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Studentenverbindung Corps Alemannia-Thuringia Magdeburg

Zu Besuch bei der Studentenverbindung Corps Alemannia-Thuringia: Beim Besuch erfahren wir mehr über die Traditionen und die Wertevorstellungen der jungen Männer.

Wem bei Studentenverbindungen griechische Buchstaben, skurrile Aufnahmerituale und skandalöse Filme aus den USA in den Sinn kommen, der ist damit sicher nicht allein. Auch in Magdeburg gibt es eine Studentenverbindung. urbanite-Redakteurin Lisa hat sich mit einigen Mitgliedern der Magdeburger Corps Alemannia-Thuringia getroffen und über Vorurteile gesprochen.

Tatsächlich bin ich vor dem Interview etwas nervös: Man weiß ja nicht, was für Schweigegelübde man ablegen muss, um in die Geheimnisse der Verbindung eingeweiht zu werden. Mein Puls hat sich allerdings schnell wieder beruhigt, als ich im Verbindungshaus am Editharing empfangen werde. Eine richtige kleine Kaffeerunde war im Gemeinschaftsraum für mich vorbereitet worden und gleich fünf der Corps – so nennen sich die Verbindungsbrüder – standen mir in dem traditionell eingerichteten Zimmer Rede und Antwort. In einem knautschigen Ledersessel und zwischen schweren, antiken Möbelstücken stellt sich sofort die Frage, wie wichtig Traditionen oder Rituale hier wirklich sind. „Rituale gibt es in dem Sinne nicht und so würden wir es auch nicht nennen, aber es gibt einfach gewisse Dinge, die von den Generationen weitergetragen werden und die wir so auch erhalten möchten“, sagt Patric, stellvertretender Vorsitzender des Dachvereins.

Zwischen Tradition und Moderne

Für den Interviewtermin tragen alle die Verbindungsfarben in Form einer Scherpe: „Das ist selbstverständlich, schließlich präsentieren wir uns so als Gruppe der Öffentlichkeit und es macht uns auch stolz ein Teil davon zu sein“, meint Verbindungskassenwart Björn. Diesen Stolz trägt man scheinbar auch ein Leben lang mit sich, wenn man eines der verschiedenen Prinzipien der Verbindung beachtet. Das Lebensbundprinzip mag die Vorstellungskraft im ersten Moment auf sektenähnliches Terrain lenken, kommt im Gespräch tatsächlich aber einfach nur sympathisch rüber. „Wir sind alle gute Freunde, sonst würde das auch gar nicht funktionieren, da wir viel Zeit miteinander verbringen. Danach wählen wir auch demokratisch neue Mitglieder. Die Chemie muss stimmen“, erklärt Consenior (Vize-Senior) Anselm. Also keine seltsamen Prüfungen, um aufgenommen zu werden, und zu meinem Erstaunen muss man auch nicht einmal Mitglied sein, um im Verbindungshaus zu wohnen. So kamen manche Mitglieder überhaupt erst über einfache Wohnungsgesuche zu den Corps.

Im Vordergrund steht die gegenseitige Motivation zum erfolgreichen Studienabschluss und trotzdem Spaß an der Gemeinschaft. Warum dann aber an altmodischem Mobiliar und Traditionen wie der Mensur – dem Verbindungsfechten, was jeder Corp mitmachen muss – oder gar der reinen Männeraufstellung festhalten? „Finanziert wird das Haus von Alt-Mitgliedern und die Möbel sind teilweise wertvolle Erbstücke aus vergangenen Verbindungszeiten“, erfahre ich von Björn. „Die Mensur ist etwas, das uns als Gruppe sogar noch mehr zusammenschweißt, wir trainieren mindestens einmal die Woche alle zusammen. „Wir lernen hier Disziplin und das frühe Übernehmen von Verantwortung, das ist super“, erzählt Senior (Vorsitzender) Markus. „Und gegen die Damenwelt haben wir natürlich nichts. Die Verbindungen entstanden eben in einer ganz anderen Zeit und bei aktuellen Eingliederungsversuchen führten tatsächlich immer wieder Beziehungsdramen innerhalb der Verbindung zum Abbruch des Versuchs“, stellt Patric klar. Ganz zeitgemäße Probleme also in so einer Verbindung! 

Infos: www.alemannia-thuringia.de

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