Die Klosterbergestraße Magdeburg

Für unseren Straßencheck begeben wir uns monatlich auf Entdeckungstour durch die Magdeburger Straßen. Im Februar waren wir in der Klosterbergestraße unterwegs.

Nachdem Verfall, Leerstand und Tristesse jahrelang Buckau dominierten, gehört der Stadtteil jetzt zu den aufstrebendsten Ecken unserer Stadt. Viele junge Menschen und allerlei kreative Köpfe finden hier die passende Umgebung für ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Eine der Straßen in Buckau, die inzwischen wohl am deutlichsten von der Kreativität bestimmt wird, ist die Klosterbergestraße, in die wir euch nun mitnehmen möchten. 

Die Künstler der Straße

Wirft man einen Blick durch die Fensterscheiben der Hausnummer 26, kann man nur erahnen, wie farbenfroh es im Inneren zugeht. Die Wände des kleinen Raums zieren die Gemälde der Künstlerin MoniLisa. Ihre aktuelle Ausstellung ist bis zum 26.02.2015 im Volksbad Buckau zu sehen und gehört zu den bisher persönlichsten Arbeiten der 50-jährigen. Auf zwölf Selbstporträts gibt sie unter dem Titel „Zeitsplitter“ wichtige Phasen ihres Lebens preis. „Alte Fotografien dienten als Vorlage für die Porträts“, erklärt sie. Doch nicht nur die bunten Acrylbilder an den Wänden sind ein Abbild der Kreativität, auch die edlen Bücher, die fein aufgereiht in Monis Regal stehen, fallen auf. „Ich führe seit einigen Jahren ein Zeichentagebuch und halte darin fest, was mich beschäftigt“, sagt sie.

Der Austausch über das Leben und seine vielen Facetten steht auch bei der maschinistin im Vordergrund. Frauen unterschiedlichsten Alters treffen sich hier, um Tee zu trinken, Kekse zu naschen und natürlich auch, um kreativ zu sein. „Es gibt keinen vergleichbaren Laden in Magdeburg, der ein solches Angebot an naturbelassenen Garnen bietet“, sagt eine der Besucherinnen, die gerade emsig die Maschen auf ihrer Stricknadel zu einem Cardigan mit Zopfmuster verbindet. Dagmar Ehse heißt die Frau hinter der beeindruckenden Vielfalt an Knäulen und Spulen. Seit drei Jahren ist sie in der Klosterbergestraße als maschinistin bekannt. Die Handarbeit und der Ladenbetrieb sind nach wie vor ein Hobby der Grafikdesignerin. Zusammen mit dem Architekten Dirk Schäfer bildet sie eine Bürogemeinschaft. Dieser erstellt individuelle Regalsysteme unter dem Namen purista. „Meine Regale können individuell angefertigt werden. Ich bekomme inzwischen Anfragen aus ganz Deutschland“, erklärt er. Auch die bunten Wollknäule im Laden von Dagmar Ehse werden darin präsentiert.

Zwischen MoniLisas abstrakten Gemälden und den farbenfrohen Garnen der maschinistin, hat sich die Kunsthandwerkerin Luminiah ihr kleines Reich geschaffen. Von der Decke hängen außergewöhnliche Lampen; Ringe, Ohrschmuck sowie Ketten-Anhänger zieren die Vitrinen und individuelle Erinnerungsstücke entstehen hier in Handarbeit. Upcycling wird dabei großgeschrieben, denn neben der Gestaltung mit teurem Murano-Glas, bedient sich Janette Zieger auch aus dem, was nicht mehr gebraucht wird. So schwirren die „Funzelfliegen“ mit Körpern aus kaputten Glühbirnen von der Decke und aus geschmolzenem Altglas entsteht beispielsweise die „Bottle unArtig“, eine Schale im Flaschen-Design. „Es ist auch möglich, mir leere Flaschen zu bringen, die zu einem besonderem Anlass, wie Hochzeit oder Taufe getrunken wurden und ich fertige eine Schale daraus“, beschreibt die Glasdesignerin ihre Nähe zum Kunden. Besonders am Herzen liegen ihr auch die „Babysternschnuppen“, bunte Glassterne, auf denen die Geburtsdaten vermerkt werden. Aus Draht formt Luminiah den Namen des kleinen Erdenbürgers. „Ich schmelze das Glas am Geburtstag des Kindes und warte oft auf den Anruf der Eltern. Wenn das Baby nach Mitternacht geboren ist, reicht auch ein Anruf ab 8 Uhr“, sagt sie lachend.

Die kleine Straße kündigt mit mintgrünen Schildern weitere Hotspots der Kreativschaffenden an. So erwarten euch außerdem die Kreationen der Kunst-Therapeutin Lohmi, die aus Filz Broschen, Schmuck und sogar Kleidung fertigt. „Handarbeit wie Filzen eignet sich sehr gut, um miteinander ins Gespräch zu kommen“, erklärt Lohmi, die eigentlich Annett Lohmann heißt. Auch einen zentralen Treffpunkt haben die Künstler seit einigen Monaten gefunden. Die bunte Ladengalerie Konsortium wurde im September 2014 von Maren Pätzmann, ebenfalls Künstlerin, in der Klosterbergestraße eröffnet. Von Secondhand-Ware bis hin zu Arbeiten von lokalen Künstlern gibt es hier allerhand zu entdecken. Im Eingangsbereich könnt ihr die UV-Kunst des Bleistift Artists bewundern und auch die Skulpturen von Stefanie von Zweydorf-Kirn sind momentan zu sehen. Ihr Vorhaben, die Künstler in Magdeburg stärker für gemeinsame Projekte zu vernetzen, scheint geglückt.

Hier treffen wir auch Luminiah wieder, die uns lächelnd eine ihrer „Funzelfliegen“ in die Hand drückt. 

Schreibe einen Kommentar