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Ernüchterndes 2:2 gegen die U23 von Cottbus

Wir können uns für Komplimente nix kaufen“, bilanzierte FCM-Trainer Andreas Petersen nach dem 2:2 (2:0) und einem phasenweise intensiven Spiel gegen die zweite Mannschaft vom FC Energie Cottbus. Die knapp 4.300 Zuschauer hätten sich bei diesen Worten an die Leistung vom letzten Heimspiel gegen RB Leipzig erinnern können, als der Club sich für eine gute […]

Wir können uns für Komplimente nix kaufen“, bilanzierte FCM-Trainer Andreas Petersen nach dem 2:2 (2:0) und einem phasenweise intensiven Spiel gegen die zweite Mannschaft vom FC Energie Cottbus. Die knapp 4.300 Zuschauer hätten sich bei diesen Worten an die Leistung vom letzten Heimspiel gegen RB Leipzig erinnern können, als der Club sich für eine gute Leistung nicht belohnen konnte. Gäste-Trainer Miriuta stimmte in diesen Tenor nach dem Spiel sogleich mit ein: „Ich habe heute nach RB Leipzig die beste Mannschaft der Regionalliga gesehen.“ Einziger Unterschied beim Heimspiel gegen die Spreestädter: Die Petersen-Schützlinge waren klarer Favorit. Und so traten sie von der ersten Minute an auch auf.
Petersen veränderte das Team vom 3:0-Auswärtserfolg in Rathenow nicht, bot somit auch wieder Michél Harrer als Mittelstürmer für Dawid Krieger auf. Bei den Gästen stach vor allem Alexander Ludwig als namhafter Spieler aus der Zweitliga-Mannschaft des FCE hervor. Dennoch sah man das ansonsten sehr junge Team von Ex-Profi Vasile Miriuta vom Start weg in der Defensive. Der Ultra-Block stimmte die Mannschaft mit dem Banner „Vom gleichen Blut, vom gleichen Schlag – wie einst die Männer vom Thälmannwerk“ auf einen stimmungsvollen Abend ein. Doch sollte es gemäß diesem Banner auch ein Flutlichtspiel sein, in dem das schnörkellose Spiel über die Kreativität siegte? Mitnichten!
Der FCM trumpfte dominant auf. Bereits in der 7. Minute brachte Innenverteidiger Felix Schiller mit seinem dritten Saisontor die Blau-Weißen in Front, nachdem Philipp Blume die erste Gelegenheit noch nicht verwerten konnte. Mit der Führung im Rücken erarbeitete sich der 1. FCM weitere große Möglichkeiten, bei denen sich die Zuschauer die Haare rauften, da der Tabellenvierte zum Teil Hochkaräter fahrlässig vergab. Bei strömendem Regen verpassten Friebertshäuser (Abseitstor), Kurth, Beil, Burdenski und mehrmals Harrer im Minutentakt, die Führung weiter auszubauen. Cottbus kam in der Anfangsphase lediglich durch Alexander Ludwig einmal gefährlich im Strafraum zum Abschluss, doch FCM-Keeper Tischer konnte parieren.

Und wie oftmals in den letzten Wochen kam es so, dass die Innenverteidiger den eigenen Stürmern zeigen mussten, wie denn das so mit dem Knipsen geht. In der 27. Minute erhöhte Tobias Friebertshäuser mit seinem vierten Saisontreffer nach einer Reinhard-Ecke auf 2:0. Alle Zuschauer, die im Vorfeld über einen harten, zähen Kampf spekulierten, sahen sich getäuscht. Der FCM zeigte ein schönes Kombinationsspiel, musste sich aber natürlich den Vorwurf gefallen lassen, im Abschluss grandios zu sündigen. Nach dem 2:0 kontrollierte der Club weiterhin das Spiel, hätte nach Chancen von Harrer, Burdenski und Friebertshäuser aber weitere Tore erzielen können. Den Gästen fiel bis auf zwei Distanzschüsse, die sicher in den Armen von Tischer landeten, bis zur Pause nicht viel ein. Zum Pausenpfiff betrug die Chancenbilanz für den Club 12:3. Der Spielstand auf der Anzeigetafel machte den derzeit wohl größten Mangel der Blau-Weißen jedoch deutlich.

Cottbus-Trainer urteilte nach dem Spiel zur ersten Halbzeit: „Magdeburg hätte mit drei oder vier Toren führen müssen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir großes Glück gehabt.“ In die zweite Halbzeit startete der Gastgeber zwar verhaltener als in die erste, drückte der Partie aber trotzdem seinen Stempel auf. Viteritti hatte nach der ersten Viertelstunde zweimal die wohl vorzeitige Entscheidung verpasst. Nach einer Stunde dosierte der FCM das Tempo im Angriffsspiel, wechselte zudem Stürmer Dawid Krieger für den glücklosen Harrer ein.

 
Fotos: Mathias Sichting

Der routinierte Alexander Ludwig wagte mit einem Distanzschuss Mitte der ersten Halbzeit dann so etwas, was ein Weckruf für sein Team sein sollte. Und in der Tat gelang nur eine Minute später dem agilen Außenstürmer Julian Guerts das 1:2 (67.), als er nach einer gelungenen Kombination über halbrechts Tischer überwinden konnte. Den bis dato souveränen FCM schien dieses Tor zu schocken. Das so routiniert und gepflegt wirkende Kombinationsspiel und die gleichzeitige Präsenz in den Zweikämpfen wich einer zunehmenden Lethargie. So auch in der 75. Minute als Alexander Ludwig bei FCM-Überzahl im eigenen Strafraum kaltschnäuzig reagierte und den dritten Abpraller zum 2:2 nutzen konnte. In der letzten Viertelstunde sahen die 4.283 Zuschauer in der MDCC-Arena dann ein Spiel auf Messers Schneide. So besaßen die Cottbuser zwei, drei Gelegenheiten, die sie mit viel Geschick gar zum Siegtreffer hätten vollenden können. Doch die Hochkaräter gehörten weiterhin dem Club. Die eingewechselten Krieger und Moslehe hätten die fanatischen Anhänger im Stadion zufrieden stellen können. Doch die magere Chancenverwertung sollte sich auch in den Schlussminuten nicht mehr umkehren.

„Das Gefühl nach solch einer Partie kann man nicht beschreiben“, urteilte ein sichtlich enttäuschter Andreas Petersen nach dem Spiel, während sein Gegenüber Miriuta deutlich erleichtert schien: „Ich bin sehr zufrieden mit dem einen Punkt, in der zweiten Halbzeit waren wir fast gleichwertig.“ Petersen hatte mit einigen Fußball-Weisheiten wohlwollendes Nicken im Presseraum nach den 90 Minuten auf seiner Seite: „Wer soviel wie wir liegen lässt, wird bestraft. Wir sind heute in Schönheit gestorben. Wir haben einen Gegner, der beerdigt wurde, wieder belebt.“ Für den wohl treffendsten Satz sorgte er im Wissen um die phasenweise spielerische Brillianz seines Teams mit einem lachenden und weinenden Auge: „Wir haben heute die schönste Frau der Disko abbekommen, aber wir haben sie allein nach Hause gehen lassen!“ Es bleibt zu hoffen, dass der Club die Braut beim nächsten Heimspiel gegen Halberstadt auch mit nach Hause nimmt.

Weiterführende Links

Zur Galerie www.fc-magdeburg.de

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