die Erfolge der Vergangenheit. Aber dieser Prozess hat Priorität. Und wenn das ein Jahr mehr dauern sollte, dann dauert es eben. Aber perspektivisch, da lasse ich mich nicht auf zwölf Monate festnageln, ist der Bereich der Top 5 natürlich unser Ziel.“ 

Planungssicherheit gibt bereits jetzt schon die Kaderplanung für die neue Spielzeit. Mit Marko Bezjak (Gorenje Velenje/Slowenien), Michael Haaß (FA Göppingen) und Dario Quenstedt (TuS Nettelstedt-Lübbecke) stehen die Neuzugänge für den kompletten Kader 2013/14 fest. Qualitativ ein Schritt nach vorne, wie der Manager unterstreicht: „Diese Veränderungen im Kader sind Teil eines Prozesses, der auch in den nächsten Jahren weitergehen wird, denn wir haben unsere Ziele, die wir erreichen wollen. Wenn verletzungstechnisch etwas passieren sollte, müssen wir aber auch die Fähigkeit haben, unterjährig zu agieren und dürfen uns nicht aller verfügbaren Manövriermasse berauben.“ 

Speziell die Personalie Dario Quenstedt, der als Torhüter zu seinem Heimatverein zurückkehrt, dürfte Verein und Umfeld Freude bereiten. In der manchmal etwas leidigen Diskussion um die Abgabe von talentierten Junioren zur Sammlung von Spielpraxis, sieht Schmedt im Fall Quenstedt ein gutes Argument: „Letztendlich ist dies das beste Beispiel dafür, dass wir zu dem stehen, was wir sagen. Wir haben zu Dario gesagt, wenn du eine ordentliche Entwicklung nimmst, ist die Tür für dich immer offen. Zweitens ist es auch ein klarer Beleg dafür, dass die Entwicklung aus der A-Jugend direkt in die erste Mannschaft des SCM immer schwieriger werden wird. Wir werden damit leben wollen und müssen, dass Spieler einen Zwischenschritt machen, aber immer wieder die Möglichkeit haben, bei entsprechender Qualität zurückzukommen und in der ersten Mannschaft eingesetzt zu werden.“

Integration der Neuzugänge hat Priorität

Mit Bezjak, Haaß und Quenstedt holen sich die Elbestädter eine ganze Menge an Qualität ins Haus. Genug, um noch einmal ein ambitioniertes Ziel auszurufen? Diesbezüglich gibt Schmedt unumwunden zu, öffentlich in Zukunft leiser agieren zu wollen: 

„Wenn ich eins gelernt habe, ist es mit Sicherheit, dass wir uns zumindest öffentlich nicht mehr auf einen Tabellenplatz als Saisonziel einigen werden. Wir haben das mittelfristige Ziel, und das kann zwei oder drei Jahre dauern. Natürlich sind Haaß, Bezjak und Quenstedt Spieler, die entsprechende Qualität mitbringen. Aber es gilt erst einmal, die Neuzugänge einzubauen. Die funktionieren ja nicht von jetzt auf gleich. Sondern das Spielsystem, was über Jahre von Stian Tönnesen geführt worden ist, muss ja erst einmal auf Haaß und Bezjak übertragen werden. Dies wird sicherlich eine gewisse Anlaufzeit brauchen.“

Der wohltuend nüchterne Zwischenschritt, den der SCM in dieser Saison gegangen ist –  zusammen mit dem Nachhaltigkeitskonzept auf der Geschäftsstelle und der Entwicklung des Teams – lässt einen mit Spannung auf das warten, was da in näherer Zukunft noch so kommen mag. 

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