Sanierungsverein „Ravelin 2“

Magdeburg und seine Architektur blicken auf eine lange Historie zurück. Nun sollen Teile der ehemaligen Festungsanlagen wieder einen neuen Nutzen erhalten.

Die Geschichte der Festung Magdeburg ist ein bedeutender Teil der Stadtgeschichte. Viele Festungsanlagen sind erhalten geblieben. Das „Ravelin 2“ westlich der Maybachstraße ist ein Teil davon. Ende Juni haben 17 Magdeburger einen Verein gegründet, um es zu sanieren und für Kultur und Tourismus nutzbar zu machen.

Dieser Standort soll ein Mittelpunkt des Festungstourismus in Magdeburg werden: Der Sanierungsverein „Ravelin 2“ will dort seinen Sitz einrichten. Eine Dauerausstellung zur Festungs- und Garnisonsgeschichte soll in Ergänzung zum Kulturhistorischen Museum ihren festen Platz finden. Führungen könnten am Festungsgraben beginnen, Treffen mit anderen Festungsvereinen zum Erfahrungsaustausch, aber auch Theater, Konzerte oder Candle Light Dinner wären denkbar. Die Ideen zur Nutzung sprudeln nur so.

Festungsanlagen haben großes Potenzial

„Dies ist eine Nische für den  Stadttourismus“, meint Vereinsvorsitzender Rüdiger Stefanek. „Wir wissen das von befreundeten Vereinen. Festungen in anderen deutschen Städten, aber auch in Polen und Tschechien sind da Vorbild. Dort ist man mit der Rekonstruktion von Festungswerken viel weiter als hier. Sie haben ganz tolle Schmuckstücke und dort ist immer riesig was los.“ Für Magdeburg liefern die 140 Jahre alten Festungsanlagen ein riesiges Potenzial, ist Stefanek sichtlich überzeugt. Immerhin war Magdeburg geraume Zeit die größte preußische Festung. Viele Festungsanlagen sind noch gut erhalten. Das ist im Vergleich zu anderen Städten keine Selbstverständlichkeit. „Der militärische Status der Festung endete 1912, also deutlich vor dem Ersten Weltkrieg. Damit hatte sie keine unmittelbare militärische Bedeutung für die Verteidigung. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass wir überhaupt noch Festungsanlagen haben, denn nach dem Ersten Weltkrieg gab es durch den Versailler Vertrag strikte Sanktionen gegen alles Militärische. In vielen Städten, wie beispielsweise Köln, wurde aus diesem Grund fast die gesamte Festung abgerissen“, erklärt Stefanek.

Gelder werden für die Sanierung benötigt

Doch bis alle Ziele des Vereins erreicht sind, ist es ein langer Weg. Dessen ist sich auch Stefanek bewusst. „Wir sind zwar ‚Verrückte‘, die sich dieser Anlage verschrieben haben, aber keine Spinner.“ Er schätzt, dass die vollständige Rekonstruktion zehn bis 20 Jahre dauern wird. Fünf bis sechs Millionen Euro wären dafür nötig. Mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen sollen laufende Arbeiten, wie die Pflege der Grünanlagen oder die Sicherung des Geländes, finanziert werden. Er hofft, dass der Verein lokale Firmen für die Sanierung von Fenstern und Mauerwerk gewinnen kann. Auch die Klappbrücke über den Festungsgraben soll neu gebaut werden. Größere Summen könnten aus verschiedenen öffentlichen Fördertöpfen gewonnen werden.

Stefanek freut sich, dass es in der Stadtpolitik eine breite Unterstützung gibt: „Die Politik ist auf unserer Seite. Alle Fraktionen arbeiten mit uns zusammen. Als nächstes suchen wir Unterstützung in der Bevölkerung. Jeder kann mit einem kleinen Obolus das Projekt voranbringen“. Neue Mitglieder sind dabei sehr willkommen: „Wir haben auch junge Leute bei uns im Verein, die sich für die Stadtgeschichte engagieren. Das freut uns, denn es ist uns wichtig, dass wir nicht nur gesetztere Herren sind, die sich ihrem Hobby hingeben.“ Stefanek ist optimistisch, dass alle Ziele erreicht werden. Mut machen ihm Projekte in Ulm und Erfurt. „Ulm macht das schon seit 40 Jahren. Sie haben auch mal angefangen mit einer Anlage, die schon fast verfallen war. Für eine Stadtautobahn sollte sie abgerissen werden. Doch die Bevölkerung hat sich für deren Erhalt stark gemacht. Nahezu die ganze Festungsanlage blieb erhalten. Es ist dort hervorragend gelungen, sie in ein Konzept zu integrieren.“ Und mit der FestungMark gibt es schließlich ja auch schon ein Beispiel für eine Erfolgsgeschichte in Magdeburg. 

Infos: Kontakt: 0391/72 72 66 95 oder Bitte aktivieren Sie JavaScript um diese E-Mail-Adresse anzuzeigen.

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