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Der Dingweg in Buckau

Buckau ist der Stadtteil in Magdeburg, der sich momentan wohl am stärksten im Wandel befindet. Das kulturelle Leben hat hier einen Rückzugsort gefunden, um kreative Projekte zu realisieren. Der DINGWEG][Buckau ist eines davon.

Magdeburg ist eine der Modellstädte des ExWoSt-Programms „Kooperation konkret“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. In mittlerweile sechs deutschen Städten werden verschiedene Projekte realisiert, die die Wahrnehmung der Menschen über die Stadt und ausgewählte Bezirke prägen und damit auch verändern sollen.  

Modellstadt Magdeburg 

Das Stadtplanungsamt Magdeburg hat 2010 die Gelder für eine Realisierung solcher Projekte beantragt. Buckau wurde als Ort der Veränderung ausgewählt, gibt es hier doch bereits seit einigen Jahren Bestrebungen der Künstler- und Kulturszene dem Stadtteil ein neues Gesicht zu verleihen. Nach der Bewilligung der finanziellen Mittel wurden die ersten Ideen verwirklicht: eine Mehrzwecksporthalle neben der Erich-Kästner Förderschule für lernbehinderte Kinder und Jugendliche sowie die Begründung eines Kunstgewerbehofs für Künstler und Kreative. Als Ort des kulturellen und sportlichen Miteinanders wurde das Gelände der Werk4 GmbH und Co. KG gewählt. Der dritte Schritt umfasst schließlich die Realisierung von temporären künstlerischen Projekten

Temporäre Kunstprojekte 

Wissenschaftliche Mitarbeiter des Studiengangs Cultural Engineering der Otto-von-Guericke-Universität brachten in ihrer Rolle als Kulturmanager unter der Leitung von Prof. Dr. Renate Girmes ihre Ideen in den Prozess aktiv mit ein und riefen den DINGWEG][Buckau ins Leben. Die erste Etappe bei der Verwirklichung dieses Dingwegs war die Neugestaltung von Fenstern und Fassaden in verlassenen Wohn- und Gewerberäumen. Mit Farben, Kunst und Schriftzügen sind so in ganz Buckau Fixpunkte entstanden, die die Blicke der Menschen auf sich ziehen und zum Nachdenken anregen sollen.

Figurensäulen als zweite Etappe

Die zweite Etappe wurde erst vor einigen Wochen fertig gestellt. Elf Figurensäulen stehen an zentralen Orten in Buckau, wie dem Thiemplatz, Engpass, Bahnhof und Co. Die Auswahl der Standpunkte für die Säulen ist dabei keineswegs willkürlich erfolgt. „Wir haben Orte augesucht, die markant sind, einem großen Wandel unterliegen oder zu Unrecht vernachlässigt werden. Leblose Räume stechen oft heraus. Für uns war die Frage interessant: Wie kann ich einem stummen, unbeachteten oder verkannten Ort wieder eine Stimme verleihen und ihn so in seiner atmosphärischen Kraft beleben? Den Menschen soll es möglich sein, den Stadtteil besser zu lesen“, erklärt Dr. Sandra Maria Geschke, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Otto-von-Guericke-Universität. Den ausgewählten Plätzen wurde aufgrund ihrer Wirkung jeweils ein Charakter zugeordnet. „Es geht darum, sich zu vergegenwärtigen, was man empfindet, wenn man sich an diesen Orten befindet. Dabei sollen sowohl entfaltungsförderliche, als auch potenziell hemmende Aspekte beleuchtet werden“, beschreibt Sandra Maria Geschke die Herangehensweise bei der Zuordnung der Charaktere

Das Puppentheater als Kooperationspartner

Die erfolgte Charakterisierung des Raums sollte anschließend mit dem Medium der Fotografie visualisiert werden. Das Puppentheater Magdeburg, das sich ebenfalls in Buckau befindet, konnte als Kooperationspartner gewonnen werden. Puppen, die dem individuellen Charakter der Plätze in Buckau vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Raumanalysen entsprechen, wurden ausgewählt und fotografiert. Die großflächigen Fotografien zieren nun Säulen, die überall in Buckau zu finden sind. „Lokale Künstler haben passende Texte verfasst, die den Eindruck des Ortes zusätzlich hervorheben sollen“, sagt Eric Fischer, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Guericke-Universität. „Es wäre schön, wenn daraus noch weitere Anschlusskommunikationen entstehen.“

Die eigenen Routinen hinterfragen

Diese Anschlusskommunikation soll beispielsweise auf der Internetplattform des Projekts erfolgen. „Wir würden uns darüber freuen, wenn die Menschen auf die Figurensäulen aufmerksam werden und sich mit ihnen auseinandersetzen. Auch wenn die Betrachter anderer Meinung sind, hören wir das sehr gern“, betont Eric Fischer. „Am besten wäre es, wenn wir die Menschen dazu bringen könnten, die eigenen raumbezogenen Denkweisen und Routinen bewusster zu erleben und gegebenenfalls auch zu hinterfragen“, ergänzt Sandra Maria Geschke. 

Es lohnt sich also mit offenen Augen durch Buckau zu gehen und sich die Zeit zu nehmen, stehen zu bleiben und die verschiedenen Kunstwerke in Ruhe zu betrachten. Alle Informationen zu den Standorten und Botschaften der Säulen und die Möglichkeit zum Austausch bekommt ihr hier.

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