Teesy im Interview

Unser Kandidat für den Bundesvision Song Contest holte überraschend den dritten Platz. Nun geht er mit „Glücksrezepte“ auf Tour. Wir trafen Teesy zum Interview.

Ganz überraschend war er auf einmal da: Unser Kandidat für den Bundesvision Song Contest erreichte den dritten Platz, aber kaum jemand hatte in Magdeburg je von ihm gehört. Damit will Teesy nun aufräumen und bringt am 04.02.2015 seine souligen Songs in die FestungMark. Wir trafen den Magdeburger Sportstudenten Toni Mudrack zum Interview. 

Toni, bist du inzwischen in Magdeburg angekommen? Wie gefällt dir das Studentenleben hier?

Seit dem BuViSoCo ist viel passiert. Es war im Endeffekt so viel los, dass ich nicht angefangen habe zu studieren, sondern mich erstmal aufs Musikmachen konzentrieren wollte. Ich wohne aber trotzdem in Magdeburg und finde es richtig schön. In den letzten Monaten war aber wenig Zeit, zu Haus zu sein, weil ich mit Cro auf Tour war und einige Sachen für die eigene Tour vorbereiten musste.

Hast du hier bereits Lieblingsplätze gefunden?

Am liebsten bin ich eigentlich im Habibi in der Sternstraße beim Hasselbachplatz. Da gibt’s den besten Marrokanische-Minze-Tee ever! An der Elbe hin zum Klosterbergegarten kann man unfassbar entspannt joggen und das Hundertwasserhaus ist sowieso immer einen Besuch wert.

Die Volksstimme titelte vor dem Contest „Ein Justin Timberlake für Sachsen-Anhalt“ – findest du diesen Vergleich passend?

Ein „Teesy für Sachsen-Anhalt“ wär‘ natürlich geiler, aber Justin Timberlake reicht vorerst. Ich halte generell nicht so viel von Vergleichen und Schubladen. Musikgenres verlangen das schon, aber um einen Künstler zu beschreiben, braucht man keinen anderen.

Bei deinem Promo-Video zum BuViSoCo hast du scherzhaft dargestellt, dass dich in Magdeburg keiner kennt – hat sich das seitdem verändert?

Ein wenig. Das ein oder andere mal hat mich jemand darauf angesprochen, aber auch nicht allzu häufig. Alles noch so gut wie beim Alten.

Wie kommt jemand, der in Berlin geboren ist, in Hamburg gelebt hat, eigentlich darauf nach Magdeburg zu ziehen?

Ich war nach dem Abi immer unterwegs in anderen Städten. Als Musiker muss man ja eh mobil sein und jodelt mal hier, mal da rum. Damals brauchte ich etwas Neues und zog nach Kiel. Jetzt war wieder mal Zeit für ne Veränderung und ich ging nach Magdeburg. Ist ja auch schön nah dran an Berlin.

Der Spagat zwischen Uni und Musikproduktion ist sicherlich nicht leicht – nimmst du auch in Magdeburg auf oder fährst du dafür nach Berlin oder Hamburg?

Ich hab eine ganz kleine Arbeitsstation mit dem minimalsten Aufbau zu Hause, sodass ich Skizzen machen kann, aber zum finalen Aufnehmen und für das richtige Gefühl geht’s zu den Tracksetters nach Hamburg.

Verstehen sich die einzelnen Songs auf „Glücksrezepte“ eben als solche? 

Nein, es ist eher die Gesamtheit, die für den Titel steht. Ich habe einen sehr positiven Namen gesucht, der die Songs richtig treffend beschreibt und das war er! Rezepte fürs Glück habe ich nicht. Noch nicht. Ich bin auf der Suche. Ich dachte nur, eventuell kann jeder aus dem Album ziehen, was er selbst vom Glück erwartet. Es ist ja im Grunde durchgehend positiv geworden und das wollte ich dem Hörer mitgeben. Ein warme, angenehme Stimmung, die er für sich deuten kann.

Generell kommen sehr unterschiedliche Stimmungen auf – von Kritik an der „Generation Maybe“ hin zu romantischen Hochgefühlen – sind das auch Stimmungen, mit denen du dich konfrontiert siehst?

Auf jeden! Damit bin ich den ganzen Tag konfrontiert. Mir macht es im Moment echt Spaß, mich über die Gesellschaft zu monieren und Missstände für mich zu interpretieren und in Lieder zu verpacken. Ich will irgendwas bewegen, irgendwas weitergeben. Und zu den romantischenGefühlen: Ist ja nicht so, dass ich der einzige bin, der sowas hat. Die Medien sehen mich oft als einsamen Reiter, der für die Liebe und die Romantik kämpft, aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, dann dreht sich doch das ganze Leben nur um die Liebe, die Suche nach Glück und schönen Momenten. Das ist es doch, was unseren Alltag lebenswert macht. Also tut mal alle nicht so unsensibel (lacht).

Apropos „Generation Maybe“, wenige schaffen es, auf dem Debüt Album gleich Acts wie Megaloh zu featuren – wie ist die Zusammenarbeit entstanden?

Wir haben nach einem passenden Gegenpart zur zeitgenössischen Generation Maybe gesucht, der nicht aus meiner Position spricht, sondern einen anderen Blickpunkt auf die Sache hat. Und da hatten wir irgendwie Mega als Wunschgast auf dem Zettel und es war ein Wunder, dass er zugesagt hat und diesen fantastischen Part beigesteuert hat! Wahnsinn.

„SOS“ ist eine Aufforderung an die Männer, sich ein Herz zu nehmen und Frauen öfter anzusprechen. Bis du selbst eher zurückhaltend oder ergreifst du solche Chancen?

Ich bin schon eher abwartend und beobachtend. Ungestüm auf jemanden zuzugehen liegt mir nicht so.

Du bist kein reiner Rapper, kein reiner Sänger. Viele versuchen dich zu vergleichen, aber es gibt nicht viele deutsche Soul Musiker, die sich an solche Songs herantasten – was denkst du, warum diese Nische besteht?

Die deutsche neigt schnell zu Kitsch und uncoolen Formulieren. Es gab bisher echt nicht viele, die das wirklich hinbekommen haben, ohne dass man das Gesicht verziehen musste. Julian Williams, Peter Fox, Joy Denalane, Jonesmann, das waren immer Leute, die es geschafft haben. Aber ja, im Moment gibt die Szene diese Sparte nicht her. Vielleicht auch, weil deutschem R’n’B im Allgemeinen immer wenig Vertrauen zukommt, da es in der Vergangenheit eben an den bahnbrechenden Künstlern gefehlt hat.

Kannst du dir vorstellen, ein Album mit reinem Rap zu machen, ein bisschen so wie in der Chimperator Cypher?

Eigentlich nicht, nein. Dafür singe ich zu gern. Andersrum genauso.

Wie schätzt du die Hip Hop Szene derzeit ein? 

In Deutschland find ich’s im Moment eigentlich ziemlich spannend. Deutscher Rap auf Stadiongröße ist zur Zeit keine Seltenheit mehr, das gibt dem Außenbild von Hip-Hop einen sehr beeindruckenden Touch, das können selbst die großen Medien nicht übersehen. Mir gefällt es gerade ganz gut. Ich freue mich auf’s Ali As Album im Januar.

Hast du eine Erklärung dafür, warum Hip Hop zurzeit wieder so groß ist?

Für mich war Hip-Hop immer groß. Es ist einfach eine Subkultur, mit der sich die Jugend identifiziert, weil sie direkt und ehrlich ist. Ich glaub‘ aber auch, dass der Grund vielleicht darin liegt, dass der Hip-Hop in Deutschland jetzt einige Jahre hinter sich hat und im Erwachsenenalter angekommen ist. Die Leute, die früher Torch gehört haben sind heute 40 oder 50 und in den führenden Positionen von Unternehmen, Agenturen oder Medienanstalten und können den Ton vorgeben.

Wen hörst du selbst gerade rauf und runter?

Disarstar, Dissythekid, Ali As

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