Klagelieder

Das Affenhaus im Zoo ist ja mittlerweile zu einem Tropenhaus ohne Affen mutiert, weil ein Anwohner sich vom Lärm, der entstehen könnte, schon im Vorfeld gestört fühlen will. Also hat er geklagt …

Das Affenhaus im Zoo ist ja mittlerweile zu einem Tropenhaus ohne Affen mutiert, weil ein Anwohner sich vom Lärm, der entstehen könnte, schon  im Vorfeld gestört fühlen will. Also hat er geklagt. Natürlich! Man zieht ja auch direkt neben den Zoo, um keine Affen zu hören. Wo er schon mal dabei ist, klagt er jetzt auch gegen das Tropenhaus, weil der Zoo dann mehr Besucher haben könnte, und die würden mindestens so viel Lärm machen wie die Affen.

Ich bin sicher, er würde auch gegen den Bau einer Lärmschutzwand klagen, denn der beim Bau entstehende Lärm ist lauter als der ganze möglicherweise zukünftig entstehende Krach, vor dem diese Wand schützen soll. Anwälte und Gerichte haben so gut zu tun, und die Affen dürfen weiter in ihrem alten Haus, das eigentlich nur ein Notbehelf ist, vor sich hin vegetieren. Bis irgendwann ein Tierschützer dagegen klagt und die Affen abgeschafft werden müssen. Da man sie natürlich nicht töten darf und eine affenwürdige Behausung nicht möglich ist, werden sie möglicherweise in der Altmark ausgewildert, wo sie auf den eigentlich für Fledermäuse vorgesehenen Brücken über die A14 herum toben.

Diese Autobahn, Sie ahnen es vermutlich schon, darf jetzt ja auch erstmal nicht weiter gebaut werden, weil dagegen geklagt wurde. Wenn sie dann endlich doch gebaut wird, dann kostet sie sicherlich doppelt so viel, weil die neuen Affenbrücken natürlich mit einer DIN-Norm versehen werden müssen, die von einer Kommission in jahrelanger Arbeit erarbeitet wird, bis jemand gegen die nicht artgerechte Auswilderung der Affen klagt, welche sich so explosionsartig vermehren, dass sie den Bau des Berliner Flughafens bedrohen. In dem, auch begünstigt durch die Klimaveränderung, neu entstandenen Dschungelgebiet, dem ehemaligen Land Brandenburg, tummeln sich nun Wölfe, Luchse, Affen und ein paar verwilderte Ureinwohner, die den rechtzeitigen Absprung nicht geschafft haben und unter Naturschutz gestellt werden. Sie bekommen zwar keine Arbeit, dürfen aber von Touristen gefüttert werden, wenn sie Kunststückchen aufführen. Die übrigen Zootiere werden auch ausgewildert und die Erben des inzwischen längst verstorbenen Klägers neben dem ehemaligen Zoo haben endlich Ruhe. Wenn da nicht der Tunnel am Hauptbahnhof wäre, der nach vielen Klagen jetzt direkt dort aus der Erde kommen soll. Aber dagegen kann man ja …

In diesem Sinne: Es wäre alles einfacher, wenn wir, statt die ganzen Universitäten zu schließen, in den juristischen Fakultäten beginnen würden.

Ihr Magdebürger

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