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Dramatisches Pokalfinale: FCM holt den Pott

Es war anfangs schleppend, dann spannend, letztendlich hochdramatisch: Das 23. Landespokalfinale am gestrigen Freitagabend in der MDCC-Arena vor über 13.000 Zuschauern zwischen dem 1. FC Magdeburg und Germania Halberstadt war in den entscheidenden Phasen nichts für schwache Nerven. Wer sich doch traute hinzuschauen, sah einen fußballerisch denkwürdigen Abend.

Es war anfangs schleppend, dann spannend, letztendlich hochdramatisch: Das 23. Landespokalfinale am gestrigen Freitagabend in der MDCC-Arena vor über 13.000 Zuschauern zwischen dem 1. FC Magdeburg und Germania Halberstadt war in den entscheidenden Phasen nichts für schwache Nerven. Wer sich doch traute hinzuschauen, sah einen fußballerisch denkwürdigen Abend.

Auf dem Höhepunkt eines dramatischen Spiels rutscht Florian Beil auf Knien einer ekstatisch jubelnden Menschenmenge entgegen. FCM-Präsidiumsmitglied Mario Kallnik empfängt seinen Stürmer als erster, die Arme weit ausgestreckt, dahinter folgt Zeugwart Heiko Horner, die Blicke aller Beteiligten schwanken zwischen großer Erleichterung und unbändigem Kampfeswillen. Die Zuschauer schauen auf die Stadionleinwand und es läuft die 90. Spielminute. Beils Tor war nicht der Siegtreffer im Pokalfinale gegen Germania Halberstadt, sondern das 1:1 und zugleich Ticket in die Verlängerung. Ein denkwürdiger Pokalabend strebt seinem Ende entgegen beim Drama in fünf Akten.

1. Akt: Zwischen Verzögerung, Abwarten und Taktik

Der strömende Regenguss und der baustellenbedingte Stau in der Innenstadt verzögern den Anpfiff um eine halbe Stunde. 19 Uhr soll nun angepfiffen werden, damit alle Zuschauer pünktlich in der MDCC-Arena das Finale erleben können. Letztendlich werden sich knapp 13.300 Zuschauer in Magdeburg einfinden, darunter etwa 500 Gäste aus Halberstadt. Beide Fanlager ebnen ihren Teams mit einer Choreografie den Weg auf den Rasen. Die Vorharzer meinen es sei „Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben“, während sich die Blöcke 3 bis 5 auf Magdeburger Seite in einen blau-weißen FCM-Schriftzug verwandeln, der von Pyrotechnik untermalt wird.

Personell überraschen die Halberstädter mit dem Verzicht auf Stamm-Innenverteidiger Christopher Handke, dessen wohl baldiger Wechsel zum 1. FCM einen Tag zuvor durch die Presse geisterte. Halberstadt nahm seinen Spieler damit wohl vorzeitig aus der Schusslinie. Spielerisch merkt man beiden Teams die psychische Drucksituation vor dem Höhepunkt der Saison an. Zudem tut der nasse Rasen sein Übriges und lässt wenig Spielfluss aufkommen. Der FCM kontrolliert das Spielgeschehen, während die Halberstädter tief in der Defensive stehen und auf Konter lauern. Beide Flügel des FCM kann die Germania allerdings selten kontrollieren, was Blau-Weiß allerdings nicht zu nutzen weiß. Reinhard und Beck kommen sporadisch zu Gelegenheiten, die aber kaum Gefahr ausstrahlen. Auf der Gegenseite hält die blau-weiße Fangemeinde nach einer knappen halben Stunde den Atem an, als Florian Büchler im Strafraum zu Fall kommt. Der an diesem Abend allerdings angenehm unauffällige Schiedsrichter Stefan Sauerzweig erkannte auf Schwalbe und Gelbe Karte. Nach 45 Minuten geht es mit einem 0:0 in die Kabine.

2. Akt: Der FCM drängt auf die Entscheidung

Magdeburgs Trainer Andreas Petersen wechselt in der 62. Minute seinen Trumpf Patrick Bärje ein. Der rechte Mittelfeldspieler der Elbestädter spielt ab sofort Katz und Maus mit der Germania-Defensive, die den gebürtigen Bremer fortan nicht mehr in den Griff bekommt. Doch die Gelegenheiten für den FCM, die sich mit der Belebung durch Bärje häufen, können Reinhard, Friebertshäuser und Beck mehrfach nicht nutzen. Ab der 80. Minute versuchen es auch noch einmal die Halberstädter mit Vorstößen auf den Kasten von Mathias Tischer, doch mehr als nur ein Raunen ihrer mitgereisten Fans können Krontiris und Eckermann ihren Anhängern nicht entlocken. Alles scheint auf eine Verlängerung beim 23. Pokalfinale des Landes Sachsen-Anhalt hinauszulaufen.

3. Akt: Wie Phönix aus der Asche – 120 Sekunden Fußball-Dramatik!

Dass Maik Georgi auf Seiten der Halberstädter ein Mann ist, der die 100 Meter unter 11 Sekunden laufen kann, wusste man in Magdeburg im Vorfeld nur allzu gut. Schließlich spielte der gebürtige Sachse bis zum Vorjahr noch auf Seiten der Blau-Weißen. In der 87. Spielminute fasst sich Maik Georgi also ein Herz, läuft parallel zum FCM-Strafraum zwei Abwehrspielern davon und vollendet mit einem satten Linksschuss ins untere Eck. 0:1 – Germania stellt den Spielverlauf auf den Kopf und hinterlässt bei Fans und Spielern in Blau-Weiß lähmendes Entsetzen. Sollte sich allen Ernstes die Binsenweisheit mit den vergebenen Torchancen tatsächlich im wichtigsten Spiel des Jahres bewahrheiten? Der kleine Tross im Gästeblock jubiliert frenetisch, die Ersatzbank samt Trainerstab rennt auf den Rasen, herzt den potentiellen „Mann des Spiels“, Maik Georgi.

Was also tun aus FCM-Sicht? Einen weiteren Stürmer bringen? Gesagt, getan: Coach Petersen bringt den wiedergenesenen Maik Koschwitz und löst die Vierer-Abwehrkette auf. Alles oder nichts, und noch sind 120 Sekunden auf der Uhr, zwei Minuten, um die Verlängerung zu erzwingen. In der 90. Minute gelangt ein weiter Ball in den Germania-Strafraum, den Marius Sowislo mit einem Schuss vollenden will, doch die Halberstädter Defensive steht nun dicht gestaffelt und blockt den Versuch des Mittelfeld-Akteurs ab. Mit dem Mute der Verzweiflung stürmt Florian Beil dann in den Strafraum und findet zur Überraschung aller Beteiligten eine Lücke zwischen Abwehrbein und Torhüter. 1:1 – und das Spiel hat seinen eingangs geschilderten, dramatischen Höhepunkt. Der Showdown kann weitergehen. Der Schiedsrichter bittet zur Verlängerung und das Stadion tobt.

4. Akt: Magdeburg läuft Germania davon

Was auch immer der oft zitierte, psychologisch wichtige Zeitpunkt sein soll – der FCM scheint ihn in diesem Spiel gefunden zu haben. Ab der 91. Minute spielt nur noch Blau-Weiß, Germania schwinden die Kräfte. Vor allem die agilen Flügel Reinhard und Bärje halten das Tempo hoch und lassen Halberstadt keine Luft zum Atmen. Beil, Beck und Koschwitz lassen allerdings beste Chancen liegen, Beil leistet sich gar den Luxus einen Elfmeter nach Foul an Beck links daneben zu schießen. Doch wieder sollte Magdeburg die letzte Minute ausnutzen. Als der Schiedsrichter in der 105. Minute auf die Uhr schaut, lässt er den letzten Angriff der ersten Hälfte der Verlängerung noch laufen. Kapitän Marco Kurth spielt auf den freien Christopher Reinhard, dessen Flanke perfekt auf den Kopf von Marius Sowislo passt, der zum 2:1 trifft. Magdeburg begibt sich auf die Siegerstraße.

5. Akt: Entscheidung, Eskalation, Ekstase

Magdeburg macht auch ab der 106. Minute dort weiter, wo sie aufgehört haben. Sie überrennen die Defensive des Regionalliga-Neunten, die mittlerweile entkräftet ist. Bezeichnend das vorentscheidende 3:1: In einem Laufduell zwischen Beck und Georgi zieht sich der Torschütze der Germanen einen Krampf zu. Beck, ganz unverkrampft, zieht in den Strafraum, passt auf Florian Beil, der zum viel umjubelten 3:1 einnetzt. Die restlichen Minuten bis zum Schlusspfiff spielen die Elbestädter souverän herunter. Mit dem Abpfiff gehen nicht nur die Emotionen, sondern auch einige Fans durch. Wollen die ersten Platzstürmer friedlich mit der Mannschaft feiern, woran sie teils heftig von der heranstürmenden Polizei gehindert werden, laufen circa 30 Chaoten Richtung Gästeblock und provozieren sowie verletzen einen Germania-Anhänger schwer. Ein bitterer Wermutstropfen eines ansonsten spektakulären Pokalfinales.

Abseits der unwürdigen Szenen zwischen Randalierern, Gästefans und Polizei feiert die Mannschaft mit dem Großteil der blau-weißen Anhänger den neunten Landespokal-Triumph. Als Kapitän Marco Kurth den Cup in den Abendhimmel reckt, versüßen sich die Schützlinge von Andreas Petersen eine gute Regionalliga-Saison mit dem Ticket für den DFB-Pokal 2013/14. Und während einige Fans auf dem Rasen schon von einem großen Los im nationalen Pokalwettbewerb träumen, startet das Team des 1. FC Magdeburg in den Party-Marathon einer langen Nacht. 

Ende

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