Möllring und der böse Wolf

In seiner monatlichen Kolumne bei urbanite beschreibt Kabarettist Lars Johansen das Stadtgeschehen als satirischer Magdebürger.

Es war einmal ein Land, das so gesichtslos war, dass es von allen nur das Land der Frühaufsteher genannt wurde. In diesem Land gab es ganz viele Erinnerungen an vergangene große Zeiten und ganz viel Landschaft. Das einzige, was da noch störte, waren die Städte, denn da lebten immer noch Menschen. Und es waren nicht nur nette Menschen, denn die Landeshauptstadt Magdeburg wurde auch als Hauptstadt der Ladendiebe bezeichnet. Kein Wunder, schließlich gab es dort sehr viel mehr Einkaufsfläche pro Einwohner, als die Kunden bewältigen können. Da muss dann eben auch mal ohne Bezahlung etwas mitgenommen werden, denn das Geld reichte nun mal hinten und vorne nicht. Schließlich war es ja auch das Land der Einsparer. Sankt Bullerjahn war dort zum Schutzheiligen der Massivsparer ernannt worden und an seiner Seite trat auch immer öfter der Wissen- und Wirtschaftsminister als das Magdeburger Sparwunder auf. 50 Mio. € sollte er bei den Hochschulen des Landes einsparen. Und das tat er denn auch, denn er tat immer alles, was er tun sollte, da er selber nichts wusste, konnte oder wollte. Aber kaum erfuhr die Öffentlichkeit davon, wollte er nichts davon wissen und faselte etwas von geklauten Papieren. Natürlich, in der Stadt der Ladendiebe wurde wohl ausgerechnet sein Ministerium nicht davon verschont. Da klauten die eigenen Mitarbeiter wie die Raben. Aber nicht Geld und Gut, sondern Akten, von denen er nichts wissen wollte. Aber eigentlich waren es ja nur die Papiere, die er selbst in Auftrag gegeben hatte. Da sollten dann genau die Hochschulen geschlossen werden, die noch vor ein paar Jahren aufwändig saniert worden waren. Denn in jenen Jahren war ja noch das Geld da, das jetzt fehlte, weil man es damals ausgegeben hatte. Vielleicht hatten alle auch nur Angst davor, dass die Wolff zurückkommen würde. Der Wolf kam ja schon zurück. Immer mehr davon gab es in Sachsen-Anhalt. Als hätten sie gerochen, dass es hier immer weniger Menschen gab. Und wenn die Hochschulen erst einmal dicht wären, dann würden auch noch die letzten jungen Menschen weg sein. Das ärgerte die Wölfe, denn die wollten nicht nur das alte welke Fleisch der Großmutter, sondern auch das zarte junge von Rotkäppchen. Und das war der geheime Plan von Möllring. Die Alten wegfressen zu lassen, um so den demografischen Wandel zu umgehen und dann hoffen, dass die Wölfe auch abhauen, wenn diese endlich merken, dass es nichts Junges Knuspriges mehr gibt. Denn dann ist dieses Land leer.
In diesem Sinne: Wenn sie nicht gestorben sind, dann sparen sie noch heute.

Ihr Magdebürger

Lars Johansen

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